Casanova
Komödie/Action, USA 2005, 111 Minuten, ab 6
Originaltitel: Casanova; Deutschlandstart: 09.02.2006 (Buena Vista); Regie: Lasse Hallström; Produktion: Betsy Beers, Mark Gordon u.a.; Drehbuch: Jeffrey Hatcher, Kimberly Simi; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Oliver Stapleton; Schnitt: Andrew Mondshein

mit Heath Ledger (Casanova), Sienna Miller (Francesca Bruni), Jeremy Irons (Pucci), Oliver Platt (Paprizzio), Lena Olin (Andrea), Omid Djalili (Lupo), Stephen Greif (Donato), Ken Stott (Dalfonso), Helen McCrory (Casanovas Mutter), Leigh Lawson (Tito)l, Tim McInnerny (Der Doge), Charlie Cox (Giovanni Bruni), Natalie Dormer (Victoria), Paddy Ward (Vittorio) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (Buena Vista )
Trailer (Buena Vista )
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Seht mich an ... - Und? - Und jetzt das Bild. - Also, ehrlich gesagt kann ich keine große Ähnlichkeit erkennen. - Nein ... Aber wir bezeichnen das als Werbung. - Verstehe. Aber wozu das alles? Wenn sie Euch so liebt, wie Ihr seid? - Sie kennt mich nicht. - Oh ... - Wir sind uns nie begegnet. - Ist das so? - Ja. Nehmt mich unter Eure Fittiche, ich bitte Euch. Ich werde Euch großzügig dafür entlohnen: Ihr bestimmt den Preis, und ich werde bezahlen. - Ihr wollte, dass ich Euch unterrichte. - Ich will, dass Ihr mich verwandelt! Transformiert mich! - Verehrter Paprizzio, bis zu Eurer ersten Begegnung bleibt Euch eine Stunde. - Dann gehe ich nicht, dann gehe ich eben nicht! Niemand kann mich zwingen! - Casanova soll Paprizzio in Form bringen.

Plot: Venedig, etwa im Jahr 1750: Die verwitwete Andrea Bruni (Lena Olin) hat ihre bourgeoise Tochter Francesca (Sienna Miller) ohne vorheriges Zusammentreffen dem stinkreichen, recht fülligen, aber gutmütigen genuanischen Schweinefett-Händler Papprizzio (Oliver Platt) zur Ehefrau versprochen. Diese Verbindung soll Papprizzio Marktanteile in Venedig verschaffen und gleichzeitig das finanziell ruinöse Haus Bruni retten.
Zur gleichen Zeit treibt Giacomo Casanova (Heath Ledger) in Venedig sein lustvolles Unwesen, permanent unter der Protektion des Dogen (Tim McInnerny), der ihn schon viele Male vor dem Tod am Strang gerettet hat. Doch nun stellt er ihm ein Ultimatum: entweder alsbaldige Heirat oder sofortige Verbannung aus Venedig. Denn unverhofft mischt sich der vatikanische General-Inquisitor Pucci (Jeremy Irons) ein: Zu sehr ist dem Papst der venezianische Sündenpfuhl mit den gesellschaftlich hochbrisanten Schriften eines gewissen Bernardo Guardi (Phil Davis) ein Dorn im Auge - außerdem will auch er Casanova unbedingt hängen sehen.
Es kommt zu einer übereilten Verlobung zwischen Casanova und der hinreißenden Victoria (Natalie Dormer), zu der Francescas schüchterner Bruder Giovani (Charlie Cox) in heimlicher Liebe entflammt ist. Er fordert Casanova prompt zum Duell heraus, jedoch ohne dessen wahre Identität kennen. Um den fechtunkundigen Jüngling zu retten, tritt statt Giovani seine Schwester Francesca inkognito zum Kampf an. Es kommt, wie es kommen muss: Casanova verliebt sich Hals über Kopf in sie - und er beginnt einen Plan zu schmieden, sie für sich zu gewinnen.

Kritik: Der schmucke Australier Heath Ledger, den wir schon in Ritter aus Leidenschaft im historischen Kostüm mit ebensolchen Waffen herumfuchteln sahen, spielt hier erneut den frechen Frauenschwarm, der sich allen gesellschaftlichen Zwängen zum Trotz für die Eine interessiert, die ihn eigentlich verschmäht. Und so beginnt eine kunterbunte Verwechselungskomödie, in der mal dieser und mal jener freiwillig oder unfreiwillig eine andere Identität annimmt, mal um sich Ärger zu entziehen, mal um Verwirrung zu stiften, mal um verdeckt ein ganz anderes Ziel zu verfolgen. In Szene setzte dieses amüsant-romantische Verwirrspiel der Schwede Lasse Hallström, der auch bei Chocolat Regie führte.
Casanova entstand zu großen Teilen an Originalschauplätzen, was zu angenehm stimmigen Details führt: Man fühlt sich sofort ins historische Venedig zurück versetzt, einzig postmodern sind Casanovas stylishe Sonnenbrille und Inquisitor Puccis frecher Borstenhaarschnitt. Der Soundtrack ist stimmig von Albinoni, Vivaldi, Händel und anderen der Handlung gemäßen Komponisten. Entwarnung vorab: Die im Filmtrailer zu Gehör gebrachte "Krach-Klassik" von Rondò Veneziano ist glücklicherweise im Film nicht enthalten.
Natürlich darf man keine historisch akkurate Abhandlung über das Leben und Lieben im alten Venedig erwarten: Dies ist die übliche Fiktion, angelehnt an die vielen Gerüchte und wenigen Tatsachen des historischen Giacomo Casanova (1725-1798). Dennoch ist der Film trotz der 108 Minuten Länge konsequent kurzweilig und amüsant - man könnte es im Mozart-Jahr fast als eine Art filmische Don Giovanni-Adaption verstehen, inklusive Casanovas leicht tumben, aber immer hilfsbreiten Dieners Lupo (Omid Djalili).
Nicht nur Heath Ledger sondern auch alle anderen Haupt- und Nebendarsteller gehen in ihren Rollen auf: Das gesamte Ensemble ist auf den Punkt besetzt, nicht zuletzt Jeremy Irons als eiserne Hand der katholischen Kirche. Es gibt dabei keine allzu freizügigen Szenen und ebenso nur wenige, absolut im Rahmen gehaltene frivole Anspielungen, Also dürfte der Film in heutiger Zeit auch mit Kindern ab etwa 12 Jahren gut als lustige Unterhaltung für die ganze Familie durchgehen: In Deutschland ist der Film frei ab 6 Jahren, in vielen Ländern frei ab 12 - nur in den USA hat es unbegreiflicherweise zum "R-Rating" = "restricted" = "nicht unter 18" gereicht.

Fazit: Ein hinreißender, literarisch inspirierter Kostümfilm vor atemberaubender historischer Kulisse: Eine Verwechslungskomödie mit exakt der richtigen Mischung aus Romantik, Wortwitz, klassischer Musik, Action und Slapstick-Humor. 7 1/2 von 10 italienischen Schweinchen namens Babe (laut Abspann).

Gero Zahn
13.02.2006

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854 Stimmen
Schnitt: 4.9
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Leser-Kommentare:
MRA (15.03.06): @Gero bzgl. Altersfreigabe: Das R-Rating ist gar nicht mal so sehr überrasschend wenn man sich überlegt, was der MPAA (der US-amerikanischen FSK) bei ihrer Einschätzung wichtig ist. Der Film erhielt die Bewertung "Rated R for some sexual content." Das ist konsistent, schließlich wurde die Organisation in den 1930er Jahren gegründet, um vor allem dem moralischen Sittenverfall in den US-Kinos entgegen zu wirken. An dieser Aufgabe hat sich bis heute nicht viel geändert.
Kleines Deatil am Rande: "R" bedeutet nicht wie oben berichtet "nicht unter 18" (das entspricht dem Rating "NC-17") sondern "Jugendliche unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten."

jo (28.02.06): Nettes Popcorn-Kino, das man zu zweit besuchen sollte, wenn Handlung und Film nicht weiter wichtig sind. Wer alleine ist, darf die liebevolle Ausstattung und die zahlreichen historischen Referenzen bemerken - auch wenn sie bei all dem Klamauk für's gemeine Kinovolk ein wenig untergegen. 5 von 10 volkstümlich inszenierten Verwechslungen.
andrej (22.02.06): Der absolut schlechteste Film den ich in den letzten Jahren gesehen habe. Ich hatte wirklich geringe erwartungen an diesen film, diese wurden in der ersten hälfte erfühlt und in der zweiten dermassen unterboten dass mir die cola mitsamt den popcorn hochgestiegen ist. Diese "komödie" ist eine beleidigung an humor und intelligenz, ich würde mir lieber tagelang alte bud spencer filme reinziehen als nochmal die letzten 20 minuten von casanova zu sehen. Wer den film unbedingt sehen will sollte keine gewissensbisse haben sich das meisterwerk irgendwo aus dem netz zu saugen. Das habe ich leider nicht und somit ein weiteres legosteinchen auf den turm des kommerziellen erfolgs für diesen film gelegt. Habe übrigens noch nie einen kinofilm runtergeladen, bei casanova wäre das vollkommen angebracht gewesen.
Eric Draven (21.02.06): Ein wirklich "netter" Film....mehr aber auch nicht.
Meiner Meinung nach sind die "Action-Szenen" eher fehl am Platze. Der Mix aus Romantik und Komödie ist sehr gelungen und dabei hätte man auch bleiben sollen.
Ist aber nur eine kleine Anmerkung und das Gesamtwerk wird auch nur zum Ende hin dadurch negativ beeinflusst.
Im Großen und Ganzen ein sehenswerter Unterhaltungs-Film.
7 von 10 Besuchen im Kloster

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