Originaltitel: Letters from Iwo Jima; Deutschlandstart: 22.02.2007 (Warner Bros.); Regie: Clint Eastwood; Produktion: Clint Eastwood, Steven Spielberg u.a.; Drehbuch: Iris Yamashita, Paul Haggis nach der Vorlage von Tadamichi Kuribayashi und Tsuyoko Yoshido; Musik: Kyle Eastwood, Michael Stevens; Kamera: Tom Stern; Schnitt: Joel Cox, Gary Roach mit Ken Watanabe (General Tadamichi Kuribayashi), Kazunari Ninomiya (Saigo), Tsuyoshi Ihara (Baron Nishi), Ryo Kase (Shimizu), Shido Nakamura (Lieutenant Ito), Hiroshi Watanabe (Lieutenant Fujita), Takumi Bando (Captain Tanida), Yuki Matsuzaki (Nozaki), Takashi Yamaguchi (Kashiwara), Eijiro Ozaki (Lieutenant Okubo), Nae Yuuki (Hanako), Nobumasa Sakagami (Admiral Ohsugi) u.a. |
|
|
Clint Eastwood fand nach eigenen Aussagen im Verlauf der Dreharbeiten zu seinem Kriegsdrama Flags of Our Fathers großes Interesse an der Lebensgeschichte des japanischen Kommandeurs Kuribayashi, der auf Seiten der Japaner die Insel Iwo Jima vor den angreifenden US-Truppen zu verteidigen versuchte. So kommt nun bereits wenige Wochen nach seinem ersten Film über die Schlacht im Pazifik mit Letters from Iwo Jima eine Art Komplementärwerk ins Kino, was insbesondere deshalb bemerkenswert ist, da der Film sich ganz auf die Perspektive der Japaner konzentriert, eine mutige Entscheidung, die Eastwood in den USA gerade von rechten Kreisen einige Kritik einbrachte. Der Zweite Weltkrieg mag seit gut sechzig Jahren beendet sein, die Wunden sind anscheinend, vielleicht auch im Hinblick auf den aktuellen, aussichtslosen Krieg im Irak, längst nicht verheilt. Plot:
Eigentlich ist das Ganze eine unmögliche, selbstmörderische
Mission, und Kuribayashi (Ken Watanabe, bekannt aus Last
Samurai) weiß das selbst am besten, denn die Pazifikinsel
Iwo Jima, im Grunde ein ziemlich trostloses Fleckchen Erde, soll gegen
eine wahre amerikanische Übermacht, die zudem vom Kriegsmaterial
her deutlich überlegen ist, verteidigt werden - koste es, was es
wolle. Und es wird das Leben kosten, dessen sind sich auch die meisten
japanischen Soldaten bewusst. Kritik: Auch wenn Letters from Iwo Jima insofern etwas besonderes leistet, weil er seine Geschichte aus der Sicht der Japaner schildert, liegt der Vergleich zu Terrence Malicks Meisterwerk Der schmale Grat nahe, der ebenfalls eine absurde Pazifikschlacht aus dem Zweiten Weltkrieg thematisiert und das Leid der Japaner explizit zeigt. |
Zeitgleich
mit Spielbergs Der Soldat
James Ryan abgedreht, dem eher simpel gestrickten, pathetischen
Kriegsdrama, war Der schmale Grat eine filmische Überraschung,
eher eine philosophische Meditation über die Natur des Menschen
als ein konventioneller Kriegsfilm. Daran muss man vielleicht denken,
wenn man Letters from Iwo Jima sieht, denn bei all seinen Qualitäten
hat man doch irgendwie das Gefühl, das alles schon einmal so oder
so ähnlich gesehen zu haben. Fazit: Berührendes Kriegsdrama, durchaus konventionell, aber gekonnt inszeniert. 8 von 10 Mal Harakiri mit der Handgranate! |
Dominik
Rose 23.02.2007 |
Leser-Kommentare: |
---|
Nikolas (01.03.07): Ich bin zweigespalten: Auf der einen Seite hat Dominic im Prinzip mit allem Recht, was er schreibt. Die Elemete des Film, Zeigen statt urteilen, Characterausleuchtung, Sinnlosigkeit, keine Sympathielenkung, etc., das stimmt alles und ist das, was den Film stellenweise gut werden lässt. Aber rein formal fand ich den Film zu langsam und mit zu vielen Längen. Die Rückblenden waren zwar alle sinnvoll, zogen den Film aber derartig in die Länge, das ich sie beinahe nicht sehen wollte. In seinen Elementen wirklich gelungen aber als Gesamtwerk IMO irgendwie etwas enttäuschend, auch weil man vieles schon woanders gesehen hatte. Und was sollte der überlebende Soldat? Happy End Zugeständnis an das Publikum? Das Meisterwerk konnte ich am Ende nicht mehr nachvollziehen, ganz im Gegensatz zur "Der schmale Grat" oder "James Ryan". Ich gebe nur 6 von 10 vergrabenen Briefen |
Sebastian (25.02.07): Schon wieder kann ich Dominiks Kritik fast vollständig unterschreiben, nur sehe ich es so, dass Letters from Iwo Jima nicht nur durch weg gut, sondern durchweg fantastisch inszeniert ist!!! Einfach ein genialer Film! Das ist wieder ein Clint Eastwood-Film, wie er sein soll! Flags of our fathers fand ich ja leider nur recht gut, aber im Vergleich zu diesem Film (obwohl man sie eigentlich nicht direkt vergleichen kann!) sinkt Flags of our fathers ins Mittelmaß! Iwo Jima hatte alles das, was mir bei Flags of our fathers fehlte: Wirklich eindringliche, beklemmende Bilder, ein guter Handlungsaufbau, weniger Charaktere, diese dafür dann aber sehr ausführlich dargestellt, so dass man mit ihnen mitfühlen kann und deren Handlungen man auch verstehen kann, selbst wenn man sie nicht so ganz nachvollziehen kann! Das Beste aber ist, wie Dominik schon schrieb, dass Eastwood nicht wertet, sondern nur schildert! Es gibt im Grunde weder Freund noch Feind, sondern alle sind MENSCHEN, die ums überleben kämpfen. Weder die Amerikaner sind die Bösen noch die Japaner! Man kann alles im Grunde auch auf Deutsche, Franzosen etc. übertragen! Für mich einer der besten Filme, die ich bis jetzt in diesem Jahr gesehen habe! Er hätte den Oscar redlich verdient, falls er in bekommen sollte! Ich bin immer noch total begeistert! 9,5 von 10 geschenkten Colts! |