Good Night, and Good Luck
Drama, USA/UK/Frankreich/Japan 2005, 93 Minuten, ab -
Originaltitel: Good Night, and Good Luck; Deutschlandstart: 06.04.2006 (Kinowelt); Regie: George Clooney; Produktion: Steven Soderbergh, Grant Heslov u.a.; Drehbuch: George Clooney, Grant Heslov; Kamera: Robert Elswit; Schnitt: Stephen Mirrione

mit David Strathairn (Edward R. Murrow), Robert Downey Jr. (Joe Wershba), Patricia Clarkson (Shirley Wershba), Ray Wise (Don Hollenbeck), Frank Langella (William Paley), Jeff Daniels (Sig Mickelson), George Clooney (Fred Friendly), Tate Donovan (Jesse Zousmer), Thomas McCarthy (Palmer Williams), Matt Ross (Eddie Scott), Reed Diamond (John Aaron), Robert John Burke (Charlie Mack), Grant Heslov (Don Hewitt), Alex Borstein (Natalie), Rose Abdoo (Millie Lerner) u.a.

Filmplakat
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Sie sind ein Team: CBS-Anchorman Edward R. Murrow und sein Produzent Fred Friendly.
Das Team von “See It Now”: Eddie Scott, Edward R. Murrow, Jesse Zousmer und John Aaron. CBS-Nachrichtensprecher Don Hollenbeck. Edward R. Murrow moderiert das Sonntagsmagazin “Person to Person”.

Lass mal sehen, ja. - Das ist nichts weiter als ein Loyalitätseid. - Zu CBS? - ... und zu Amerika. - Du versprichst, ein loyaler Amerikaner zu sein? - Aber alle Reporter haben das unterzeichnet. - Wem versprichst du das? CBS? - Murrow hat unterzeichnet. - Murrow hat unterzeichnet? - Ja. - Oh. 'Stehen Sie oder standen Sie jemals auf der vom Justizministerium erstellten Liste von subversiven Gruppen?' Na schön, lass uns mal überlegen, was da wirklich steht. Ist es eine Verletzung bürgerlicher Freiheiten oder vielleicht Zensur? ... Murrow hat das unterzeichnet? - Ja. Und Fred und Stanton. - Vielleicht redest du erstmal mit Murrow. - Vielleicht sollte ich unterschreiben!? - Wenn du das nicht unterzeichnest, sind wir dann beide ein Ziel? - Wenn ich es nicht tue, werde ich gefeuert. - Shirley und Joe Wershba sollen sich zu Amerika bekennen.

Plot: Der renommierte CBS-Nachrichtenmoderator Edward Murrow (fantastisch dargestellt von David Strathairn) richtet seine lapidare Abschiedsformel „Good Night, and Good Luck“ allwöchtentlich an eine amerikanische Öffentlichkeit, die in einem gesellschaftlichen Klima der Angst lebt. Der Kalte Krieg mit den Sowjets hat Anfang der fünfziger Jahre einen ersten athmosphärischen Höhepunkt erreicht. Die weitverbreitete Paranoia vor allem, was kommunistisch ist oder auch nur sein könnte, führt zur Denunziation und Verfolgung aller, die als verdächtig angesehen werden. Die politische Meinungsfreiheit wird, auch in weiten Teilen der Presse, dem Diktat des konservativen Zeitgeistes unterworfen, zu dessen Richter sich der rigide „Kommunistenjäger“ Senator McCarthy aufgeschwungen hat.
Der ihm unterstellte Ausschuss, der alles, was als „unamerikanisch“ postuliert wird, untersuchen und verfolgen soll, dient ihm als öffentliches Schreckenstribunal. Berufsverbote, gesellschaftliche Bloßstellungen, oftmals ohne jede Beweisführung, sind an der Tagesordnung (der berühmte US-Dramatiker Arthur Miller schrieb im übrigen sein in den fünfziger Jahren uraufgeführtes Stück Hexenjagd als Parabel auf die damaligen politischen Zustände).
Die kleine Redaktion des kritischen CBS-Nachrichtenmagazins um Fred Friendly (George Clooney himself), Joe Wershba (Robert Downey Jr.) und Moderator Murrow wagt den Aufstand und legt sich, gegen die Bedenken der Senderführung, in ihrer wöchentlichen Fernsehsendung mit McCarthy an und stellt dessen undemokratische Vorgehensweise öffentlich in Frage. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen, denn die Feinde sind mächtig.

Kritik: Good Night, and Good Luck ist ganz sicher nicht als rein nostalgische Hommage an Edward Murrow und sein Nachrichtenteam zu verstehen, sondern spielt mehr oder weniger offen auf die gesellschaftlichen Parallelen zur Ära unter Bush Jr. an, in der nicht nur die wenigen kritischen Journalisten oder Politiker, sondern auch Hollywoodstars wie Sean Penn oder George Clooney (nur weil er im Februar 2003 an der Veranstaltung „Cinema for Peace“ in Berlin teilnahm) öffentlich als Gegner gebrandmarkt wurden. Das allein ist zwar gut zu wissen, sagt aber noch nichts über die Qualität des Films aus.
Auch wenn sich Michael Moore mit seiner Anti-Bush-Doku Fahrenheit 9/11 sicher für eine ehrenwerte Sache stark gemacht hat, so ist eine entscheidende Qualität von Clooneys Film, dass er sich nicht als polemischen Kampfstreifen versteht, sondern seine Kritik an politischem Machtmissbrauch und medialer Gleichschaltung äußerst dezent und vielschichtig vorträgt. In Good Night, and Good Luck dominieren keine ätzenden Seitenhiebe oder sarkastischen Attacken, sondern subtile Szenen, in denen verrauchte Studios und jazzige Bars eine faszinierende Atmosphäre schaffen, die an alte, extrem coole Gangsterstreifen aus den vierziger Jahren erinnert. Edward Murrow ist sogar derart lässig, während seiner Livesendung genüsslich am Glimmstengel zu saugen. Das ist aber nicht als ein Werbefilm für den Tabakkonsum misszuverstehen, sondern evoziert in seinen schattigen Schwarz-Weiß-Kontrasten und den umherwabernden Rauchschwaden eine latent bedrohliche Stimmung, in der jederzeit das politische Fallbeil zuschlagen kann. Good Night, and Good Luck stützt sich nicht auf dramatische Statements, sondern auf vielsagende Blicke und kurze Wortwechsel, die dem Klima der Unterdrückung und latenten Angst einen perfekten dramaturgischen Ausdruck verleihen. Ein unüberlegter Satz, das weiß Edward Murrow nur zu gut, und er ist nicht nur seinen Job los und öffentlich geächtet, sondern er findet sich möglicherweise gar selbst auf der Anklagebank vor McCarthys Ausschuss wieder.
George Clooney gelingt in seiner erst zweiten Regiearbeit (nach dem schon sehr starken Debütfilm Geständnisse von 2002) ein Meisterwerk an Suspense, Rhythmus und filmischer Eleganz, an der sicher neben den hervorragenden schauspielerischen Leistungen (allen voran David Strathairn in einem Glanzstück an nuanciertem Understatement) auch die kunstvolle Kameraarbeit und die detailgenaue Ausstattungsarbeit ihren Anteil haben.
Die Idee, McCarthy nicht etwa durch einen Darsteller nachspielen zu lassen, sondern ihn in längeren, authentischen Fernseh-Archivbildern vorzuführen, erweist sich als cleverer Schachzug. Der eigentliche Feind, so eine zentrale Aussage des Films, lauert in uns selbst.

Fazit: Der beste Film des letzten Jahres. 9,5 von 10 verrauchte Filmstudios!

Dominik Rose
11.05.2006

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