Young Victoria
Komödie, Großbritannien / USA 2009, 104 Minuten, ab 0
Originaltitel: The Young Victoria; Deutschlandstart: 22.04.2010 (Capelight); Regie: Jean-Marc Vallée; Produktion: Sarah Ferguson, Elisabeth-Ann Gimber u.a.; Drehbuch: Julian Fellowes; Musik: Ilan Eshkeri; Kamera: Hagen Bogdanski; Schnitt: Jill Bilcock, Matt Garner

mit Emily Blunt (Queen Victoria), Rupert Friend (Prince Albert), Paul Bettany (Lord Melbourne), Miranda Richardson (Duchess of Kent), Jim Broadbent (King William), Thomas Kretschmann (King Leopold of Belgium), Mark Strong (Sir John Conroy), Jesper Christensen (Baron Stockmar), Harriet Walter (Queen Adelaide), Jeanette Hain (Baroness Lehzen), Julian Glover (Duke of Wellington), Michael Maloney (Sir Robert Peel), Michiel Huisman (Ernest), Genevieve O'Reilly (Lady Flora Hastings), Rachael Stirling (Duchess of Sutherland) u.a.

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Ah, darf ich vorstellen, Ihre königliche... - Hallo! - Ich bin Ernst, Mam. Das ist mein Bruder Albert. - Ich hoffe, wir haben Eure Studien nicht ungerbrochen. - Nein, nein, gar nicht. Wie war die Reise? - Lang, aber nicht allzu übel. - Wir haben uns die Zeit mit Lesen vertrieben. - Meine Lektüre war das ganz hervorragende 'Die Braut von Lammermoor' von Sir Walter Scott. - Ja... - Ernst und Albert versuchen halbwegs trickreich die junge Victoria zu beeindrucken.

Plot: Bevor sie zur Königin des Empire gekrönt wurde und schließlich zur einflußreichsten Herrscherin des 19. Jahrhunderts aufsteigen sollte, war die junge Victoria (Emily Blunt) vor allem ein Spekulationsobjekt diverser machtpolitischer Interessen in ihrem Umfeld, das sie wie eine Figur auf einem Schachbrett zu lenken erhoffte. Doch die 17-jährige Thronfolgerin erweist sich ihrer jugendlichen Unerfahrenheit zum Trotz als erstaunlich willensstark und denkt überhaupt nicht daran, sich manipulieren zu lassen. Vor allem der machthungrige John Conroy (Mark Strong), enger Vertrauter von Victorias Mutter, der Herzogin von Kent (Miranda Richardson), setzt der Minderjährigen hart zu und versucht sie zu überreden, die zukünftige Macht zunächst an die Herzogin abzutreten, die wiederum unter Conroys Einfluss steht.
Doch auch im fernen Belgien werden Intrigen gesponnen: König Leopold (Thomas Kretschmann) erhofft sich, Einfluss auf die zukünftigen Entscheidungen des Königshauses zu gewinnen und möchte zu diesem Zweck seinen Neffen Albert (Rupert Friend) an die junge Königin verheiraten. Auch deshalb, da er den charmanten wie gerissenen Premierminister Lord Melbourne (Paul Bettany) fürchtet, der den politischen Zielen des belgischen Hofes entgegensteht und Victoria seinerseits umgarnt.
Vor dem Hintergrund all diesen politischen Kalküls und Ränkespiels gelingt es Albert tatsächlich, das Herz der Königin zu erobern. Zum Entsetzen ihres Umfelds sind die Beiden jedoch nicht bereit, ihre vorgedachten Rollen als willfährige Schachfiguren zu spielen.

Kritik: Britische Kostümdramen über die Historie des Königshauses bilden mittlerweile schon ein eigenes Genre: Die beiden Filme über Queen Elizabeth, eine Vorgängerin Victorias, mit Cate Blanchett in der Hauptrolle kommen da in Erinnerung, oder auch King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1994), Restoration - Zeit der Sinnlichkeit (1995) oder – über die aktuelle Regentin – Stephen Frears intelligent-augenzwinkerndes Biopic Die Queen mit Helen Mirren. In Ihre Majestät Mrs. Brown (1997) von John Madden spielt Judi Dench im übrigen die gealterte Victoria.
Young Victoria fügt sich mit seinem üppigen Dekor, den schmissigen Kostümen (zurecht Oscar-prämiert), spannungsvollen Polit-Intrigen, einer ordentlichen Zutat Romantik und nicht zuletzt der elanvollen Emily Blunt in der Hauptrolle ziemlich schadlos in die Riege besagter Genre-Streifen ein. Insbesondere die erste Hälfte des Films überzeugt mit historischem Detail-Reichtum und authentischen Einblicken in die schmutzige Kulisse hinter dem Thron. Emily Blunt nuanciert gekonnt zwischen jugendlichem Enthusiasmus, störrischer Dickköpfigkeit und royalem Pflichtbewusstsein. Auch die Nebenrollen sind gut, wenn auch nicht überraschend besetzt: Rupert Friend und Paul Bettany liefern sich ein würdiges Duell um die Gunst der Königin, während Mark Strong als ehrgeiziger Intrigant gefällt. Eine amüsante, leider recht kurze Performance bietet Jim Broadbent als scheidender König William.
All den passenden Zutaten zum Trotz bleibt Young Victoria insgesamt jedoch ziemlich vorhersehbar in den Konventionen des höfischen Kostümdramas verhaftet, das sein Publikum mit schönen Bildern verwöhnt, bisweilen gar den Intellekt mit hintersinnigen Machtspielen beschäftigt, am Ende jedoch auf Nummer sicher geht und auf bewährte Lovestory setzt. Wenn der verliebte Albert seiner schmachtenden Victoria im Bett leise zusäuselt, er werde sie „bis zum letzten Atemzug lieben“, bedient der Film etwas arg die profitable Romantik-Masche. Hinter den Klassikern des Genres bleibt er trotz der beeindruckenden Emily Blunt ein paar Schritte zurück, dafür mangelt es ihm einfach zu sehr an einer prägnanten Handschrift.

Fazit: Schmissiges Kostümdrama mit edlem Dekor und starker Hauptdarstellerin, das als politisches Intrigendrama überzeugt, am Ende jedoch zu glatt und konventionell geraten ist: 7 von 10 Mal Treppensteigen in Begleitung!

Dominik Rose
02.05.2010

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