Der Nebel
Drama/Horror, USA 2007, 124 Minuten, ab 16
Originaltitel: The Mist; Deutschlandstart: 17.01.2008 (Senator Film); Regie: Frank Darabont; Produktion: Frank Darabont, Bob Weinstein u.a.; Drehbuch: Frank Darabont nach dem Roman von Stephen King; Musik: Mark Isham; Kamera: Ronn Schmidt; Schnitt: Hunter M. Via

mit Thomas Jane (David Drayton), Marcia Gay Harden (Mrs. Carmody), Laurie Holden (Amanda Dunfrey), Andre Braugher (Brent Norton), Toby Jones (Ollie Weeks), William Sadler (Jim Grondin), Jeffrey DeMunn (Dan Miller), Frances Sternhagen (Irene), Alexa Davalos (Sally), Nathan Gamble (Billy Drayton), Chris Owen (Norm), Sam Witwer (Wayne Jessup), Robert C. Treveiler (Bud Brown), David Jensen (Myron), Jack Hurst (Joe Eagleton) u.a.

Filmplakat
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Wir gehen jetzt raus, Mrs. Carmody. Bitte gehen Sie zur Seite. - Sie können nicht rausgehen. Ich werde es nicht erlauben. - Sie werden es nicht erlauben? - Es ist gegen Gottes Willen. Verstehen Sie das immer noch nicht? - Die Fanatikerin Mrs. Carmody will niemanden aus dem Gebäude lassen.

Plot: In einer amerikanischen Kleinstadt fällt nach einem Sturm der Strom aus. Während die ländliche Bevölkerung zu Hamsterkäufen in die Supermärkte strömt, legt sich ein dichter Nebel über die Stadt. Und schon bald muss sich David Draydon (Thomas Jane), der sich mit seinem Sohn und anderen Menschen im Markt befindet, feststellen, dass da draußen im Nebel irgendetwas furchtbares lauert, vor dem es kein Entrinnen gibt.

Kritik: Während Stephen King als Autor große Erfolge zu feiern hat, gibt es nur wenige gelungene filmische Umsetzungen seiner Romane, tatsächlich füllen die meisten Versuche die Trashabteilungen der Videotheken. Frank Darabont, der bereits 1999 mit The Green Mile eine zumindest kommerziell erfolgreiche Verfilmung für sich verbuchen konnte, wagte sich nun an einen weiteren Roman des Meisters. Das Ergebnis ist nicht schlecht - aber zumindest zwiespältig. Der Film ist unterteilt in zwei Hälften, erst Sozialdrama - später Horrorfilm, ist dabei jedoch beides nur halb und bringt es zu keiner stilistischen Einheit.
In der ersten Hälfte werden die Hauptpersonen eingeführt, wir erhaschen einen kurzen Blick auf das Monster und das Chaos zwischen den wissenden Helden, den ungläubigen Skeptikern und den religiösen Endzeitfanatikern, nimmt seinen Lauf. Beinahe könnte man meinen, das Monster spiele gar keine wirkliche Rolle, denn tatsächlich bekommen wir außer einem kurzen Auftritt kaum etwas davon zu sehen. Stattdessen tritt der Reservoir Dogs-Effekt ein: Die unterschiedlichen Menschen bilden Meinungslager und gehen aufeinander los, werden selbst zur größten Gefahr für sich selbst. Das Monster im Nebel bringt nur das eigentliche Monster Mensch zum Vorschein. Hier kreiert Darabont eine gerade zu beklemmende Atmosphäre, eigentlich hätte man es schon bei diesem Psychogramm belassen können.

Thomas Jane (Punisher) gibt hier überzeugend den Anti-Helden, auch wenn mir etwas das Paroli gegenüber seiner Kontrahentin gefehlt hat; nur Taten und kaum Worte, das hat mich doch nicht ganz überzeugt. Lobende Erwähnung gebührt dagegen besonders Marcia Gay Harden (Mystic River) als Religionsfanatikerin: Sie nervt, und zwar gewaltig, mit jedem Wort, das sie sagt! Sie nervt den Helden und den (in weniger religiösen Bahnen denkenden) Zuschauer. Und schafft es dabei, nicht nur klischeehaft zu wirken, sondern ihrer Rolle wirkliche Tiefe zu verleihen und damit zu einer ernsthaften Bedrohung zu werden. Wenn sie zwischendurch eins auf den Deckel bekommt, applaudiert das Publikum. Worin ein großer Kritikpunkt liegt, betrachtet man die tatsächlichen Religionsfanatiker in den USA und das Ende des Films.
Dann bricht die zweite Hälfte des Filmes über den Zuschauer herein, und die Monster lassen sich nun doch mal blicken. Auch wenn die Riesenspinnen wirklich gelungen fies aussehen (den Ekelfaktor hatte ich selbst bei Kankra in Die Rückkehr des Königs vermisst), driftet der Film hier etwas in die Richtung billigen Trashs ab, das spannende Psychogramm wird durch einen Haufen Effekte abgelöst. Auch wenn die Grundspannung, wer die Helden zuerst erwischen wird, die Monster draußen oder die Menschen drinnen, erhalten bleibt.
Und wie heißt es immer wieder so schön? Das Ende ist der wichtigste Teil der Geschichte. Die letzten Minuten sind wirklich beklemmend und trostlos, das Ende einfach nur hart, so etwas bedrückendes habe ich seit langem nicht mehr im Kino gesehen. Mit einem guten Gefühl und der Lust auf ein kühles Bier zum Herunterspülen geht man jedenfalls nicht nach hause. Problematisch hinsichtlich des Futters für die Fanatiker, als Parabel auf die Menschheit lässt sich eigentlich nur die erste Hälfte verwerten, die kommt allerdings nicht an die Werke M.Night Shymalans (Sixth Sense, The Village) heran.

Fazit: Zunächst spannendes Psychogramm und Parabel auf das Monster Mensch, driftet der Film in der zweiten Hälfte etwas in trashigen Horror und Effektehascherei ab, bevor er dann auf ein äußerst bedrückendes und hartes Ende zusteuert. Weintechnisch betrachtet ein bitterer Abgang! Keinesfalls schlecht aber auch kein wirkliches Muss, der Genuss auf DVD tut es auch. 7 von 10 wirklich fies aussehenden Spinnen.

Nikolas Mimkes
28.01.2008

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406 Stimmen
Schnitt: 5
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
anna-lisa (26.11.11): der film ist soo hamma....und voll der horror einfach cooler film.....sehr sehr gut...
Jerry (30.01.08): Als alter Stephen King Fan muss ich auch noch meinen Senf dazugeben. "Der Nebel" ist eine meiner Lieblings-Kurzgeschichten von King und ich habe sie über die Jahre bestimmt schon mindestens 10 mal (oder öfter) gelesen weil ich das gaze Szenario einfach klasse finde. Und um es vorweg zu nehmen: auch der Film hat mir gut gefallen. Wenn man Film und Kurzgeschichte vergleicht stellt man zunächst fest, dass sich der Film bis auf 1-2 Ausnahmen sehr eng an das Buch hält - bis hin zu vielen Dialogen, die teilweise fast 1:1 übernommen wurde. Die Kritik, dass die Dialoge hölzern wirken, fällt insofern auf das Buch zurück was auch kein Zufall ist, denn "Der Nebel" gehört zu den eher einfach gestrickten Frühwerken von King. Dass die Stimmung im Film leidet liegt m.E. vor allem an der ziemlich misslungenen Vertonung. Zunächst fehlt über weite Teile jede Art von atmosphärischer Hintergrundmusik. Das allein ist ja kein Problem aber die (mal wieder) mittelmäßig deutsche Synchronisation gibt dem Film in dieser Hinsicht den Rest: kaum Umgebungsgeräusche, lustlose Sprecher denen man ständig die Studioumgebung anmerkt. Nicht gut. Ich werd mir den Film auf jeden Fall nochmal im Original anschauen. Bemängeln kann man als King-Fan auch das Ende. Im Buch bleibt der Ausgang des Ganzen offen und man wird mit den möglichen Schlussfolgerungen allein gelassen. Der Film hat dagegen ein klar definiertes, wenn auch ziemlich deprimierendes Ende. Von diesem beiden Kritikpunkten einmal abgesehen, hat mir "Der Nebel" aber gut gefallen. Er setzt das Buch sehr stimmig um, lässt nichts wichtiges weg, ergänzt/erklärt hier und da ein paar Dinge die man sonst schlecht versteht (das Buch ist in der Ich-Form geschrieben) und hat mich über die gesamte Dauer gut unterhalten. Kein Meilenstein des Gruselkinos aber auch kein Flop. Von mir daher 7 von 10 zu Barrikaden aufgestapelten Düngersäcken
Sebastian (29.01.08): Ich bin sehr begeistert von Der Nebel! Der Film war überraschend gut! Man muss sich halt nur auf ihn und seine abgefahrene "Stephen King-Story" einlassen!
Aber dann ist der Film richtig gelungen! Gute Mischung aus Horror, Drama und Komödie!
Und die Viecher fand ich auch nicht schlecht und sie waren sogar sehr gut animiert (bis auf eine Szene). Auf jeden Fall war es ne bessere Computeranimation als beim Film I am Legend!
Für den Film sollte man aber schon ein wenig zynisch drauf sein oder besser gesagt realistisch drauf sein, denn der Film zeigt und beschreibt die Menschen, wie sie wirklich sind, nämlich einfach Scheiße! Also hat der Film mir schon deshalb gefallen! Hinzu kommen ein paar gute Sprüche, nette humoristische Einlagen (und der Humor ist definitiv nicht unfreiwillig, sondern so beabsichtigt!) schon allein, um die beklemmende, apokalyptische Stimmung ein wenig abzufedern! Das Ende fand ich echt gut! Herrlich böse und deprimierend! Sowas anti-hollywood-mäßiges würde ich mir häufiger wünschen!
Dass Der Nebel nicht die überragende Qualität von Darabonts anderen beiden King-Verfilmungen (Die Verurteilten/Green Mile) erreichen kann, liegt schon allein wegen der abgefahrenen Grund-Story auf der Hand, die aber hier eher Nebensache ist, denn eigentlich geht es wirklich viel mehr darum, menschliches Verhalten (und den menschlichen Wahnsinn) in Extremsituationen zu zeigen. Und das schafft der Film wunderbar! Man kann die Figuren und ihre Handlungen gut nachvollziehen. Und hier muss man wirklich Marcia Gay Harden als religiöse Fanatikerin noch mal hervorheben. Sie spielt einfach klasse und überzeugend, SPOILER
denn es gibt doch mit Sicherheit keinen rational denkenden Menschen, der ihr nicht auch mit Wonne eine Kugel verpasst hätte! Von daher lässt einen der Film absolut nicht kalt, was wieder ein Pluspunkt des Films ist!
Und dass der Religionsfanatikerin posthum recht gegeben wird, sehe ich ganz und gar nicht so!!! Denn falls damit gemeint ist, dass sie damit recht gehabt haben soll, den Laden nicht zu verlassen, dann wird ihr nicht recht gegeben, denn am Ende ist auf dem Lastwagen mit den Flüchtlingen zu sehen, dass die Frau, die den Laden am Anfang für ihre Kinder verlassen hat, mit ihrem Kindern überlebt hat! Also ist Mrs. Carmody widerlegt!
SPOILER ENDE
Ich fand den Film auf jeden Fall richtig gut und auch nicht zu sehr in die Länge gezogen! Ich gebe 8 von 10 Fangtentakeln!

Nikolas (28.01.08): @ Bluti: Was Du in Deinem Spoiler erwähnst, habe ich auf der Hälfte meiner Kritik mit dem "Kritikpunkt" angedeutet, um nichts zu verraten. Genau das ist für mich eben sehr bedenkenswert! Ansonsten finde ich schon, dass der Film einiges an Spannung und Stimmung aufbaut. Seine 2 Stunden hätte man klar raffen können, aber das trifft bei den meisten Filmen zu und wollte ich doch nicht nochmal extra erwähnen. Deine 4 Punkte, nun ja, wo kämen wir hin, wenn wir alle gleiche Meinungen hätten?
Bluti (28.01.08): Also nein, 7 von 10 kann ich hier leider nicht vergeben, ohne gleichzeitig eine Wumme an den Kopf gedrückt zu bekommen. Der Film ist lang, sehr lang und hat eben leider nicht das Potential für 124 Minuten. Er wird gedehnt und wieder gestreckt und nochmal künstlich am Leben erhalten, bis man nur noch einpennen könnte. Tatsächlich schläfert der Film eher ein, als das er wach hielte, wäre da nicht diese nervige Frau, die aber leider in ihrer Rolle wirklich so arg überzeugt, das man lieber den Saal verlassen möchte als weiter zu gucken. Die Dialoge sind größtenteils erschreckend hölzern und transportieren nichts, was einer Stimmung ähneln könnte. Und das Ende -SPOILER-!!!!!, denkt man es konsequent durch, hinterlässt einen mehr als faden Nachgeschmack, denn plötzlich wird der doch ach so nervigen Mrs. Carmody psthum Recht gegeben...und das finde ich doch mehr als fragwürdig nach dem ganzen Verlauf...bestenfalls für einen Videoabend geeignet, wenn man Kingfanatiker sein sollte...4 von 10
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