Originaltitel: Phone Booth; Deutschlandstart: 07.08.2003 (20th Century Fox); Regie: Joel Schumacher; Produktion: Gil Netter, David Zucker; Drehbuch: Larry Cohen; Musik: Harry Gregson-Williams; Kamera: Matthew Libatique; Schnitt: Mark Stevens; Kostüme: Daniel Orlandi mit Colin Farrell (Stu Shepard), Forest Whitaker (Captain Ramey), Katie Holmes (Pamela McFadden), Radha Mitchell (Kelly Shepard), Kiefer Sutherland (Der Anrufer) |
|
|
In den fünf Stadtbezirken von New York leben etwa acht Millionen Menschen, zwölf Millionen im Großraum New York. Es gibt etwa zehn Millionen Festnetzleitungen und über fünfzig Telefonanbieter. Drei Millionen New Yorker sind Handybenutzer. Früher war es ein Zeichen von Geisteskrankheit wenn man Leute sah, die Selbstgespräche führten, heute ist es ein Statussymbol, und die Schnellwahlfunktion ersetzt den Einwurf einer Münze. Trotz zunehmender Verbreitung von Mobilfunkgeräten nutzen ca. viereinhalb Millionen Einwohner und schätzungsweise zwei Millionen Besucher nach wie vor regelmäßig Münztelefone. ... Das ist die Telefonzelle 53ste, Ecke Achte. - Die Telefonzelle Plot #1:
Stu Shepard (Colin Farrell) ist ein arroganter und wenig erfolgreicher
PR-Agent, der sich selbst, vor allem aber seiner Umwelt vormacht, er
wäre der größte, beste und erfolgreichste PR-Agent,
den sich seine Kunden nur wünschen können. Aus diesem Grund
läuft er mit einem modischen Designeranzug, vielen Handys und einem
Assistenten bestückt durch die Strassen von New York und erledigt
seine Geschäfte über das Telefon. Denn am Telefon ist er wirklich
ein Könner, allerdings nur im Lügen und anderen Leuten etwas
Vormachen. Während er sich an einem Apparat gerade bei einem Kunden
einschleimt, legt er am anderen Apparat eine Zeitungsredaktion rein
und am dritten Apparat spricht er noch charmant mit seiner Frau Kelly
(Radha Mitchell). Kritik #1: Regisseur Joel Schuhmacher, der bekannt für seine Hochs (Falling Down) und Tiefs (Batman & Robin) im Filmgeschäft ist, hat sich mit Nicht auflegen! mal wieder ans Thriller-Genre gewagt und einen sehr guten Film abgeliefert. In nur zwölf Tagen verfilmte Schumacher das Drehbuch von Larry Cohen, welcher schon Hitchcock vor Jahren für das Thema begeistern konnte, damals aber noch keine passende Rahmenhandlung für einen Film hatte, der fast nur in einer Telefonzelle spielt. |
Nicht
auflegen! ist teilweise sehr originell, modern und hip inszeniert.
Besonders die ersten Minuten, die wie eine Dokumentation über das
neuzeitliche Kommunikationsmedium "Handy" wirken und die "Bild
in Bild"-Methode verleihen dem Film einen peppigen und flotten
Anstrich, welcher auch dafür sorgt, dass der Film stets sein Tempo
behält. Und an Tempo und Spannung verliert Nicht auflegen!
bis zur letzten Minute nichts. Hier sind die 80 Minuten Laufzeit auch
perfekt gewählt, denn jede Minute mehr wäre vermutlich schon
zu viel gewesen. Nicht, dass die knapp gehaltene Story nicht mehr hergegeben
hätte, aber für einen Film, der auf einem begrenzten Terrain
in einem stark begrenzten Zeitraum spielt, wie auch der geniale Film
Gegen die Zeit (1995) mit Johnny Depp, ist eine knappe Länge
einfach ausreichend. Einige Leute werden sich bestimmt daran stören,
dass eine Reihe von Fragen offen bleiben, angerissene Handlungsstränge
nicht weiter verfolgt und die Nebencharaktere nicht genug ausgeleuchtet
werden. Aber darum geht es in Nicht auflegen! ja auch gar nicht.
Hier geht es nur um die Charaktere Stu, die von einem Irren aus der
gesamten Menschenmasse, die in New York herumläuft, ausgewählt
wurde, um ihn seine Sünden bereuen zu lassen. Stu wirkt so willkürlich
gewählt, dass der Zuschauer den Eindruck hat, es könnte jeden
treffen und man ist unweigerlich versucht, sich vorzustellen, man selbst
wäre in der Situation. Die beängstigende Lage wird durch die
klaustrophobische Enge der Telefonzelle, die Stu nicht verlassen darf,
noch verstärkt. Fazit #1: Nicht auflegen! ist ein spannender und kurzweiliger Thriller mit einem sehr überzeugenden Hauptdarsteller und peppiger Inszenierung! Gute 8 von 10 Spielzeugrobotern P.S. Ich habe gehört, dass die Stimme des Anrufers nur in der Originalversion wirklich richtig zur Geltung kommt. Wer also die Möglichkeit hat, sollte sich den Film mal in der OV ansehen! |
Sebastian
Schwarz 20.07.2003 |
Ja. - Ist das nicht komisch: Man hört ein Telefon klingeln. Es könnte jeder sein. Und ein klingelndes Telefon muss man abnehmen. Nicht wahr? - Was? - Ich hoffe, dir ist klar, dass du meine Gefühle verletzt hast. - Wer zum Teufel spricht da? - Lass dir ja nicht einfallen die Telefonzelle zu verlassen. - Sie haben sich verwählt Mann. - Es war eine äußerst delikate Pizza, du wirst wünschen, du hättest sie angenommen. - Oh, natürlich. Das ist Teil desselben Gags: die Pizzanummer. Die war ja urkomisch. - Sinn und Zweck war dich bei Kräften zu halten für das, was als nächstes kommt. - ... was als nächstes kommt!? Ich lege auf. - Oh nein, das wirst du nicht. Du wirst noch lernen mir zu gehorchen. - Zu gehorchen? Wer ist dran? - Jemand, der es genießt dich zu beobachten. - ... mich zu beobachten!? Sagen Sie mir, was Sie wollen. - Ich will deine vollständige Aufmerksamkeit. - Das war's! Der Psychoterror ist vorbei! - Stu, wenn du auflegst, werde ich dich töten! - Der Anrufer stellt den Kontakt zu Stu her Plot #2:
Stu Shepard (Colin Farrell) ist New Yorker PR-Agent. Allerdings kein
besonders erfolgreicher, dafür aber ein besonders arroganter. Ein
Mensch von der Sorte, die niemals anderen Leuten hilft oder einen Gefallen
tut, die nicht im Gegenzug auch etwas für sie tun können.
Seinen treuen und ehrgeizigen Assistenten (Keith Nobbs) hält er
mit leeren Versprechungen in Bezug auf Geld und Erfolg hin, seine Frau
Kelly (Radha Mitchell) hintergeht er mit der Schauspielerin Pamela (Katie
Holmes), die er wiederum mit der Aussicht auf Kontakte und den großen
Durchbruch ködert, und auch sonst bringt er eigentlich niemandem
Ehrlichkeit oder menschlichen Respekt entgegen. Kritik
#2: Ein Thriller in bester Hitchcock-Tradition.
Wenn man es genau nimmt, ist dies der Film, den der Großmeister
des Thrillers Zeit seines Lebens immer machen wollte, da er den Suspense
auf das Wesentlichste reduziert: Eine Person, die mit einem Problem
fast ausweglos auf engstem Raum konfrontiert wird. Alles weitere ist
nur ausschmückendes Drumherum. |
Farrell brilliert
als leidenschaftlicher Widerling, der sich plötzlich dazu gezwungen
sieht, sein ganzes erbärmliches Dasein zu reflektieren und der
Welt die Wahrheit über sich zu erzählen. Sutherland dagegen
leistet als eindringliche Stimme am Telefon Hilfe zur Selbsthilfe (hierbei
muss man anmerken, dass sein Synchronsprecher eigentlich genannt werden
müsste, schließlich macht er in der deutschen Version die
Hälfte des Filmes aus). Fazit #2: Fabelhafter Thriller, dessen knappe Handlung sich auf die wesentlichen Spannung erzeugenden Elemente konzentriert und sich nur vom Ort des Geschehens her gesehen nicht von der Stelle bewegt. 8 von 10 bedrohlichen Geräuschen beim Durchladen |
Nikolas
Mimkes 27.07.2003 |
Leser-Kommentare: |
---|
holger (23.08.06): Habe den Film noch nicht lange und kenne ihn auch erst 1 Monat ;) aber der ist echt super ich gebe ihm 9 von 10 toten Leons |
Cora (25.06.04): ein super film. ich gebe ihm 9 von 10 klingelnden telefonzellen. was sagt uns das? denk nicht, dass du unbeobachtet bist....... und meide telefonzellen |
Gero (15.08.03): Kein schlechter Film - von den letzten 3 Minuten abgesehen. Keine Sorge, ich erzähle jetzt nicht das Ende, aber von einer Klitzekleinigkeit abgesehen sollte jedem aufmerksamen Zuschauer 3 Minuten vor Schluß klar sein, was in der letzten Filmszene vorkommt, und wie bescheuert das wirken wird. Ich war im Vorfeld nicht 100%-ig davon überzeugt gewesen, daß man den Plot überhaupt glaubwürdig inszenieren kann - für die Leistung von Regie und Kamera gibt's daher gute 7 von 10 Punkten. Durch den IMHO absolut versaubeutelten Schluß von mir dann aber doch nur 6/10 Mitgliedern der String-Tanga-Gewerktschaft. |
Eric Draven (13.08.03): Das war doch mal wieder ein sehr gelungener Film und auf jeden Fall etwa snoch nie dagewesenes!! Obwohl es sich in erster Linie um einen Thriller handelt, sind in die Dialoge immer wieder kleine witzige Bemerkungen eingaubt, die mit einen 100%-iger Sicherheit wenigstens zum Schmunzeln bringen, aber totzdem nicht fehl am Platze sind. Zusätzlich vergehen die 80 Minuten durch die immer wieder aufflammende Spannung ohne eine langweilige Minute und ich kann nur bestätigen: länger dürfte der Film wirklich nicht sein!! 8 von 10 Fenstern, hinter denen ein Killer steckt |
Olaf (13.08.03): Die Idee des Thrillers aus der Telefonzelle ist hervorragend umgesetzt und trägt tatsächlich die gesamt Handlung. - Wenn man bei Nicht auflegen! auch nicht gerade von Überlänge sprechen kann. Allerdings wurden auch einige kleinere handwerkliche Fehler gemacht. Da wäre zum einen das mitgehörte Handytelefonat zu Beginn, was meiner Meinung nach nicht möglich gewesen sein kann, zum anderen der alberne Laserpunkt, der viel zu sehr nach "mit Filzstift nachträglich aufgemalt" aussah. Zudem passt der Laserpunkt mehrfach nicht zum Fadenkreuz. Gut, das sind Kleinigkeiten. Schwerwiegender für meine Beurteilung ist hingegen die in meinen Augen verunglückte deutsche Synchronisation. Diese ist viel zu "glatt" geraten, die Stimmen wirken viel zu un-emotional, was bei einem Film, der eigentlich nur über die Dialoge lebt, schon etwas merkwürdig ist. Da in mehreren Szenen auffällig ist, dass die Charaktere sehr viel emotionaler agieren als sie sprechen, ist mein Tipp: Originalversion ansehen! |
Thomas Anderson (09.08.03): Das "moralische Gelaber" ist der Hauptinhalt des Filmes. Wenn dir das auf den Sack geht hast du den Film nicht kapiert. |
lyrixz (02.08.03): hi ! ich habe zuerst gedacht das ist so ein scheiss Film wie "Liberty Stands Still" aber weit verfählt ein echt guter Film mit Tiefgang nur die Moralische gelaber des Terroristen(wenn man ihn den so nennen kann) geht ein nach einer weile ganz schön auf den Sack aber ansonsten ein echt guter Film . Cu Lyrixz |