Eins
zwei, Freddy kommt vorbei. Drei, vier, er steht vor deiner Tür.
Fünf, Sechs, nimm dein Kruzifix. Sieben, Acht, es ist gleich Mitternacht.
Neun, Zehn, wir wollen nicht schlafen gehen. - Das Lied der Kinder
für Freddy.
Plot:
Nancy Holbrook (Rooney Mara) kann nicht mehr gut schlafen. Nacht für
Nacht hat sie schreckliche Alpträume, in denen sie von einem Mann
(Jackie Earle Haley) mit schrecklich entstelltem Gesicht und Messern
an den Händen verfolgt wird. Schon bald stellt sich heraus, dass
sie nicht allein mit ihrem Problem ist. Ihre Freunde Quentin, Jesse,
Kris und Dean haben alle denselben Traum. Den Jugendlichen ist schnell
klar, dass es sich hierbei nicht um einen Zufall handeln kann, sondern
dass etwas Übernatürliches im Spiel sein muss.
Die Situation spitzt sich schließlich zu, als einer nach dem anderen
auf mysteriöse Weise ums Leben kommt. Nun ist es sicher: Der Mann
aus ihren Träumen, der auf den Namen Freddy hört, ist keine
Einbildung – er ist real! Zusammen mit ihrem Freund Quentin (Kyle
Gallner) versucht Nancy herauszufinden, weshalb sie von ihm verfolgt
werden und wie sie ihm entkommen können. Keiner von ihnen darf
es riskieren wieder einzuschlafen, denn dann sind sie Freddy wehrlos
ausgeliefert.
Kritik:
Nachdem die Teenie-Horror-Klassiker
Freitag der 13. und
Halloween in den letzten
Jahren ihr Comeback auf der Leinwand feierten, war es eigentlich nur
eine Frage der Zeit bis auch Wes Cravens A Nightmare on Elmstreet
als Neuauflage in die Kinos kommt. Der einstigen Traumfabrik Hollywood
mangelt es offenbar weiterhin an neuen und innovativen Ideen, so dass
man lieber bereits vorhandene Geschichten einer Verjüngungskur
unterzieht, anstatt neue Akzente zu setzen. Wenn ein Film in den 70er-
oder 80er-Jahren sehr erfolgreich war, aber für das heutige Publikum
einfach nicht mehr zeitgemäß ist, dann wird das Ganze eben
einfach neuverfilmt.
Diese Geschäftspolitik ist jedoch ein zweischneidiges Schwert und
stellt jeden noch so ambitionierten Filmemacher vor eine schwierige
Entscheidung: Verleihe ich der Geschichte ein komplett neues Gewand
und riskiere damit, einige der eingefleischten Fans zu enttäuschen,
oder übernehme ich soviel wie möglich aus dem Original, um
dessen Charakter treu zu bleiben?
Bei Samuel Bayers Neuinszenierung von A Nightmare on Elmstreet
ist Zweiteres der Fall. Um der Filmserie und ihrer Art treu zu bleiben,
hielt man sich äußerst streng an die Vorlage und war bemüht,
möglichst wenig zu verändern. Das geht soweit, dass einige
Szenen teilweise Eins zu Eins übernommen scheinen. Nur stellt sich
hier die Frage: Was soll eine solche Neuverfilmung dann eigentlich bringen?
Wer die Serie kennt, weiß bereits im Vorfeld, was geschehen wird,
und lässt sich daher auch von den vermeintlichen Schrecksequenzen
kaum vom Hocker reißen. Für die Vertreter der jüngeren
Generation hingegen, die Pizza-Gesicht Freddy Krueger vielleicht das
erste Mal sehen, mag vieles ein wenig plump und einfallslos wirken:
Ein Mann mit Streifen-Pulli und vernarbtem Gesicht, der an einer Hand
Messer hat und Kinder in ihrem Träumen verfolgt – das hat
vielleicht vor 20 Jahren neue Trends gesetzt und Angst gemacht, heute
hingegen wirkt das alles reichlich wenig gruselig.
In den späteren Nightmare-Filmen hatte man versucht, einer
Abnutzungserscheinung des Motivs vorzubeugen, indem man viel schwarzen
Humor und eine ordentliche Portion Selbstironie in die Story einbaute.
Solche stilistischen Mittel sucht man in der aktuellen Version leider
vergeblich.
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Alles
wirkt gekünstelt ernst und düster, kann aber aufgrund der
teilweise banalen Szenen nie wirklich mitreißen.
Die
ganz großen Schwächen des Films liegen in der ersten halben
Stunde. Anstatt auf etwas unterschwelligen und vielleicht auch psychologischen
Horror zu setzen, fällt Regisseur Samuel Bayer mit der Tür
ins Haus und setzt seine Hauptfigur Freddy immer sofort mit allerlei
Lichteffekten und Musik in Szene, so dass auch möglichst nichts
der Fantasie überlassen bleibt. Es fehlt auch eine entsprechenden
Exposition, die das Thema einleitet. Stattdessen geht alles Schlag auf
Schlag, so dass man als Zuschauer nicht wirklich Zeit hat, die Charaktere
näher kennen zu lernen. So ist ihr Ableben auf der Leinwand dann
auch leider nicht sonderlich schockierend.
Wes Cravens A Nightmare on Elmstreet spielte mit dem Zuschauer
ein geschicktes Verwirrspiel. Oftmals waren die Grenzen zwischen Realität
und Wirklichkeit so fließend, dass der Zuschauer sich nicht im
Klaren darüber war, ob die Figuren nun gerade träumen oder
wachen. Bei Samuel Bayer weiß das Publikum sofort, ob eine Person
schläft oder nicht. Der Film ist viel zu strukturiert, als dass
man auf diese Weise getäuscht werden könnte. Dementsprechend
ist es auch wenig überraschend, wenn auf einmal der messerschwingende
Killer Freddy auf der Bildfläche auftaucht. Und wenn dann eine
Szene doch einmal den Zuschauer verwirren soll, dann wirkt sie viel
zu aufgesetzt, um ihr Ziel zu erreichen.
In diesem Zusammenhang sollte vielleicht auch erwähnt werden, dass
es höchst faszinierend ist, an welchen Orten die Akteure des Films
überall einschlafen: in der Bibliothek, der Badewanne, der Schule,
im Schwimmbad und sogar auf einer Beerdigung.
Nach gut der Hälfte kriegt A Nightmare on Elmstreet aber
dann doch noch die Kurve. Insbesondere dann, wenn die zwei einzig Überlebenden
nach dem Hintergrund ihrer Träume suchen und der Wahrheit Stück
für Stück näher kommen, entsteht so etwas wie ein Fünkchen
Spannung. Dann kann man auch mit den gejagten Teenies mitleiden, die
verzweifelt versuchen wach zu bleiben, ihren körperlichen Bedürfnissen
aber dann doch irgendwann nachgeben müssen.
Sehr zur Enttäuschung der Fans wurde die Rolle des Freddy Krueger
diesmal nicht mit Robert Englund besetzt, der den Sprücheklopfenden
Kindermörder in immerhin bereits acht Filmen gemimt hat. Englund
musste seinen Platz für Jackie Earle Haley opfern, der eine solide
Leistung abliefert, aber aufgrund seines dicken Make-Ups (das im übrigen
zwar deutlich realistischer, aber doch auch wesentlich langweiliger
als im Original wirkt) nur wenig Facetten zeigen kann. Die jungen Darsteller
an seiner Seite wissen allesamt leider nur wenig zu überzeugen
und können einer Heather Langenkamp und einem Johnny Depp (aus
der ersten Verfilmung) nicht das Wasser reichen. Dies liegt nicht zuletzt
an ihren eher simplen Rollen, in denen sie kaum mehr zu tun haben, als
schreiend davon zu laufen.
Fazit: Ein
über weite Strecken langweiliger und wenig innovativer Neuaufguss
eines Klassikers, der an der Ambition scheitert, inhaltlich so nah wie
möglich am Original zu bleiben. Die Story ist vorhersehbar, die
Charaktere (wie nicht anders zu erwarten) eindimensional und die Schreckmomente
alles andere als furchteinflößend. Wer nicht unbedingt Wert
auf eine schaurig-gruselige Atmosphäre legt und auch mal mit durchschnittlichen
schauspielerischen Leistungen zufrieden ist, der kann sicher auch hier
seinen Spaß haben. Zumindest in der zweiten Hälfte findet
der Film etwas seine Linie und kann halbwegs gut unterhalten.
5 von 10 ADS-Pillen zum Wachhalten.
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