Sherlock Holmes
Action / Krimi, USA / Deutschland 2009, 128 Minuten, ab 12, Prädikat: Wertvoll
Originaltitel: Sherlock Holmes; Deutschlandstart: 28.01.2010 (Warner Bros.); Regie: Guy Ritchie; Produktion: Bruce Berman, Steve Clark-Hall u.a.; Drehbuch: Michael Robert Johnson, Anthony Peckham u.a. nach der Romanvorlage von Arthur Conan Doyle; Musik: Hans Zimmer; Kamera: Philippe Rousselot; Schnitt: James Herbert

mit Robert Downey Jr. (Sherlock Holmes), Jude Law (Dr. John Watson), Rachel McAdams (Irene Adler), Mark Strong (Lord Blackwood), Eddie Marsan (Inspector Lestrade), Robert Maillet (Dredger), Geraldine James (Mrs. Hudson), Kelly Reilly (Mary Morstan), William Houston (Constable Clark), Hans Matheson (Lord Coward), James Fox (Sir Thomas), William Hope (Ambassador Standish), Clive Russell (Captain Tanner), Oran Gurel (Reordan), David Garrick (McMurdo) u.a.

Filmplakat
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Mr. Holmes, erweitern Sie Ihren Horizont. Ich befürchte, dass Sie den Ernst der bevorstehenden Ereignisse bei Weitem unterschätzen. Sie und ich, wir treten gemeinsam eine Reise an, die das Gefüge der Natur verändern wird. - Holmes denkt, dass etwas Größeres hinter Blackwoods Aktionen steckt.

Plot: London im späten 19. Jahrhundert. Nach langer Jagd gelingt es Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und seinem treuen Begleiter Dr. Watson (Jude Law) endlich, den Serienkiller und schwarzen Magier Lord Blackwood (Mark Strong) dingfest zu machen. Doch kurz vor dessen Hinrichtung kündigt dieser Holmes an, aus dem Grabe aufzuerstehen, weitere Morde zu begehen und eine neue Weltordnung einzuleiten, ohne dass der Meisterdetektiv in der Lage wäre, etwas dagegen zu tun. Und tatsächlich werden Holmes und Watson nicht nur Zeuge von dessen Hinrichtung durch den Strang, sondern auch von der rätselhaften Wiederauferstehung, der ein erneutes tödliches Treiben und weitere mysteriöse Ereignisse folgen. Holmes bleibt keine Wahl, als die Jagd wieder aufzunehmen, und Dr. Watson keine andere, als seine Heiratspläne mit seiner Verlobten Mary (Kelly Reilly) kurzfristig zu verschieben. Und auch Holmes muss sich mit mehr als nur der Welt der schwarzen Magie auseinandersetzen, denn ihm tritt die weibliche Magie in Form seiner alten Flamme und Kontrahentin Irene Adler (Rachel McAdams) entgegen, die tiefer in die Ereignisse verstrickt ist, als sie zugibt. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, in der Holmes Magie mit Logik bekämpfen muss.

Kritik: Wer Detektiv sagt, muss auch Sherlock Holmes sagen! Nach seiner Entgleisung mit Rock'n'Rolla hat sich Guy Ritchie an den Helden seiner Jugend gemacht und den wohl berühmtesten Detektiv aller Zeiten wiederauferstehen lassen. Sherlock Holmes steht für mich als neuester Titel einer Reihe von Franchise-Reboots bzw. Neuinterpretationen, die 2005 mit Batman Begins ihren Anfang nahmen und erst kürzlich mit Star Trek einen neuen Höhepunkt feierten.
Ritchies Sherlock Holmes hat mit Arthur Conan Doyles Figur beinahe nur noch seinen ungeheuren Blick für Details und seine kombinatorischen Fähigkeiten gemein.
Vom klassischen vornehmen britischen Gentleman eines Basil Rathbone ist kaum mehr etwas übrig geblieben.

Robert Downey Jr. spielt Holmes als liebenswerten und oftmals anstrengenden Exzentriker, ein Genie, das Dr. Watson nicht nur immer wieder aus allem Ärger herausholen, sondern auch hin und wieder mal an ein Bad erinnern muss. Kurz, ein ungewaschener Held, den man manchmal nur schwer aushalten würde, wenn er nicht so brillant wäre.
Dramaturgisch gut gelungen ist Ritchie besonders die Einführung von Holmes Persönlichkeit: Eine frühe kurze Kampfszene erleben wir erst durch dessen analytisches Auge und anschließend in Normalzeit. Ebenso gelungen ist die Dinnerszene mit Mary, in der Holmes nicht widerstehen kann, sein Genie unter Beweis zu stellen, dabei aber sein Taktgefühl vergisst und Mary ungewollt bloßstellt.
Doch der Film hält sich nicht mit kombinatorischen Momenten auf, sondern weiß vorwiegend zu unterhalten. Wenn man sich zu Beginn auf Downey Jr. in der Titelrolle eingelassen hat, macht der weitere Film in jedem Fall Spaß. Da der Film eine klare Neuinterpretation darstellt, ist der schmuddelige Holmes völlig akzeptabel. Ich persönlich hätte die ganze Zeit über zwar lieber Mark Strong in der Hauptrolle gesehen, der hier dafür grandios den Bösewicht gibt. Aber vielleicht war die Rathbone-Ära einfach zu angestaubt.
Neben dem in seiner Rolle "starken" Strong ist Jude Law ein weiterer Besetzungsvolltreffer. Sein Dr. Watson ist gleichermaßen ernst, schlagkräftig und schelmisch und bringt gleichzeitig das Gentlemanhafte ein, das Holmes fehlt. Rachel McAdams hat den süßen Touch, mit dem sie noch in Wie ein einziger Tag zu verzaubern wusste, größtenteils gegen verführerische Toughness eingetauscht. Trotz allem kam sie mir aber, genau wie Kelly Reilly, eher wie eine süße Garnitur der Story vor.
Wenn man das alles aber einmal außen vor lässt, ist Sherlock Holmes ein sehr unterhaltsamer Film, den man auch ohne Kenntnisse der literarischen Vorlage genießen kann.

Fazit: Guy Ritchie ist zurück und legt mit Sherlock Holmes eine unterhaltsame Neuinterpretation des wohl berühmtesten Detektives aller Zeiten hin, die man auch problemlos ohne Vorkenntnisse der Bücher Arthur Conan Doyles genießen kann. 8 von 10 wahlweise chronologisch oder alphabetisch aufgezählten Faktoren.

Nikolas Mimkes
05.02.2010

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Leser-Kommentare:
Bluti (09.02.10): ...eigentlich mag ich keine Doppelposts, aber hier kann man ja leider an seinem Posting nicht mehr nachträglich feilen:-) Ich hatte noch vergessen, dass ich Nikolas Satz aus seiner Kritik mit einer kleinen Veränderung vollkommen Recht geben würde. Da heißt es "Wenn man das alles aber einmal außen vor lässt, ist Sherlock Holmes ein sehr unterhaltsamer Film, den man auch ohne Kenntnisse der literarischen Vorlage genießen kann." Wenn es gelautet hätte "...den man NUR ohne Kenntnisse...usw." würde ich dem uneingeschränkt zustimmen.
Bluti (08.02.10): Ich war sehr enttäuscht. Vom klassischen Holmes ist nicht viel mehr als der Name übrig geblieben. Ach halt, nein, ich glaube, irgendwann raucht Downey sogar mal eine Pfeife... Alleine das Darstellen von Holmes als so eine Art omnipotentem Mixed-Martial-Arts-Kämpfer ließ mir die Haare zu Berge stehen. Und das Durchkauen jeder Kampfaktion plus Zeigen des eigentlichen Kampfes an mehreren Stellen war auch eindeutig zu viel, da der 'Gag' nach dem ersten Mal mehr als verbraucht war. Jude Law funktionierte für mich als Watson überhaupt nicht (aber zugegebenermaßen schon vor dem Film, nur bei der Vorstellung daran, nicht) und ist für mich eine der größten Fehlbesetzungen seit Costner als Robin Hood. Und die Story...ich bitte euch...was für ein Murks. Es gibt wirklich nicht wenig Sherlock-Holmes-Geschichten und beinahe JEDE hätte mehr Potential gehabt. Da muss man sich nicht so ein pseudo-kryptische Nummer aus den Fingern saugen. Vielleicht hätte mir das Ganze gefallen können, wenn es sich nicht über den Namen Sherlock Holmes versucht hätte, sondern etwas ganz Neues geworden wäre.
Dominik (08.02.10): Alles in allem ein durchaus erfreulicher Kinobesuch (was bei einem Guy Ritchie-Film für mich gar nichts selbstverständliches ist), mit in der Tat zwei tollen Besetzungs-Coups mit Jude Law und vor allem Downey Jr. und einem schaurig schön verkommenen viktorianischen London. Kostüme und Ausstattung sowie manche Scharmützel zwischen Holmes und Watson machen allerdings deutlich mehr Spaß als die ziemlich konfuse, völlig überkonstruierte Geschichte, die nach bewährten Blockbuster-Zutaten á la "Da Vinci Code" zusammengeschustert wurde und leider ziemlicher Nonsense ist. Was den Film dennoch rettet ist seine ironische erzählweise, die sich zum Glück nicht zu ernst nimmt. Dennoch, die alten Holmes-Filme waren besser: 6 von 10 Primadonnen aus der Baker Street!
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