Originaltitel: Nymphomaniac; Deutschlandstart: 20.02.2014 (Concorde Filmverleih); Regie: Lars von Trier; Produktion: Bettina Brokemper, Marie Cecilie Gade u.a.; Drehbuch: Lars von Trier; Kamera: Manuel Alberto; Schnitt: Morten Højbjerg, Molly Marlene, Stensgaard mit Charlotte Gainsbourg (Joe), Stellan Skarsgård (Seligman), Stacy Martin (Junge Joe), Shia LaBeouf (Jerôme), Christian Slater (Joes Vater), Uma Thurman (Mrs. H), Sophie Kennedy Clark (B) u.a. |
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Seligman findet
Joe in einem dunklen Hof. |
Er peppelt sie auf und sie kommen ins Gespräch. | B und Joe auf der Jagd . | Joe arbeitet als Sekretärin und trifft Jerome wieder. |
Ich lächle sie an und stell Blickkontakt her. Wenn du reden musst, denk dran, stell viele W-Fragen, wenn du mehr als ein Ja oder Nein zur Antwort willst. Dann läuft alles wie von selbst. Du nimmst sie einfach mit auf Toilette und hast Sex mit ihnen. - Aber was, wenn es ekelig ist? - Dann denkst du eben an die Tüte mit den Süßigkeiten. - B lernt Joe für den Männerfang an. Plot:
Es war einmal an einem verregneten Winterabend
in einer von Backsteinhäusern umstandenen Gasse, als der musikliebhabende
Junggeselle Seligman (Stellan Skarsgard) auf seinem Nachhauseweg eine
bewusstlose, blutende Frau (Charlotte Gainsbourg) am Boden liegend vorfindet
und – nachdem sie zu sich gekommen ist – mit zu sich nach
Hause nimmt, um sie mit Tee und Gebäck wieder aufzupäppeln.
Kritik:
So unterschiedlich Lars von Triers Filme auch sind,
in punkto erinnerungswürdiger Bilder enttäuscht der dänische
Exzentriker eigentlich nie. Im ersten Teil seines als „Kunstporno“
skandalisierten Nymphomaniac finden sich eine ganze Reihe grandioser
Einstellungen, die den düsteren Charme alter Industriebauten einfangen,
mit heruntergekommenen Hinterhöfen, deren Tristesse von niederprasselnden
Regentropfen unterstrichen wird, in langen Kellergängen ausgebreiteten
Heizungsrohren, dazu dem in seiner Künstlichkeit und den ausgesuchten
Requisiten an eine Theaterbühne erinnernden Heim von Seligman,
vor dessen Fensterscheibe es heimelig schneit. Die sepiafarbene Ästhetik
des Films lässt im ersten Moment an die frühen 80er Jahre
denken, aber so richtig klar wird es eigentlich nicht, in welcher Zeit
Nymphomaniac eigentlich spielt. Dadurch gewinnt die Geschichte
eine fast märchenhafte Zeitlosigkeit (skurril kontrastiert mit
Rammsteins brachial-dumpfer Stampfmusik), die ganz gut zum selbstironischen
Tonfall des Films passt. |
Tatsächlich
ist Nymphomaniac Teil 1 einer der komischsten Filme von Triers
(grandios: die Szene mit Uma Thurman als betrogener Ehefrau!). Vielleicht
liegt es daran, dass die Sucht nach Sex als Thema eines Films mehr Potential
für einen frivolen, humorvollen Tonfall bietet als etwa ein Film
über Drogensucht oder über den Untergang der Welt (Melancholia).
Es sind weniger die zynisch-grimmigen Seitenhiebe, die sich in vielen
Werken des Regisseurs finden, sondern eine verspielte Ironie, die gepaart
ist mit echter Anteilnahme am Schicksal seiner Heldin, die zum Glück
weder eine weibliche Märtyrerin wie Björk in Dancer in
the Dark oder Emma Watson in Breaking the Waves, noch
einen dämonisierten Racheengel á la Charlotte Gainsbourg
im Antichrist geben muss
(wobei in Teil 2 ja noch einiges passieren kann). Kaum zu glauben, aber
in den bedrückenden Krankenhausszenen zwischen Joe und ihrem todkranken
Vater (ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Teeniestar Christian Slater)
hat man fast den Eindruck, der alte Zyniker Lars von Trier ist inzwischen
einfühlsam geworden. Fazit: Einer der besten Filme Lars von Triers: frivol, provokant, tiefgründig und makellos inszeniert: 9 von 10 Wettbewerbe um die Bonbontüte! |
Dominik
Rose 01.03.2014 |
Leser-Kommentare: |
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Olaf (10.03.14): Im Gegensatz zu Dominik bin ich nicht so richtig mit Nymphomaniac. Zwar hat der Film im Rückblick dann doch erstaunlich viele starke Szenen gehabt, aber er war mir eindeutig zu lang. Und die Szenen mit Seligman fand ich nicht ironisch sondern eher unfreiwillig komisch. Die Vergleiche mit dem Angeln? Lächerlich! Der Verweis auf Fibonacci-Zahlen? Spätestens nach Gödel-Escher-Bach nicht mehr zu verwenden. Die Verweise auf Bach? S.o. aber immerhin passt die Polyphonie zum Thema. Worum es im Film geht, ist nach einer halben Stunde klar und dann dauert er noch 1 1/2 Stunden... 5 von 10 Orgasmusfotos nur für die Werbung. |