The Cabin in the Woods
Horror, USA 2011, 95 Minuten, ab 16
Originaltitel: The Cabin in the Woods; Deutschlandstart: 06.09.2012 (Universum / 24 Bilder); Regie: Drew Goddard; Produktion: Josh Weddon, Jason Clark u.a.; Drehbuch: Josh Weddon, Drew Goddard ; Kamera: Peter Deming; Schnitt: Lisa Lassek; Musik: David Julyan

mit Kristen Connolly (Dana), Chris Hemsworth (Curt), Anna Hutchison (Jules), Fran Kranz (Marty), Jesse Williams (Holden), Richard Jenkins (Sitterson), Bradley Withford (Hadley), Brian White (Hadley), Amy Acker (Lin), Tim De Zarn (Mordecai), Sigourney Weaver (Die Chefin) u.a.

Filmplakat
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Unbeschwert auf dem Weg in den Sommerurlaub.
Fünf Freunde allein in einer Hütte im Wald. Was haben diese Wissenschaftler mit der Sache zu tun? . Horch, wer kommt von draußen rein…

Ich hab den Kerl mit einer Maurerkelle zerlegt. Und was hast du so gemacht? - Stressbehaftete Situationen führen zu sehr pragmatischen Dialogen unter den Geächteten.

Plot: Die fünf Freunde Dana (Kristen Connolly), Curt (Chris Hemsworth), Jules (Anna Hutchinson), Holden (Jesse Williams) und Mary (Fran Kranz) planen ein gemeinsames Wochenende in einer abgelegenen Hütte im Wald. Weit draußen, fernab von jeglicher Zivilisation und ohne Handyempfang wollen sie gemeinsam einige unvergessliche Tage verbringen. Doch die ausgelassene Stimmung der Jugendlichen wird je unterbrochen, als die fünf im Keller ihrer Hütte Unmengen merkwürdiger Gegenstände finden, hinter denen ein düsteres Geheimnis zu stehen scheint. Besondere Aufmerksamkeit erregt dabei ein altes Tagebuch, dass von einer meuchelnden Familie berichtet, die in der Nähe gelebt und unzählige Morde begangen haben soll. Als die Freunde schließlich beginnen, den Text des Buches laut vorzulesen, geschieht das Undenkbare: Die totgeglaubte Familie erhebt sich plötzlich aus ihrem Grab und macht Jagd auf alles, was ihnen in die Quere kommt. Und so wird der eigentliche als fröhlicher Kurzurlaub geplante Ausflug von einem Moment auf den nächsten zum grausamen Überlebenskampf. Was keiner weiß: Das blutrünstige Treiben wird aus zunächst unklaren Gründen über versteckte Kameras von Außen beobachtet. Ist es ein Experiment? Eine Realityshow? Bloßer Voyeurismus? Oder steckt noch etwas viel gefährlicheres dahinter?

Kritik: Im Jahre 2008 schrieben der spätere The Avengers-Regisseur Joss Whedon und sein langjähriger Buffy-Co-Autor Drew Goddard das Drehbuch zu The Cabin in the Woods – einer raffinierten und größtenteils selbstironischen Hommage an das Genre des Horrorfilms. Bei den Verantwortlichen von MGM stieß das Skript schnell auf Gegenliebe und man entschied sich, den Film bereits 2009 vor die Kamera zu bringen. Was danach folgte, kann man wohl zu Recht als Achterbahnfahrt bezeichnen. Im Zuge des großen Erfolgs von James Camerons Avatar entschieden die Studiobosse, The Cabin in the Woods nachträglich in 3D zu konvertieren. Dagegen wehrten sich jedoch die beiden Autoren Whedon und Goddard mit Erfolg. Kurz darauf ging MGM Pleite und der eigentlich fertige Film verschwand zunächst in der Versenkung. Erst 2011 sicherte sich Lionsgate die Rechte an dem Projekt und brachte den Film schließlich doch noch auf die Leinwand. Zum Glück! Denn The Cabin in the Woods ist einer der innovativsten Horrorfilme der letzten Jahre geworden, dem es gelingt, mit einer abstrus unsinnigen Story ein ganzes Genre auf den Kopf zu stellen. Whedon und Goddard spielen geschickt mit Klischees und Stereotypen, sie demontieren, paraphrasieren und führen den Zuschauer in die Irre. Die Kernhandlung des Films lehnt sich größtenteils an Sam Raimis Tanz der Teufel an, nutzt aber auch Elemente aus Freitag der 13., Hellraiser und vielen anderen Genreklassikern. Fünf Jugendliche (alle perfekte 08/15-Figuren) fahren allein in die Wildnis, ignorieren die unheilvollen Warnungen eines mysteriösen Fremden, spielen mit unbekannten Mächten und sind schon bald auf der Flucht vor einer wütenden Zombiefamilie. Was sich so oberflächlich und abgedroschen anhört, könnte eine weitere belanglose Schlachtorgie in der Filmlandschaft sein, wenn da nicht noch ein zweiter Erzählstrang wäre, der schildert, wie das Schicksal der fünf Jugendlichen durch eine Gruppe von Wissenschaftlern und Bürostuhlakrobaten überwacht und gesteuert wird.

Wieso dem so ist und was das alles mit dem Ausgangsplot zu tun hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Insgesamt ist es schwierig, The Cabin in the Woods zu kritisieren, ohne dabei zu viel vom Inhalt preiszugeben. Je weniger man über diesen Film weiß, umso effektvoller wird er wohl vom Publikum aufgenommen. Wer also lieber unbefangen bleiben will, der sollte besser gleich zum Fazit vorspringen.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es Whedon und Goddard gelungen ist, ein äußerst unterhaltsames Verwirrspiel zu kreieren, dass sich offenkundig vor der Gattung der Horror- bzw. Splatterfilme verneigt, gleichsam aber auch deren Schwächen auf sehr amüsante Weise darlegt und sich über sie lustig macht. Dabei ziehen die beiden Autoren nahezu alles heran, was im Genre Rang und Namen hat: Zombies, Geister, Werwölfe, Hexen und alle anderen möglichen Monster (sogar ein sogenannter Reaver aus Whedons Science-Fiction-Serie Firefly ist für einen kurzen Moment zu sehen). Dass alle diese Gestalten hier nur Randerscheinungen sind und nur kurzzeitig in Erscheinung treten, passt zum Konzept des Films, dass nicht auf Grusel- oder Schreckmomente ausgerichtet ist, sondern vielmehr auf ein paradoxes Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer abzielt. Natürlich hat soviel Kreativität auch ihren Preis. Das beginnt bereits mit der Story an sich. Denkt man auch nur einen Moment länger über das Gesehene nach, so wird man sich schnell an den Kopf greifen und sich fragen, wie man nur auf einen solchen Blödsinn kommen kann. Aber wer macht sich schon bei solchen Filmen Gedanken über Realismus und Logik? Dass die Charaktere allesamt oberflächlich bleiben, kann man den Schöpfern dieser Horror-Demontage sicherlich nicht anlasten, denn wahrscheinlich haben sie genau dies gewollt (ein weiteres Klischee, das bedient werden muss). Problematisch ist allerdings, dass es durch die zwei parallel ablaufenden Handlungsstränge schwer fällt, mit den Figuren mitzufühlen oder sich auch nur ansatzweise in ihre Lage hineinzuversetzen. Insbesondere das moralische Dilemma, in dem sich die Schlipsträger hinter den Monitoren befinden, hätte mehr Raum verdient und wird viel zu kurz angedeutet. Und somit geht leider auch das kleine bisschen Ernsthaftigkeit verloren, dass sich der Film im Angesicht seiner ganzen Selbstironie erhalten will. Das fulminante und zugleich konsequente Ende entschädigt aber größtenteils wieder etwas die zuvor genannten Defizite und lässt einen fasziniert und amüsiert zugleich zurück. Sigourney Weavers kurzer Auftritt als berechnende und seelisch abgekühlte Firmenchefin verleiht dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen.

Fazit: The Cabin in the Woods beginnt als klassischer Teeniehorror-Streifen und bedient dabei sämtliche gängigen Klischees. Schon bald entwickelt der Film sich aber zu einer augenzwinkernden Hommage an das eigene Genre und führt seinen Zuschauer dabei mehr als einmal in die Irre. Ähnlich wie Wes Cravens Scream (1996) beweist The Cabin in the Woods dabei viel Gespür für Ironie und Humor. Es ist wunderbar mit anzusehen, wie meisterhaft Josh Whedon und Regisseur Drew Goddard eine ganze Filmgattung aufs Korn nehmen und demontieren, ohne sich dabei niveaulose Tiefschläge a la Scary Movie zu erlauben. Auch wenn der Film Schwächen hat und nicht immer das Potential ausspielt, das er hat, bleibt er dennoch einer der innovativsten und zugleich mutigsten Horrorfilme der vergangenen Jahre. 8 von 10 Joints, die immun gegen Gas machen.

Danilo Michalski
04.09.2012

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709 Stimmen
Schnitt: 4.9
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Danilo (01.10.12): @Hanse - Ich verstehe das nicht als Kritik an mir. Keine Sorge. Mich hat nur gestört, dass du den Redakteuren unterstellst, dass sie das Genre nicht mögen. Und der Schluss, dass sie daher den simplen Metatext mögen, ist in meinen Augen Pauschalisierung. Aber ok, vielleicht hab ich das auch falsch verstanden. PS: Würdest du auch mit den Leuten einen trinken gehen, die SAW XXX mögen? ;-)
Hanse (25.09.12): @Danilo - In meinen 3 Zeilen lese ich kein Urteil über andere Menschen, die ich womöglich auch noch pauschal beurteile. In welchem der Wörter soll das denn stecken? Warum beziehst Du meine Kritik am Film auf Dich? (P.S. "Leute, die" bezieht sich auf die angesprochenen Rezensenten in FAZ & Co. - und denen merkt man tatsächlich an, dass sie dieses Genre sonst eher meiden.) (P.P.S. Und logischerweise sei jedem gestattet, zu mögen, was auch immer er will. Ich würde sogar mit Leuten einen trinken gehen, die Fluch der Karibik, Teil X mögen :-) )
Hanse (25.09.12): @Danilo - In meinen 3 Zeilen lese ich kein Urteil über andere Menschen, die ich womöglich auch noch pauschal beurteile. In welchem der Wörter soll das denn stecken? Warum beziehst Du meine Kritik am Film auf Dich? (P.S. "Leute, die" bezieht sich auf die angesprochenen Rezensenten in FAZ & Co. - und denen merkt man tatsächlich an, dass sie dieses Genre sonst eher meiden.) (P.P.S. Und logischerweise sei jedem gestattet, zu mögen, was auch immer er will. Ich würde sogar mit Leuten einen trinken gehen, die Fluch der Karibik, Teil X mögen :-) )
Danilo (21.09.12): @Hanse Ich mag das Genre sehr gerne (anders als du es den Feuilleton-Kritikern andichtest) und hab den "simplen metatextuellen, selbstreflexiven Mechanismus" dennoch sehr genossen. Was sagt das jetzt über mich aus? Dass du den Film langweilig findest, ist doch in Ordnung. Jeder mag was anderes. Aber vielleicht solltest du das nicht so pauschalisieren und vor allem nicht Thesen über den Geschmack andere Menschen aufstellen ;-)
Hanse (18.09.12): Ein Film der irgendwie so total clever und meta sein will, und schließlich einfach nur langweilig ist. Typisch, dass das Feuilleton ihn lobt: Leute, die das Genre nicht besonders mögen, erfreuen sich an dem simplen metatextuellen, selbstreflexiven Mechanismus. Das macht den lauen Film aber nicht besser.
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