Shutter Island
Drama / Thriller, USA 2010, 138 Minuten, ab 16
Originaltitel: Shutter Island; Deutschlandstart: 25.02.2010 (Concorde Film); Regie: Martin Scorsese; Produktion: Martin Scorsese, Emma Tillinger u.a.; Drehbuch: Laeta Kalogridis nach dem Roman von Dennis Lehane; Musik: Martin Probst; Kamera: Robert Richardson; Schnitt: Thelma Schoonmaker

mit Leonardo DiCaprio (Teddy Daniels), Mark Ruffalo (Chuck Aule), Ben Kingsley (Dr. Cawley), Max von Sydow (Dr. Naehring), Michelle Williams (Dolores), Emily Mortimer (Rachel 1), Patricia Clarkson (Rachel 2), Jackie Earle Haley (George Noyce), Ted Levine (Warden), John Carroll Lynch (Deputy Warden McPherson), Elias Koteas (Laeddis), Robin Bartlett (Bridget Kearns), Christopher Denham (Peter Breene), Nellie Sciutto (Schwester Marino), Joseph Sikora (Glen Miga) u.a.

Filmplakat
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Trailer ()
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Die Art Patienten, die wir heute hier behandeln, lagen früher angekettet in ihrem eigenen Dreck. Sie wurden geschlagen, als ob, sie blutig zu peitschen, ihnen ihre Psychosen austreiben würde, haben wir ihnen Schrauben ins Hirn gedreht, sie in Eiswasser getaucht, bis sie bewusstlos wurden oder... ertrunken sind. - Und heute? - ... behandeln wir sie. Versuchen zu heilen, zu kurieren. - Teddy Daniels wird von Dr. Cawley in moderne Behandlungsmethoden eingeführt.

Plot: Shutter Island ist eine abweisende, felsig-karge Insel vor der Küste Bostons, die für ein düsteres Hospital wie Ashecliffe wie geschaffen ist: Denn hier sind geistesgestörte Kriminelle inhaftiert, oder wie der geheimnisvolle Anstaltsleiter Dr. Cawley (Ben Kingsley) bevorzugen würde, „in Behandlung“. Wir schreiben das Jahr 1954: Die U.S. Marshals Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) und sein neuer Partner Chuck Aule (Mark Ruffalo) sind beauftragt, das unerklärliche Verschwinden einer Patientin namens Rachel Solando (Emily Mortimer) aufzuklären, die ihre drei Kinder einst in einem See ertränkte und seither in einer Phantasiewelt lebt.
Teddy Daniels wird rasch klar, dass auf Shutter Island noch mehr Dinge aufzuklären sind. Was hat es mit der in Rachels Zimmer aufgefundenen Notiz auf sich, die auf eine mysteriöse Nummer 67 hinweist? Was verbergen Dr. Cawley und sein deutscher Kollege Dr. Naehring (Max von Sydow)? Daniels hegt einen schrecklichen Verdacht: Werden auf Shutter Island, im streng bewachten Leuchtturm, illegale Menschen-Experimente durchgeführt?
Je länger die Ermittlungen andauern, desto prekärer wird Daniels eigener Gesundheitszustand: Nachts gequält von alptraumhaften Bildern der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau, an der er als Soldat beteiligt war, sowie beklemmenden Heimsuchungen seiner verstorbenen Ex-Ehefrau Dolores (Michelle Williams), deren Tod er nie verwinden konnte, wird er tagsüber von heftiger Migräne geplagt. Als sich Daniels in ein komplexes Verschwörungs-Geflecht verstrickt, das immer undurchsichtiger wird, taucht Rachel Solando plötzlich wieder auf.

Kritik: Shutter Island ist ein filmischer „mind-fucker“, im wahrsten Sinne: eine von Unwettern gepeitschte Insel, eine grausige Anstalt gefüllt mit psychotischen Kriminellen, düstere kloakenartige Gänge, spukige Hintergrundgeräusche, umherkrabbelnde Ratten-Schwärme, Nazi-Experimente, dubiose Ärzte und Direktoren, und das alles im Kontext einer „Kalter Krieg“-Paranoia und im Zeitalter der Wasserstoffbombe – eine Menge Material für schräge Alpträume!

Martin Scorsese zieht in seinem neuen Film ein schaurig-schönes Szenario auf, das sich von Beginn an als gekünstelte B-Horror-Hommage an die Noir-Filme der vierziger und fünfziger Jahre zu erkennen gibt. Alles ist ein wenig over-the-top und steht im Dienste einer Gothic-Geschichte, die ihr Spiel mit dem Zuschauer treibt und dem finstren Gangster-Remake Kap der Angst näher steht als Scorsese letzten Erfolgen Departed oder Aviator. Shutter Island bietet eine Menge inszenatorischer Kniffe und Tricks, atmosphärische Bilder und bombastische Musik, dazu eine Tonspur, die mit ihrem unheimlichen Klangteppich fast zu einem eigenen Charakter wird. Insbesondere die filmische Eröffnung mit der Ankunft von Daniels und seinem Partner Aule in Ashecliffe ist eine schöne Grusel-Ouvertüre, doch im Laufe der Geschichte wird der Plot allmählich immer wirrer, einzelne Einstellungen wie die Flashbacks mit Daniels Frau oder seiner Erinnerung an das KZ, so effektvoll sie bebildert sind, stehen bald isoliert für sich und bringen die Story nach der x-ten Wiederholung nicht mehr voran.
Überhaupt ist Shutter Island mit Handlungssträngen und gewichtigen Background-Themen heillos überladen: Die Nazis, die Bombe, die tote Ehefrau, die verschwundene Patientin, der Kalte Krieg, Freudianische Verdrängung, blutige Kinder und geheime CIA-Experimente – it´s all too much! Dazu kommt, dass der Film mit seinen weit über zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lang geraten ist - oder anders formuliert, man sieht ihm sein zähes Ringen, den Plot zu seiner überraschenden „Hoppla!“-Auflösung zu führen, überdeutlich an. Zumal auch relativ früh klar wird, worin der finale Twist der Geschichte liegen könnte. Man brauch kein Psychologe zu sein, um den fragilen Nervenzustand der Hauptfigur, der von der ersten Einstellung an thematisiert wird, zu erkennen und zu hinterfragen.
Am Ende dann, wann man nach dem großen Showdown plötzlich vor den Puzzleteilen der Story steht, wird die ganze Geschichte leider, je länger man darüber nachdenkt, immer unsinniger. Was letztlich bleibt, ist eine Menge schauriger Hokuspokus, durchaus hübsch und mit allen Schikanen in Szene gesetzt, aber viel zu wirr und in seiner Auflösung schlichtweg plump, um es mit den Klassikern des psychologischen „mindfuck“-Genres wie etwa Christopher Nolans Memento aufnehmen zu können.

Fazit: Überfrachtete Hollywood Noir-Hommage an die B-Movies der Fünfziger, die am Ende zwischen mystisch und Murks pendelt: 6 von 10 Alptraum-Nächte in der Klapse!

Dominik Rose
24.02.2010

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War okay6%
Gut9%
Sehr gut6%
Absolut hervorragend8%
Bester Film aller Zeiten8%

764 Stimmen
Schnitt: 4.7
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Sebastian (28.02.10): Ich glaube, ihr interpretiert zu viel im meine Aussage zum Ende des Films hinein! *lol*


MEGA-SPOILER:

Ich fand es einfach cool, dass DiCaprios Charakter sich am Ende entschieden hat, was er will. Und ich glaube, dass ne ganze Reihe Kinobesucher das nicht vertsehen werden, wenn sie seinen letzten Satz nicht genau beachten. Das find ich halt ne gute Idee, noch reinzubringen, dass er letztlich nur so getan hat und sich für die Rolle des Helden entschieden hat, weil er sich als "Monster" nicht ertragen konnte. Auch wenn das Lobotomie etc. bedeutet.
MEGA-SPOILER ENDE

Vielleicht unterschätze ich auch das allgemeine Kinopublikum. Aber woanders hab ich schon gelesen, dass Leute das falsch verstanden haben.

Bluti (27.02.10): Ich war bisher immer etwas entnervt und gelangweilt aus Scorsese-Filmen rausgegangen, wollte ihm aber ob des guten Trailers nochmal eine Chance geben. Zugegeben, ich fand ihn nicht so schlimm wie Gangs of New York, aber trotzdem verglichen mit dem echt zackig und spannend geschnittenen Trailer sehr zäh und gewollt. DiCaprio, den ich sonst eigentlich immer recht überzeugend finde, habe ich in diesem Film nur Mühe angemerkt, aber seine Rolle in nur ganz wenige Momenten geglaubt (und das lag nicht nur daran, dass er leider immer noch in Klamotten von erwachsenen Männern aussieht wie ein verkleidetes Kind). Die Krux der ganzen Geschichte war -wie die Vorredner hier schon andeuteten- schon nach recht kurzer Zeit absehbar. Ich finde spätestens mit Beautiful Mind war diese Filmidee abgegrast. Das nun 10 (?) Jahre später Shutter Island im ähnlichen Kostüm daherkommt...nun ja. Im Großen und Ganzen schließe ich mich Dominiks Kommentaren an in puncto Rückblendenüberforderung etc. Die Aufklärung doppelt zu bringen, erst erzählend und dann nochmal gefilmt, hat auch nicht gerade zur Spannung beigetragen. Vielleicht, Sebastians Aussage folgend, habe auch ich das Schlussstatement nicht gerafft, ist mir aber egal, denn es wird so oder so diesen Film im Nachhinein auch nicht mehr zu einem Glanzlicht für mich machen. Ich war enttäuscht, von dem Trailer und den insgesamt sehr guten Bewertungen hatte ich mir viel mehr als dieses simple Muster, was man einfach schon 500x gesehen hat und davon etwa in 100 gefühlten Fällen spannender, versprochen. Abschließend sei noch gesagt, dass mir der dauernde dötdötdöt-drei-Töne-Kontrabaß den letzten Nerv geraubt hat. Weil ich aber schon wirklich Schlimmeres gesehen habe, gibs noch 5/10 Dötdötdöts
Nikolas (26.02.10): Um ehrlich zu sein, schon beim Anschauen des Trailers hatte ich mich mich gefragt, ob Scorsese wohl dieselbe Idee hatte, die mir in dem Moment kam. Und ich hatte am Ende Recht. Mit anderen Worten: Ich ging schon mit der richtigen Vorahnung ins Kino und wurde trotzdem nicht enttäuscht.
Okay, an manchen Stellen zieht sich der Film etwas und die Rückblenden und irh dickes Aufgragen hätte man halbieren können. Da fühlte ich mich doch schon etwas mit der Nase drauf gestoßen. Wobei Scorsese auch hierfür einen inszenatorischen Kniff parat hat. However, von den Rückblenden abgesehen fand ich das Wirrwarr der Story eher gut gemacht als störend und in Hinblick auf das Ende auch passend, wenn auch hollywoddtypisch etwas dick aufgetragen. Und das Ende, wenn ich es auch schon vorhergesehen hatte, fand ich dennoch gut. Allerdings werde ich mir wohl noch mal Gedanken über DiCaprios Schlussstatement machen müssen, denn ich glaube, Sebastian hat Recht und ich habe das noch nicht ganz verstanden.
7 von 10 geliebten aber hässlichen Kravatten

Sebastian (26.02.10): Ich fand den Film in seiner ganzen Inszenierung, wie auch Dominik schon sagt, sehr pompös und überwältigend. Tolle Bilder unterlegt mit stimmiger Musik. Also eigentlich alles sehr gut. Aber...
...aber leider wusste ich spätestens nach 20-30 Minuten "wohin der Hase so im Großen und Ganzen läuft". Nur die näheren Umstände waren noch etwas unklar. Somit war die Hauptspannung des Films für mich aber gegessen und dementsprechend zog sich der Film für mich, besonders im Mittelteil erheblich. Die "auflösende" letzte viertel Stunde war dann aber wieder richtig gut. Und am besten dann die Schlußaussage von DiCaprio, die dem Ganzen dann doch noch eine feine Note gibt. Und, diejenigen, die nicht genau zuhören, werden das Ende mit Sicherheit falsch interpretieren...
Die tollen Bilder, die tollen Musik, die sehr gute schauspielerische Darbietung und das letztliche Ende haben mich über den allzu offensichtlichen "Aha-Effekt" und die Längen hinweg getröstet und so gibt es doch noch 7 von 10 mysteriösen Zetteln

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