Mein Führer
Komödie/Drama, Deutschland 2007, 89 Minuten, ab 12, Prädikat: wertvoll
Originaltitel: Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler; Deutschlandstart: 11.01.2007 (X-Verleih); Regie: Dani Levy; Produktion: Stefan Arndt, Barbara Buhl u.a.; Drehbuch: Dani Levy; Musik: Niki Reiser; Kamera: Carl-Friedrich Koschnick, Carsten Thiele; Schnitt: Peter R. Adam

mit Helge Schneider (Adolf Hitler), Ulrich Mühe (Prof. Adolf Israel Grünbaum), Sylvester Groth (Dr. Joseph Goebbels), Adriana Altaras (Elsa Grünbaum), Stefan Kurt (Albert Speer), Ulrich Noethen (Heinrich Himmler), Lambert Hamel (Obergruppenführer Rattenhuber), Udo Kroschwald (Martin Bormann), Torsten Michaelis (SS-Wachmann Moltke), Axel Werner (Erich Kempka), Victor Schefé (Rottenführer Puffke), Lars Rudolph (Kammerdiener Heinz Linge), Wolfgang Becker (KZ-Kommandant Banner), Bernd Stegemann (Dr. Morell) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (X-Verleih )
Trailer (x-Verleih )
Szenenbild 1 Szenenbild 2 Szenenbild 3 Szenenbild 4
Schaumbad mit steifem Arm und alter Fregatte.
Grünbaum bringt den Führer auf Trap. Der Führer sucht Nachtruhe beim Ehepaar Grünbaum. Der Führer und Blondi türmen.

Nehmen Sie doch Platz. Das... Das mit der Endlösung, Professor Grünbaum, das dürfen Sie nicht gegen sich persönlich nehmen. Bitte... Wenn ich gewusst hätte, dass Sie... Naja, Schwamm drüber... Professor Grünbaum: Wir brauchen Sie. Der Führer braucht Sie. - Goebbels begrüßt Professor Grünbaum.

Plot: Hitler (Helge Schneider) ist ein psychisches Wrack, hat den Glauben an sich und den Endsieg verloren, soll aber in wenigen Tagen seine historische Neujahrsrede halten. Aus Verzweiflung beschließt Joseph Goebbels (Sylvester Groth), den jüdischen ehemaligen Schauspiellehrer Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe) aus dem Arbeitslager zur Hilfe zu holen, um den Führer in Rekordzeit wieder in beste Verfassung für den großen Tag zu bringen. Denn die größte Waffe Hitlers ist sein Hass. Und wer könnte den besser wieder aktivieren als jemand, den er hasst?

Kritik: „Volk, heile dich selbst!“ ist die plakative Botschaft des Films. Wir werden Hitler und seine Zeit nie verstehen, egal, wie sehr wir uns damit auseinandersetzen. Dann kann wenigstens der Versuch unternommen werden, eine gesunde Einstellung zu unserer Vergangenheit einzunehmen. So zumindest scheint der Film sich verstehen zu wollen.
Manche meinen, es sei „noch zu früh“, sich auf komödiantischer Ebene der Nazizeit zu nähern. Aber genau das und nur das scheint Dani Levys Intention gewesen zu sein: Den Film zu kritisieren fällt ein wenig schwer, da er keinen klaren Kurs einschlägt, sondern mehrgleisig fährt. Zu Beginn ist es mehr eine Parodie, auf die übergründliche Bürokratie der Nazis, den sturen Gehorsam und den immer wiederkehrenden, ermüdenden Hitlergruß. Gespickt mit einer Prise tiefschwarzen Humors, dessen Lacher schon wieder im Halse stecken bleiben. Doch kaum hat man sich daran gewöhnt und sogar damit anfreunden können, werden wieder ernstere Töne angeschlagen.
Nur zu Recht: Ohne ernstere Momente, die dieses Thema einfach zwangsläufig mit sich bringt, lässt sich so ein Film wohl nicht guten Herzens realisieren.

Auch wenn er dadurch ein wenig ins Schwanken gerät und letztlich weder etwas Ganzes noch etwas Halbes ist. Im Hauptteil, den Szenen mit Hitler und Grünbaum, dominieren eher groteske Momente, die Hitler vermenschlichen und auch entwürdigen. Teilweise auf die Spitze getrieben, gerade was die Szene im Ehebett der Grünbaums angeht. Nicht ganz unproblematisch, kann man am Ende jeden Menschen entwürdigen, es im Nachhinein bei so einer Persönlichkeit zu tun, wirkt zumindest zwiespältig. Wirklich gestört haben mich aber nur die Momente, in denen Hitler beinahe schon sympathisch dargestellt und in seiner Unmenschlichkeit gemindert wurde. Im Untergang gab es zwar auch solche Zwischentöne, aber dort war es eher die zweite Seite einer Bestie, die auch die Treue seiner Gefolgsleute erklärbar machte. Hier verblasst die Unmenschlichkeit Hitlers jedoch zu sehr.
Äußerst gelungen dagegen die Momente in des Führers gottähnlichen Schlafgemach, in denen trotz allen Herrenrassendesigns nur ein alter, schwerfälliger Mann nächtigt, der sich mühsam aus dem Bett quält. Das wirkt ohne Worte.
Der nicht eindeutige Kurs des Films mag auch an der Besetzung Hitlers mit Helge Schneider liegen, der unter seiner Latexmaske kaum wieder zu erkennen ist. Während man dessen eigene Filme (Jazzclub) nur entweder lieben oder hassen kann, war hier ein „ernsthafter“ Regisseur am Werk und gerieten offensichtlich zwei verschiedene Arbeitsweisen aneinander, die eine gewisse Eigendynamik des Projektes verursachten.

Fazit: Vergangenheitsbewältigung einmal anders! Der Versuch, allen irgendwo gerecht zu werden, ist vielleicht gleichzeitig größte Schwäche und größte Stärke des Films. Dabei ist er zu gelungen, um schlecht zu sein und zu halbherzig, um wirklich gut zu sein. Aber mehr als einen ersten Versuch einer neuen Auseinandersetzung mit dem Thema wollte man vermutlich gar nicht erreichen. Ohne dabei die Ernsthaftigkeit ganz auszublenden. Vielleicht der nächste logische Schritt nach dem Untergang, der die erste direkte Auseinandersetzung mit Hitler wagte. Etwas unentschlossen gebe ich 6 von 10 Armstützen.

Nikolas Mimkes
25.01.2007

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1050 Stimmen
Schnitt: 4.8
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Leser-Kommentare:
Sebastian (30.01.07): Mein Führer war deutlich besser, als es die Kritiken, die ich bis dahin gelesen hatte, vermuten ließen. Er war auch lustig, auch wenn das das Mädchen, welches in der Sneak hinter mir saß, das gar nicht so gesehen hat: "Was ist das für ein Scheiß!" "Über so was lacht man doch nicht!"
Doch, genau so muss man mit dem Thema umgehen. Mit entlarvendem bösem, aber dabei feinsinnigem und intelligentem Humor. Und wenn es dann obendrein noch von einem Juden gemacht wird (was Dani Levy ist), ist es umso besser!
Leider brauchte der Film ein wenig, um richtig in Gang zu kommen und richtig lustig zu werden. Doch dann habe ich sehr gelacht.
Dummerweise ging Levy mit seinem Film nicht weit genug. Der Humor hätte viel böser sein müssen und mit der Demaskierung Hitlers hätte man noch intelligenter und feinsinniger verfahren müssen. Aber Levy konnte es dann leider ein paar Mal doch nicht lassen, in Stammtischwitzchen und Kleinkindgetue ab zu driften. Das mit dem platten Gag, dass Hitler es im Bett nicht bringt und die völlig deplazierte Szene, wo Hitler von "Blondie" bestiegen wird, hätte man getrost weglassen können.
*SPOILER*
Außerdem zieht das Ende den Film noch ein wenig runter. Warum lässt man es nicht einfach bei der Demaskierung und Erniedrigung der Figur Hitler bewenden? Nein, da muss man noch moralsauer dem Juden seinen persönlichen Ehrensieg gönnen und in der Rede noch mal sagen lassen, was alles Schlimmes gemacht wurde.
*SPOILER ENDE*
Was den Film qualitativ wieder sehr hebt sind die sehr gut agierenden Schauspieler! Allen voran natürlich Helge Schneider als Hitler & Ulrich Mühe als Grünbaum! Aber auch Sylvester Groth fand ich spitze.
Alles in allem hätte Levy mehr Mut zu beißenderer Satire mit böserem Humor haben müssen. Leider geht ihm da auf halben Weg doch etwas die Puste aus oder er hat Fracksausen vor der öffentlichen Meinung bekommen und deshalb nicht zu Ende geführt, was er begonnen hat. Trotzdem ist der Film eine sehr lustige Satire und allein schon wegen der guten Schauspieler sehenswert! Es gibt aber nur 6,5 von 10 inszenierten Realitäten!

Olaf (28.01.07): Abgesehen davon, dass eine Satire über Hitler sowieso eine Gratwanderung ist, hat sich Dani Levy meiner Meinung nach keinen Gefallen damit getan, gerade Helge Schneider als Hauptdarsteller auszuwählen. Schneider steht für mich für sinnfreien Dummschwätz und vor allem für eine Freigeist, der sich niemandem unterwirft. Insofern musste man mit so einem PR-Debakel wie jetzt mit den Auftritten von Helge Schneider rechnen, wo er lang und breit erklärt, wie schlecht er den Film findet. - Oder zumindest recht uninteressiert am Erfolg des Filmes herumsitzt. Und das obwohl es ja zumindest schon ein schönes Beispiel dafür gibt, dass es auch in Deutschland möglich ist, sich auf humoristische Weise dem Thema Nationasozialismus zu nähern: nämlich Schtonk.
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