Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht.
Drama/Fantasy, USA 2003, 125 Minuten, ab 6
Originaltitel: Big Fish; Deutschlandstart: 08.04.2004 (Columbia TriStar); Regie:Tim Burton; Produktion: Bruce Cohen, Dan Jinks, Arne Schmidt, Richard D. Zanuck; Drehbuch: John August nach Daniel Wallace; Musik: Danny Elfman; Kamera: Philippe Rousselot; Schnitt: Chris Lebenzon; Kostüme: Colleen Atwood

mit Ewan McGregor (Der junge Edward Bloom), Albert Finney (Edward Senior), Billy Crudup (Will Bloom), Jessica Lange (Die alte Sandra Bloom), Alison Lohman (Die junge Sandra Bloom), Helena Bonham Carter (Jenny/Seherin), Robert Guillaume (Dr. Bennett Senior), Marion Cotillard (Josephine), Matthew McGrory (Karl), David Denman (Don Price), Missi Pyle (Mildred), Ada Tai (Ping), Arlene Tai (Jing), Steve Buscemi (Norther Winslow), Danny DeVito (Amos Calloway)

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In der kleinen Stadt Ashton ist Edward Bloom (Ewan McGregor) bei allen beliebt. Als Ed seine große Liebe Sandra zum ersten Mal sieht, bleibt für ihn die Zeit stehen. Nach einem heftigen Sturm findet sich Ed in einem magischen See wieder. Ein Leben voller Liebe: Edward (Albert Finney) und Sandra (Jessica Lange).

Dunkel sind die Wege, die das Schicksal geht. Nach meinem mühevollen Weggang aus Ashton war nun die Liebe meine Lebens mit einem der größten Idioten von dort verlobt. Es gibt Zeiten, da muss ein Mann kämpfen, und andere, da muss er sich seinem Schicksal ergeben, das Handtuch werfen und einsehen, dass nur ein Narr weitermachen würde. Ehrlich gesagt: Ich war immer ein Narr. - Edward Bloom

Plot: Edward Bloom (Albert Finney) erzählt gerne Anekdoten aus seinem Leben. Er hat dabei nur die Angewohnheit, sie farbenprächtig und äußerst phantasievoll auszuschmücken. Er schildert sich als jungen Mann (Ewan McGregor) stets als Helden und große Persönlichkeit, die von allen in seiner Heimatstadt in der Provinz geachtet und geliebt wurde. Jeder hört diese Geschichten auf Grund Blooms Erzählkunst immer wieder gerne und alle mögen Edward wie er ist. Der einzige, der nicht von den Geschichten begeistert ist, ist Edwards Sohn Will (Billy Crudup).
Er hat sie einfach zu oft gehört und kennt sie mittlerweile auswendig. Das einzige, was er von seinem Vater allerdings nicht kennt, ist die Wahrheit über dessen Leben. Er würde zu gerne wissen, was für eine Person sein Vater in Wirklichkeit ist. Als sein Vater auf Wills Hochzeit mal wieder eine seiner Geschichten zum Besten gibt, die ihn und nicht Will in den Mittelpunkt stellen, kommt es zum Streit zwischen beiden, mit dem Ausgang, dass sie für drei Jahre nicht miteinander reden. Erst als sein Vater sterbenskrank wird, kehrt Will mit dem festen Entschluss nach Hause zurück, aus seinen Vater die Wahrheit heraus zu bekommen. Doch es fällt schwer, die Grenze zwischen Realität und Fiktion zu bestimmen...

Kritik #1: Für die Verfilmung des Romans von Daniel Wallace war eigentlich Steven Spielberg eingeplant. Doch er konnte aus terminlichen Gründen nicht und so bekam Tim Burton den Job des Regisseurs. Ich muss sagen, dass war eine sehr weise Entscheidung, denn nachdem ich den Film gesehen habe, kann ich mir keinen passenderen Regisseur als Tim Burton für die Verfilmung der Story über das wundersame Leben des Edward Bloom und dessen gestörtes Verhältnis zu seinem Sohn vorstellen. Steven Spielberg auf jeden Fall nicht, denn bei ihm wäre die ganze Sache vermutlich zu schmalzig geworden. Tim Burton hingegen hat genau das richtige Händchen dafür, eine phantasievolle und skurrile Geschichte zu erzählen.
Burton erzählt uns die Lebensgeschichte des Edward Bloom mit sehr viel Charme, aber immer unterlegt mit der gewissen besonderen „Burton-Note“. Allerdings geht diese skurrile Note hier nicht in eine düstere und mit schwarzem Humor versehende Richtung wie bei Beetlejuice oder Batman, sondern in eine warme und lebensbejahende Richtung. Der ganze Film ist im Grunde ein Plädoyer für das Leben, die Liebe und dafür seine Träume und Phantasie zur Realität zu machen. Dabei fesselt die Geschichte ungemein und lässt einen zwischen lustigen, romantischen und traurigen Sequenzen hin und her pendeln. Dafür, dass der Film so fasziniert, sorgt natürlich auch die gelungene Besetzung. Alle spielen sehr gut und besonders Ewan McGregor und Billy Crudup wissen in ihren Rollen zu überzeugen.
Der Film ist aber nicht für jeden Zuschauer geeignet, denn man muss schon das erzählende Kino mögen. Actionfans sind hier völlig fehl am Platz. Auch Burtons skurrile Erzählweise, wobei ich nicht weiß, inwieweit sie auch im Roman wieder zu finden ist, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Wer sich aber gern in eine märchenhafte Welt, voller Wärme, Magie und Poesie entführen und von seinen Emotionen mitreißen lässt, der wird Big Fish lieben.

Fazit #2: So muss Kino sein! Eine wunderbare, fesselnde und bewegende Reise in eine Welt zwischen Realität und Phantasie! 9½ Schuhe auf der Leine

Sebastian Schwarz
11.04.2004

Darf ein Vater nicht von seinem Sohn erzählen? - Ich bin nur eine Fußnote in der Geschichte, Dad. Ich bin die Rahmenhandlung für dein großes Abenteuer. Das übrigens nie stattgefunden hat: Am Tag meiner Geburt warst du in Wichita als Hausierer unterwegs. - Komm schon, Will, alle Welt liebt diese Geschichte. - Nein, da täuscht du dich, Dad. Ich liebe sie nicht. Nicht mehr. Nicht nach dem tausendsten Mal. Ich, ich, ich kenne jede Pointe, Dad. Ich kann sie genau so gut erzählen wie du. Einen Abend, einen Abend in deinem ganzen Leben dreht sich die Welt nicht nur um Edward Bloom! Wieso kannst du das nicht verstehen? - Auf Wills Hochzeit kommt es zum Streit zwischen Vater und Sohn

Kritik #2: Die altmodische Fähigkeit Geschichten zu erzählen gerät angesichts der hochtechnisierten Übermacht der Massenmedien wie Fernsehen, Computerspiel und Internet fast schon in Vergessenheit. Eine der wenigen Bastionen sind die "Gute Nacht"-Geschichten, die Eltern ihren kleinen Kindern erzählen. Und eine solche Situation ist auch die Ausgangsposition von Tim Burtons neuestem Streifen, in dem er nach dem künstlerischen Desaster von Planet der Affen, wieder zu seinen alten Stärken zurückfindet.
Allerdings thematisiert Big Fish einen Vater-Sohn-Konflikt: Der aufgeklärte moderne Will versucht die Wahrheit hinter den altmodischen Geschichten seines Vaters zu entdecken. Er hat das Gefühl, den Vater gar nicht wirklich zu kennen, da der, wie ein glitschiger Fisch nicht leicht zu fassen ist. Und Edward ist ein wahrer Lügenbaron Münchhausen, bei dem alles größer, bunter und vor allem großartiger als in der Wirklichkeit ist. Sein ganzes Leben besteht aus Geschichten, Anekdoten und Märchen in denen Wirklichkeit und Illusion untrennbar verschmolzen sind.

Die Romantik der Romanvorlage von Daniel Wallace hätte somit auch keinen besseren Regisseur als Tim Burton finden können: Schon in seinen Meisterwerken Sleepy Hollow, Edward mit den Scherenhänden und The Nightmare Before Christmas hat er bewiesen, dass an ihm nicht nur ein Maler sondern auch ein Märchenerzähler verloren gegangen ist. (Oder ist er in Wirklichkeit beides?)
Big Fish ist dann auch unverkennbar ein Tim Burton: Wer nicht schon beim Namen des Protagonisten Edward Bloom und beim Soundtrack von Danny Elfman Lunte gerochen hat, für den ist spätestens beim ersten Anblick eines Waldes klar, wer der Urheber dieses Filmes ist. Allerdings ist Big Fish deutlich freundlicher, weniger düster als seine Vorgänger. Vielleicht liegt dies auch an der Struktur des Filmes, die die einzelnen Stationen von Edward Blooms Leben wie die Episoden einer klassischen Odyssee (samt aller Zutaten wie Riesen, Hexen und magischen Orten) arrangiert. Zusammengehalten werden diese Einzelteile durch die Rahmenhandlung in der Gegenwart, in der Vater und Sohn am Sterbebett aufeinandertreffen.
Und wenn man etwas an Big Fish bemängeln könnte, dann ist es die Vorhersehbarkeit dieses Grundgerüstes. Denn die Tatsache, dass Wills Frau gerade schwanger ist, lässt frühzeitig erahnen, wer zu wem bekehrt werden wird...

Fazit #2: Fast schon die Tim Burton-Version von Die fabelhafte Welt der Amelie: fantasievoll, pittoresk und gnadenlos romantisch. 8 von 10 Mal Popcorn statt Nachos

Olaf Scheel
13.04.2004

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1115 Stimmen
Schnitt: 5.2
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Leser-Kommentare:
Julia (28.07.07): wenn man in einem sehr kalten Raum diesen Film sieht , wird er viel wärmer als man denkt
Al (06.07.07): wunderschönes, farbiges, aber auch düsteres Fantasy-Tragikomödie mit abenteuerlichen Stimmung und einem Vater-und-Sohn Verhältnis. 10 von 10 Punkte
Hans (30.06.07): klasse Fantasyfilm . meiner meinung nach hätte der film den oscar für musik, nebendarsteller, kostüm, film, ausstattung, regie, song, visuelle effekte und maske gewinnen sollen
Cengizhan (29.06.07): klasse Tragikomödie mit viel wunderschöner fantasy und musik . dieses familien-abenteuer hat auch etwas düsterhaftes an sich , wie in daniel wallaces buch. ein wahrer klassiker
Sandra (14.04.04): "Big Fish" ist ein sehr schöner Film über das Leben, die Liebe und die Macht der Phantasie. Im Grunde stimme ich Sebastians Kritik weigehend zu. Was mich an dem Film massiv gestört hat, war die viel zu holprige Erzählweise. Das ewige Hin,- und Herspringen zwischen Gegenwart, Vergangenheit, Realität und Phantasie hat mich auf Dauer ein wenig genervt. Ferner hat Burton bei seinen eigenen Filmen geklaut wie blöde: "Big Fish" schreit stellenweise geradezu nach "Edward mit den Scherenhänden" und "Sleepy Hollow", das es doch schon ein bißchen wehtut. Fazit: Besser gut klauen (und dann noch bei sich selbst:-)) als schlecht neu erfinden. Super Besetzung agiert in einer phantasievollen Geschichte mit aussagekräftiger Boschaft. 7,5 von 10 Werwölfen
Eric Draven (13.04.04): Ich musste mit entsetzen feststellen, dass dieser Film mal wieder zu solchen gehört, die nicht in allen Kinos gespielt werden, sondern nur in sehr erlesenen. Wahrscheinlich weil er nicht zur üblichen Blockbuster-Kategorie gehört, sondern doch schon etwas Anspruch mit sich bringt.
Also muss in diesem Fall auch das etwas weiter weg gelegene Kino ausreichen, wenn man nicht gerade in einer Großstadt wohnt. Trotzdem lohnt sich die Fahrt auf jeden Fall!! Letztendlich erhält man lustige Kurzgeschichten, weise Ankedoten, schlagfertige Antworten, skurile Gestalten und insgesamt ein wunderbares Vater-Sohn-Drama.
Von mir gibt es dafür 9 von 10 Momenten in denen die Zeit stehen bleibt.

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