Total Recall
Action, USA 2012, 118 Minuten, ab 12
Originaltitel: Total Recall; Deutschlandstart: 23.08.2012 (Sony Pictures); Regie: Len Wiseman; Produktion: Neal H. Moritz, Len Wiseman u.a.; Drehbuch: Kurt Wimmer, Mark Bomback nach einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick; Musik: Harry Gregson-Williams; Kamera: Paul Cameron; Schnitt: Christian Wagner

mit Colin Farrell (Douglas Quaid / Hauser), Kate Beckinsale (Lori Quaid), Jessica Biel (Melina), Bryan Cranston (Cohaagen), Bokeem Woodbine (Harry), Bill Nighy (Matthias), John Cho (McClane), Will Yun Lee (Marek), Milton Barnes (Wiederstandskämpfer), James McGowan (Adjutant), Natalie Lisinska (Schwester), Michael Therriault (Bankangestellter) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (Sony Pictures )
Trailer ()
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Ich bin Dough Quaid, mehr weiß ich nicht. - Du hast mich wieder erkannt. - Aus einem Traum. Ich... ich hab dich aus einem Traum wieder erkannt. - Das war kein Traum. Das war eine Erinnerung. - Melina versucht Dough von seiner wahren Identität zu überzeugen.

Plot: Bei vielen Männern ist es die Midlife-Crisis, die sie ihr Leben hinterfragen lässt, bei Fabrikarbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) dagegen ist es ein wiederkehrender Traum, in dem er als Geheimagent mit einer unbekannten Schönen an seiner Seite auf der Flucht vor gegnerischen Soldaten ist. Ein Traum, der für ihn infrage stellt, ob sein Leben wirklich nicht mehr zu bieten hat als seinen eintönigen Job, das schlechte Bier in seiner Stammkneipe und die tägliche Fahrt mit dem "Fall", einem gigantischen Aufzug, der das Großbritannien des Jahres 2084 quer durch den Erdball mit seiner "Kolonie" Australien verbindet, dem einzig anderen Territorium, das nach einem Weltkrieg mit chemischen Waffen noch bewohnbar ist. Dieses Gefühl der Unzufriedenheit kann auch seine schöne Frau Lori (Kate Beckinsale) nicht ändern. Eine willkommene Abwechslung verspricht die Firma "Rekall", die statt eines Urlaubs Erinnerungen anbietet, in denen man all seine Fantasien mit echten Erinnerungen maßgeschneidert ausleben kann. Doch kaum hat sich Douglas auf einen Trip als Geheimagent eingelassen, bricht das Chaos aus, stürmt eine schwerbewaffnete Spezialeinheit das Gebäude, um ihn zu verhaften. Der völlig überrumpelte Douglas reagiert instinktiv und schaltet die Einheit im Alleingang aus. Als er wieder zuhause seiner Frau fassungslos von dem Ereignis berichtet, wird er zum zweiten Mal überrumpelt, als diese plötzlich von treu-fürsorglicher Ehefrau zur eiskalten Killern umschaltet und er erneut auf der Flucht ist. Doch dann bekommt er unerwartete Hilfe, zunächst von einem unbekannten, eiligen Anrufer, dann von der Unbekannten (Jessica Biel) aus seinem Traum, die ihm eröffnet, dass sein Traum gar kein solcher ist, sondern eine verdrängte fragmentarische Erinnerung an ihre letzte gemeinsame Mission im Widerstand gegen den allmächtigen Kanzler Cohaagen (Bryan Cranston), der den Fall kontrolliert. Gemeinsam müssen sie sich auf die Suche nach "Matthias", den Anführer des Widerstands machen, um die Verschwörung zur Invasion der Kolonie zu verhindern.

Kritik: Dass in Hollywood ein chronischer Mangel an Ideen und Innovationen herrscht, ist nichts Neues und altbekannt. Da werden Uraltserien zu neuen Filmen aufgeblasen, endlose Fortsetzungen, Remakes, Reboots und Prequels noch und nöcher gedreht. Was meistens auf reine Geldmacherei hinausläuft, möglichst noch mit ärgerlichem 3D-Aufschlag. Total Recall ist nun das Remake des gleichnamigen Schwarzenegger-Klassikers von Paul Verhoeven aus dem Jahre 1990. Doch während die meisten Remakes an Ideenarmut und mangelnder Inspiration kranken, meist nur ein müder und unnötiger Aufguss sind, wir haben da gerade noch den neuen Spiderman im Gedächtnis, hat sich Len Wiseman wirklich Mühe gegeben. 22 Jahre nach dem Original wirkt die Neuauflage, allein schon des technischen Fortschritts wegen, wie der Sprung zwischen Terminator 1 und 2; wo die Originale noch mit der Schwierigkeit zu kämpfen hatten, eine futuristische Welt mit den Mitteln der auslaufenden 80er Jahre darstellen zu wollen, hat TR wie damals T2 dagegen den Vorteil, aus dem Vollen der neuzeitlichen Möglichkeiten zu schöpfen. Das zeigt sich besonders im Stadtbild.

Wurde das Original noch in entsprechenden gut ausgewählten Locations gedreht, stammt die mehrschichtige Stadt hier wohl hauptsächlich aus dem Computer. Bei der Story hat sich selbstredend nicht viel getan, ist der Plot in den Grundzügen derselbe wie zuvor. Einzelne Elemente oder Figuren wurden verändert, weggelassen oder variiert. Statt um die Unterdrückung der irdischen Marskolonie durch den dort vorherrschenden Sauerstoffmangel geht es nun um die Unterdrückung der britischen Kolonie Australien, die zusammen mit dem vereinigten Königreich nach einem verheerenden Krieg der einzig verbleibende bewohnbare Ort ist, hier mit Hilfe des monopolistischen "Falles". Mutanten gibt es keine mehr, das Thema war nach X-Men wohl zu abgedroschen, dafür eine Roboterarmee, die wie aufgemotzte, aus Star Wars entlaufene Klonkrieger wirken. Aber auch bei anderen Filmen hat sich Wiseman freizügig wie gekonnt bedient, einen Schuss Blade Runner beim Stadtdesign hier, eine Prise Minority Report bei den Verfolgungsjagden da, und natürlich scheint auch seine letzt Regiearbeit Stirb Langsam 4.0 in jeder zweiten Szene durch. All das findet sich hier aber zu einer gelungenen Mixtur. Direkte Referenzen finden sich in der Frau mit den drei Brüsten, die hier eigentlich nichts zu suchen hätte, aber so passend eingefügt wurde, dass es schon wieder Sinn macht, die verräterische Schweißperle wurde zur Träne. Wobei letztere Szene beim näheren Nachdenken wohl etwas an ihrer Logik krankt. Etwas bedauerlich ist, dass zwei Dinge weggelassen wurden. Das ist zum einen das Äquivalent zum Geheimnis um den Mars, zu dem sich hier mit der beinahe nur angedeuteten Unbewohnbarkeit der restlichen Territorien eine gute Alternative angeboten hätte und zum anderen Quaids/Hausers Katz'-und-Maus-Spiel mit sich selbst, der die von Schwarzenegger verkörperte Figur noch besser zeichnete und den Wandel der Story nachvollziehbarer machte. Beides nicht tragisch, aber da hätte man noch irgendwie mehr draus machen können. Und nicht zuletzt ist das Ende etwas nüchtern geraten, da fehlt dem Remake etwas die Epik des Vorgängers. Dafür werden wir mit einem tollen Duell zwischen einer bitchigen Kate Beckinsale und einer hinreißenden Jessica Biel belohnt sowie einem deutlich facettenreicher als Schwarzenegger agierenden Colin Farrel. Da zeigt sich der Unterschied zwischen einem schauspielernden Bodybuilder und einem echten Schauspieler!
Ansonsten bietet TR alles, was man von einem guten Actioner erwarten kann: Solide Unterhaltung, gute und rasante Effekte, überraschend gute Darsteller und eine Story, die dieselbe ist und sich trotzdem nicht nur einfach wiederholt. Das ist mehr, als man für gewöhnlich in diesem Genre erwarten kann und schafft Vorfreude auf Wisemans nächste Arbeit!

Fazit: George Lucas versuchte damals, Star Wars endlich auf den ursprünglich angepeilten Stand der Technik zu bringen und verrannte sich in einer belanglosen Effekteorgie. Len Wiseman dagegen verhilft der Story, die hier nur in den Grundzügen beibehalten wurde, zu einer gekonnten Verjüngungskur.
Wer das Original kennt und mag, wird hier deutlich auf seine Kosten kommen, wer einfach nur solides Action-Kino sehen will, wird ebenso gut bedient.
Einen kleinen Punktabzug gibt es für zwei Elemente der Story, die man hätte übernehmen können und eigentlich müssen, da fehlen dem Remake etwas Fülle und Epik, da hätte man noch etwas mehr draus machen können. Trotzdem ein ordentlicher Knaller! 8 von 10 Narben an der Hand.

Nikolas Mimkes
04.09.2012

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Schnitt: 5
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