Die Queen
Biopic, Großbritannien/Frankreich/Italien 2006, 104 Minuten, ab 0, Prädikat: besonders wertvoll
Originaltitel: The Queen; Deutschlandstart: 11.01.2007 (Concorde Film); Regie: Stephen Frears; Produktion: Andy Harries, Christine Langan u.a.; Drehbuch: Peter Morgan; Musik: Alexandre Desplat; Kamera: Affonso Beato; Schnitt: Lucia Zucchetti

mit Helen Mirren (Queen Elizabeth II), Michael Sheen (Tony Blair), James Cromwell (Prince Philip), Sylvia Syms (Queen Mother), Alex Jennings (Prince Charles), Helen McCrory (Cherie Blair), Roger Allam (Robin Janvrin), Tim McMullan (Stephen Lamport), Douglas Reith (Lord Airlie), Robin Soans (Equerry), Lola Peploe (Janvrins Sekretär) u.a.

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Trailer (Concorde Film )
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Die Queen erfährt von Dianas tödlichem Unfall.
Prinz Charles erzählt seinen Söhnen vom Tod ihrer Mutter. Tony Blair im Gespräch mit der Queen. Die königliche Familie erweist dem trauernden Volk die Ehre.

Und was würden Sie jetzt vorschlagen, Premierminister? Irgendeine Erklärung womöglich? - Nein, Mam. Ich glaube, für Erklärungen ist es bereits zu spät. Kommen Sie nach London, so schnell wie es Ihnen möglich ist. Das wäre ein großer Trost für Ihr Volk. - Tony Blair versucht der Queen den Ernst der Lage zu erklären.

Plot: Nachdem Prinzessin Diana Ende August 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen ist, ist England und die gesamte Welt schockiert und in Trauer. Die englischen Bürger weinen um die Prinzessin des Volkes und legen ein Meer von Blumen vor dem Buckingham Palace nieder. Nur die englische Königsfamilie verschanzt sich im Schloss Balmoral vor der Öffentlichkeit und zeigt nicht das geringste Zeichen der Anteilnahme und Wertschätzung. Diana war den Royals, im speziellen Queen Elizabeth II (Helen Mirren) und ihrem Mann Prinz Philip (James Cromwell), nämlich verhasst, weil sie nicht in ihre konservativ geprägte Welt passte und Diana die Anerkennung und Zuneigung der Öffentlichkeit bekam, die ihnen zum großen Teil versagt blieb. Von daher gesehen können und wollen sie die große Anteilnahme der britischen Bevölkerung an Dianas Tod nicht begreifen. Als das Volk auch nach Tagen noch keine Stellungnahme der Queen zu hören bekommt und sieht, dass die Queen sich in diesem Moment der großen Volkstrauer nicht dem Volk zuwendet, droht die britische Monarchie in eine ernste Krise zu geraten. Doch dann schaltet sich Premier Tony Blair (Michael Sheen) ein und versucht Elizabeth II auf den richtigen Pfad zu bringen...

Kritik: Regisseur Stephen Frears (High Fidelity, Gefährliche Liebschaften) hat mit Die Queen einen nicht nach Sensationen lüsternen, sondern sehr feinfühligen und menschelnden Blick durchs Schlüsselloch der britischen Königsfamilie geworfen, wobei es hauptsächlich um die Person Queen Elizabeth II geht. Da die Verfilmung der gesamten Regierungszeit der Queen jedoch etwas zu ausführlich geworden wäre, nutzt Frears den Tod von Prinzessin Diana als Aufhänger für seinen Film. Er nimmt in Die Queen speziell die Ereignisse nach dem Tod Dianas und die Reaktion von Elizabeth darauf unter die Lupe und gewährt nebenbei noch einen ausgiebigen Blick auf die Person Tony Blair und dessen Mentalität bzw. seine Interaktion mit der Queen. Für seinen Film soll Frears sehr ausgiebig recherchiert haben, was man dem Film auch anmerkt. Trotzdem darf man beim Anschauen des Films nicht vergessen, dass manche Szenen reine Interpretation des Regisseurs und des Autoren sind. Das vergisst man nämlich allzu leicht, denn Frears verwebt gekonnt Fernseh-Archivmaterial und fiktives Material im Film, um eine besonders hohe Authentizität darzustellen.

Da Frears bei seiner Darstellung der Ereignisse aber nie effekthascherisch und sensationsgeil wird, sondern stets sehr feinfühlig vorgeht und versucht, alle Seiten gerecht zu betrachten, kann man ihm seine als reine Wahrheit verkaufte Interpretation nicht vorwerfen.
Das überaus große Plus des Films, eine sehr subtile, menschliche und nicht provokante Betrachtungsweise zu bieten, ist zugleich auch das größte Minus von Die Queen. Der Regisseur zeigt stets sowohl positive als auch negative Seiten der einzelnen Charaktere, sodass man alle irgendwo verstehen oder zumindest nachvollziehen kann. Das ist eigentlich sehr gut, führt aber dazu, dass der Film nicht wirklich Stellung beziehen kann und auch keine neuen oder sogar provokanten Details bietet. Der Großteil der Handlung ist somit schon bekannt und ist deshalb nicht wirklich mitreißend, geschweige denn spannend. Aus diesem Grund plätschert der Film zeitweilig nur vor sich hin, um zum Ende hin wieder richtig gut zu werden. So bleibt es letztlich nur Helen Mirren (Tötet Mrs. Tingle!) mit ihrer geradezu sensationellen und bei weitem oscarwürdigen Darstellung der Queen zu verdanken, dass der Film auch einen Zuschauer, der sich sonst nicht für die Royals und ihr Leben interessiert, die ganze Zeit über bei Laune hält. Mirren spielt sie nicht nur, sie ist Elizabeth II. Man glaubt beinahe wirklich die richtige Queen vor sich zu sehen. Mirren schafft es, dass man trotz des nach außen gefühlskalten Wesens von Elizabeth irgendwie noch eine gewisse Sympathie für sie hat oder zumindest Verständnis für ihr Handeln aufbringt. Sie macht ihre innere Zerrissenheit quasi greifbar. Elizabeth ist hin und her gerissen zwischen konservativer Erziehung, welche Gefühlsäußerungen in der Öffentlichkeit nicht zulässt, ihre Abneigung gegenüber öffentlichen Auftritten und direkten Körperkontakten, Pflichtbewusstsein dem Amt und dem Volk gegenüber, Antipathie gegenüber Diana und Neid auf die Diana von der Weltöffentlichkeit entgegengebrachte Zuneigung und Anerkennung, Liebe zu den Enkelkindern und ebenso dem Konflikt zwischen den Generationen innerhalb ihrer Familie.
Ein absolutes Highlight und besonders große Überraschung des Films ist aber auch Michael Sheen (Underworld). Seine großartige Darstellung von Tony Blair hat mich genauso begeistert, wie Helen Mirren als Queen. Von ihm möchte ich in Zukunft noch sehr viel mehr sehen!

Fazit: Die Queen ist ein feinfühliger und nicht sensationsgeiler Blick hinter die Kulissen der englischen Königsfamilie, der aber im Grunde nur für die Zuschauer wirklich interessant ist, die sich für die britische Monarchie interessieren. Helen Mirren adelt den Film mit ihrer sensationellen Darstellung von Queen Elizabeth II, allerdings gibt es für das Gesamtwerk nur knappe 7 von 10 Blumensträußen vor dem Buckingham Palace.

Sebastian Schwarz
14.01.2007

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337 Stimmen
Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
mischa (08.10.12): der film ist interessant wegen der guten schauspielerischen leistungen und der verblüffenden ähnlichkeit der darsteller . die zeitweise gezeigten originalaufnahmen bringen authenzität in den film und lassen gefühle aufleben die man damals für die inzwischen fast vergessene diana hatte, ansonsten sind manche szenen sehr monoton und langweilig. man könnte glauben die queen hätte sympathie für lady di entwickelt, die sie aber nie haben wird bis über den tod hinaus da sie viel zu viele probleme und kränkungen durch sie erleiden musste. die queen macht ihren job sehr gut aber ich glaube trotzdem das sie eine gefühllose soziipathin ist, die der tod eines tieres viel mehr berührt als der tod eines menschen.
mischa (08.10.12): der film ist interessant wegen der guten schauspielerischen leistungen und der verblüffenden ähnlichkeit der darsteller . die zeitweise gezeigten originalaufnahmen bringen authenzität in den film und lassen gefühle aufleben die man damals für die inzwischen fast vergessene diana hatte, ansonsten sind manche szenen sehr monoton und langweilig. man könnte glauben die queen hätte sympathie für lady di entwickelt, die sie aber nie haben wird bis über den tod hinaus da sie viel zu viele probleme und kränkungen durch sie erleiden musste. die queen macht ihren job sehr gut aber ich glaube trotzdem das sie eine gefühllose soziipathin ist, die der tod eines tieres viel mehr berührt als der tod eines menschen.
Dominik (23.01.07): Weitere Ergänzung: "Die Queen" hat soeben sechs Oscar-Nominierungen erhalten, darunter "Bester Film" und "Beste Regie". Die Academy hat Geschmack bewiesen, mein Kompliment!!
Sebastian (16.01.07): Kleine Ergänzung:
Bei der Golden Globe-Verleihung bekam Die Queen 2 Globes! Einer ging an Peter Morgan für das beste Drehbuch und der andere (wie könnte es auch anders sein!) an Helen Mirren für ihre großartige Leistung als beste Hauptdarstellerin in einem Drama!

Dominik (16.01.07): Zum Glück ist "Die Queen" natürlich alles andere als ein Film, der die Monarchie feiern würde oder die unsägliche "Prinzessin der Herzen" (sorry, aber das ging mir schon damals auf die Nerven). Was bislang völlig unterging ist, dass der Film äußerst humorvoll ist. Stephen Frears huldigt seinem Gegenstand nicht, er betrachtet ihh mit einem hoch ironischen Blick, ohne je sarkastisch zu werden. Die Ausgewogenheit der Betrachtung finde ich im Gegensatz zu Sebasian gerade interessant. Das darf man keineswegs mit fehlender Stellungnehme missverstehen. Und vor allem: In "Die Queen" geht es doch um viel mehr als um eine Monarchie-Studie. Es geht um die Machtzentralen des gesellschaftlichen Lebens und die vielen kleinen Unwägbarkeiten und Fettnäpfchen, die das skurrile Wechselspiel zwischen Moderne und Tradition allgemein bestimmen. Interessiere ich mich für die Queen oder Lady Di? Wohl nicht mehr als Olaf...:-) Und dennoch, und zur Ermutigung der Unentschlossenen: Der Film ist großes Kino, nuancenreich, ausgewogen, humor- und gefühlvoll, grandios inszeniert, und für mich ein absolutes Highlight des Kinojahres! 9,5 von 10 eisige Kondolenzschreiben!
Olaf (16.01.07): Die Inhaltsangabe von Sebastian erweckt ein wenig den Eindruck, dass die Queen einzig aus verletztem Stolz und Abneigung gegen Diana nicht ihr Landschloss verlassen hätte. Meiner Meinung nach bezieht der Film aber eher die Position, dass dies dem Charakter der Queen und ihrer Vorstellung von Monarchie geschuldet ist. Für Elisabeth II bekommt die Monarchie vor allem durch Tradition und Protokoll ihre Stärke. Und dies steht in direktem Widerspruch zu dem, wofür Diana stand: Die Prinzessin des Volkes, der Herzen... Das ist der Grundkonflikt des Filmes.
Allerdings ist dieser Gegensatz für mich herzlich uninteressant. Ich interessiere mich nicht die Bohne für diesen ganzen Monarchie-Quak. Von mir aus könnten sie den ganzen Mummenschanz abschaffen.
Deswegen gibt es von mir trotz herausragender Schauspielleistungen nur 6 von 10 demokratisch gewählte Monarchie-Fans.

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