Sideways
Komödie/Drama, USA/Ungarn 2004, 127 Minuten, ab 6
Originaltitel: Sideways; Deutschlandstart: 03.02.2005 (20th Century Fox); Regie: Alexander Payne; Produktion: Michael London, George Parra; Drehbuch: Alexander Payne, Jim Taylor nach dem Roman von Rex Pickett; Musik: Rolfe Kent; Kamera: Phedon Papamichael; Schnitt: Kevin Tent

mit Paul Giamatti (Miles Raymond), Thomas Haden Church (Jack), Virginia Madsen (Maya), Sandra Oh (Stephanie), Marylouise Burke (Miles' Mutter), Jessica Hecht (Victoria), Missy Doty (Cammi), M.C. Gainey (Cammis Ehemann), Alysia Reiner (Christine Erganian), Shake Tukhmanyan (Mrs. Erganian), Duke Moosekian (Mike Erganian), Robert Covarrubias (Mikes Gebäudemanager), Patrick Gallagher (Gary der Barkeeper), Stephanie Faracy (Stephanies Mutter), Joe Marinelli (Frass Canyon Pourer)

Filmplakat
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Offizielle Website (20th Century Fox )
Trailer (20th Century Fox )
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Nein, mach ihn jetzt nicht auf. Nein, nein, nein, nein. Der ist warm. Jack, das ist ein 92er Biron. Der, der ist wirklich selten, hörst du. Ich hab ihn extra noch nicht getrunken. - Ist ja gut, ich werde ihn nicht aufmachen. - Bitte, hör auf damit. *plöpp* Jack! Die Hälfte ist daneben gegangen! - Hey, halt die Klappe. Okay, stoßen wir auf eine großartige Woche an. Komm schon! - Ja, auf eine tolle Woche. Und obwohl du dich benimmst wie ein Affe, freu ich mich sehr auf die paar Tage mit dir. - Ja, ich mich auch. - Weißt du, ich freu mich schon ziemlich lange auf diese Reise. Ich hab schon gedacht, wir kriegen das nie auf die Reihe. - Mann, das Zeug ist lecker. - Das ist 100%iger Pinot Noir. Eine Lage. Den machen sie gar nicht mehr. - Pinot Noir? Wieso ist der weiß? - Ach, du großer Gott. Frag sowas nicht, wenn wir im Anbaugebiet sind. - Miles und Jack beginnen ihre Reise.

Plot: Miles (Paul Giamatti) und Jack (Thomas Haden Church) bilden ein ziemlich kurioses Gespann, dessen bessere Zeiten schon eine Weile zurückliegen: Während Miles als erfolgloser Schriftsteller und passionierter Weinkenner seit zwei Jahren in einer Midlife Crisis steckt und noch immer der Exfrau nachtrauert, steht sein alter Collegefreund Jack, ehemaliger TV-Seriendarsteller und draufgängerische Frohnatur in persona, kurz vor der Einfahrt in den Hafen der Ehe. Zuvor möchten beide jedoch noch eine Junggesellenreise durch die Weinanbaugebiete Kaliforniens unternehmen, die malerische Landschaft genießen, ein paar leckere Tropfen Wein verköstigen und gerne – wenn es nach Jack geht – noch einmal „einen wegstecken“, also eine Frau abschleppen.
Die Chancen dazu stehen eigentlich gar nicht mal so schlecht, denn während Jack mit seiner Flirtlaune bei der allein erziehenden Mutter Stephanie (Sandra Oh) auf Gegenliebe stößt, deutet sich auch zwischen Miles und der Kellnerin Maya (Virginia Madsen) so etwas wie eine zarte Bande an. Allerdings stehen einer glücklichen Vereinigung einige Hindernisse im Weg, und das größte ist Miles selbst. Von Versagensängsten und melancholischer Schwermut gebremst, geht es ihm wie einem ehemaligen Spitzenwein, der mit der Zeit der Stagnation langsam fade zu werden droht. Und auch Jacks Fassade beginnt zu bröckeln, denn aus einem unverbindlichen Sexabenteuer ist offensichtlich doch etwas mehr geworden. Oder treibt ihn einfach nur die Angst vor der „Endstation“ Ehe?

Kritik: Sideways ist, legt man die diesjährige Auswahl an potentiellen Oscar-Kandidaten zugrunde, ein nicht weniger erstaunlicher Anwärter als im letzten Jahr der Sofia Coppola-Streifen Lost in Translation: Ein kleiner, unaufdringlicher Film mit leisem melancholischen Unterton inmitten teuer produzierter, hochdramatischer Kontrahenten, die üblicherweise viel mehr im Fokus der medialen Öffentlichkeit stehen und letztlich auch – zumindest muss man das befürchten – die großen Preise abräumen (Sideways ist für fünf Oscars nominiert, inclusive in der Sparte „Bester Film“).
Andererseits ist der enorme Zuspruch, den der Film erfährt, ziemlich leicht nachvollziehbar. Gerade in den USA, wo der zielgerichtete, karriereorientierte way of life, an dessen Ideal sich viele Menschen erfolglos abmühen, noch immer eine machtvolle Lebensorientierung ist, muss ein Film, der – streng genommen – „gescheiterte“ Existenzen und ihre Schwächen mit einfühlsamer Sympathie behandelt und darüber hinaus ein Innehalten im ehrgeizigen Vorwärtsstreben empfiehlt, mit begeisterter Dankbarkeit aufgenommen werden: Das Leben „seitwärts“ (so der Titel) ist zu wertvoll, um darauf herabzusehen: Miles muss kein gefeierter Schriftsteller werden, und auch Jack ist trotz seiner fehlgeschlagenen Karriere als Schauspieler kein Verlierer.
Neben seinen humanen Qualitäten ist Sideways vor allem eine souveräne Gradwanderung zwischen leichten, komödiantischen und melancholischen Momenten. Komik und Trauer liegen nahe beieinander, ohne dass jemals über die Figuren gelacht würde. Alexander Payne (letzte Filme: About Schmidt und Election) beweist sich in seinem bislang besten Film nicht nur als großartiger Drehbuchautor, sondern auch als subtiler, sich im Dienste seiner Geschichte zurücknehmender Regisseur, der künftig wohl oder übel an Sideways gemessen wird. Das Schauspielensemble ist durchweg klasse, obwohl doch insbesondere Paul Giamatti als tragisch sensibler Held und Thomas Haden Church als überdrehter Draufgänger mit pubertärer Begeisterungsfähigkeit herausstechen. Haden Church, als bester Nebendarsteller nominiert, ist in seinem komischen Understatement allein das Eintrittsgeld wert: Wie viele Schauspieler hätten diese Rolle ins Alberne übersteigert oder eine Slapstick-Nummer daraus gemacht?
Genau das hätte auch leicht mit dem ganzen Film passieren können, der über weite Strecken nahezu makellos klasse ist und lediglich im letzten Drittel – so mein subjektives Empfinden – ein wenig an Drive verliert. Aber würde man nicht einem echten Spitzenwein nach einem hochwertigen Genuss auch einen eher konventionelleren Abgang verzeihen?

Fazit: Wäre Sideways ein Wein, dann wär´s wohl ein ziemlich edler Tropfen: 9 von 10 Möglichkeiten, seine Midlife Crisis etwas entspannter – und weinseliger – zu gestalten!

Dominik Rose
05.02.2005

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922 Stimmen
Schnitt: 4.9
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Marko (09.02.05): @Sandra: Sorry wenns so rüber kam als wollte ich dir deinen Intellekt absprechen. War in keinster Weise so gemeint. Soweit sein bezog sich auf ganz was anderes. Eine Erklärung würde aber wieder nur wie von oben herab klingen, daher lass ich es sein.
Sandra (08.02.05): @Marko: Ich möchte mir doch jetzt hier nicht vorwerfen lassen, ich hätte den Film nicht verstanden oder gar, dass ich noch nicht soweit wäre. Mir ist sehr wohl klar, dass es hier um die Midlife-Crisis zweier Männer geht, aber das muss mir doch nicht gefallen, oder? Und ich muß es auch nicht gut gemacht oder gespielt finden, denn das ist alles Geschmackssache. Ich bin ja auch kein alternder Mann in Rente der gerade seine Frau verloren hat und trotzdem fand ich "About Schmidt" sehr gut, rundum gelungen und sehr wohl interessant - alleine schon wegen des genialen Jack Nicholson. Es ist eine Sache eine andere Meinung zu vertreten aber ich verbitte mir an dieser Stelle entschieden mir meinen Intellekt abzusprechen - danke sehr!
Stefanie (08.02.05): Filme sind nun mal (zum Glück) genau wie Musik Geschmackssache. Ich fand sowohl den Film als auch den Soundtrack einfach gut. Der Regisseur hat einen großartigen Film über Freundschaft, Gefühle und Genuss gedreht, ohne auf spektakuläre Effekte und Gefühlsduselei zu setzen. Es sind Leute, die Du und ich auch treffen könnten und die einem irgendwie ein bisschen bekannt vorkommen. Die Hauptdarsteller sind exzellent und erlauben eine hohe Identifikation mit der jeweiligen Situation. Da leidet man mit Miles, möchte ihn anschreien wie Jack und empfindet Schadenfreude, wenn Jack in Folge wohlverdienter Prügel mit einem schmucken Nasenverband herumläuft. Und als Genussmensch habe ich natürlich ohnehin die ganze Zeit viel Spaß gehabt. Besonders schön fand ich die Szene im Fast Food Restaurant, bei der ein edler Tropfen... aber das wird nicht verraten! Selbst sehen! Von mir 9 von 10 Büchern, die nie veröffentlicht werden
Bernhard (08.02.05): Mir hat der Film recht gut gefallen und ich fand die Charactere gut herausgespielt. Was ich allerdings nicht verstehe: ist dieser Film wirklich ab 6 freigegeben? @Sandra: > Warum sich Männer nach zwei Jahren Trennung
> Werther-mäßig immer noch im Sumpf des Selbstmitleids
suhlen... Schon mal mit Melancholikern zu tuen gehabt?
> Und Jack vögelt absolut verantwortungslos vor seiner
> Hochzeit nochmal alles was Titten hat
Es soll Männer geben, die Bindungspanik bekommen und nicht immer rational handeln - Männer halt ;-)

Sebastian (08.02.05): Im Prinzip fand ich Sideways rundum gelungen, aber irgendwie hat mir irgendwas gefehlt! Ich kann noch nicht mal sagen was, denn der Film beinhaltet sowohl Tragik als auch Humor, er hat eine schöne Geschichte und eine Botschaft! Aber irgendwie hat er mich nicht 100%ig überzeugt. Es fehlte der letzt Pfiff! Die Geschichte war nicht so ergiebig, dass sie die gut 2 Stunden hat ausfüllen können. So wirkte der Film doch ein wenig in die Länge gezogen.
Alexander Paynes Vorgänger-Film About Schmidt fand ich da doch schon um einiges besser! Vielleicht lag das aber auch an dem unvergleichlichen Jack Nicholson!
Die Darsteller in Sideways waren allerdings auch sehr gut. Zumindest die Männer! Besonders Paul Giamatti trägt den Film und überzeugt auf ganzer Linie. Thomas Haden Church war auch klasse. Warum Paul Giamatti nicht für den Oscar nominiert ist, Virginia Madsen aber schon, weiß der liebe Himmel! Er hätte es voll verdient. Aber Virginia Madsen? Sie war einfach nur normal. Da gibt es etliche Schauspielerinnen, die es mehr verdient hätten!
Da ich About Schmidt 9 Punkte gegeben habe und Sideways schlechter fand, bekommt Sideways von mir 8 von 10 vergessenen Geldbörsen!

Marko (07.02.05): Tja Sandra da hast du den Film wie viele andere auch völlig mißverstanden. Das ist nicht dein Fehler - wie auch. Ich will nicht großkotzig erscheinen aber du bist einfach noch nicht soweit. Hier geht es um ganz andere Dinge als traurig gucken oder rumvögeln. "Die Eulen sind nicht was sie scheinen" :)
Sandra (07.02.05): Auch auf die Gefahr hin virtuell gesteinigt zu werden: Ich kann diesem Film absolut nichts abgewinnen. Er war viel zu lang gezogen, daduch streckenweise langatmig und einfach uninteressant. Mit den beiden Hauptcharakteren, besonders mit Miles, konnte ich nichts anfangen. Warum sich Männer nach zwei Jahren Trennung Werther-mäßig immer noch im Sumpf des Selbstmitleids suhlen - ich begreife es einfach nicht - tut mir leid, Jungs! Daher ging mir sein ewig trauriges gucken mit der Zeit einfach auf den Sender. Und Jack vögelt absolut verantwortungslos vor seiner Hochzeit nochmal alles was Titten hat. Auch ätzend aber wenigsten tut er etwas. Das Fahrstuhlmusikalische Jazzgeklimper hat mir dann den Rest gegeben. Und der Knüller des Jahres ist die Oscarnominierung für Virginia Madsen. Hallo? Wofür bitte? Für blondsein und nett lächeln? Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ein Gegenbeispiel: Kim Basinger in "Final Call" sicherlich der anspruchslosere Film, aber die Frau hat gezeigt, was Schauspielerei bedeutet: Eben mehr als blondsein und nett lächeln. Sorry, die Herren Juroren aber das wahr wohl die Fehlentscheidung der diesjährigen Oscarverleihung. Fazit: Nur für hartgesottene Freunde des dahinschleichenden Lebens zweier Jedermanns. 5 von 10 Weinverköstigungen
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