Monster's Ball
Drama, USA/Kanada 2001, 112 Minuten, ab 16
Originaltitel: Monster's Ball; Deutschlandstart: 05.09.2002 (Tobis); Regie: Marc Forster; Produktion: Lee Daniels; Drehbuch: Milo Addica, Will Rokos; Musik: Chris Beaty, Thad Spencer, Richard Werbowenko; Kamera: Roberto Schaefer; Ausstattung: Monroe Kelly; Schnitt: Matt Chesse; Kostüme: Frank Fleming

mit Billy Bob Thornton (Hank Grotowski), Halle Berry (Letitia Musgrove), Peter Boyle (Buck Grotowski), Heath Ledger (Sonny Grotowski), Sean Combs (Lawrence Musgrove), Mos Def (Ryrus Cooper), Coronji Calhoun (Tyrell Musgrove), Taylor Simpson (Lucille), Gabrielle Witcher (Betty), Amber Rules (Vera)

Internet Movie Database (de/us)
Offizielle Homepage (T-Online de)

Plot: Die Grotowskis sind Henker in der dritten Generation . Von seinem alternden Vater (wunderbar festgefahren und widerlich: Peter Boyle) hat Hank (Billy Bob Armageddon Thornton) zudem das rassistische Denken übernommen. Sein Sohn Sonny (Heath Ritter aus Leidenschaft Ledger) allerdings tanzt aus der Reihe und freundet sich gegen den großen Widerstand seines Vaters sogar mit den schwarzen Kindern aus der Nachbarschaft an. Als Sonny bei der Hinrichtung eines Farbigen die Nerven verliert, will ihn Hank als der Familie unwürdigen Weichling aus dem Haus werfen. Sonny zeigt ihm aber überdeutlich sein anderes Denken, in dem er sich vor den Augen seines Vaters und dessen Rassismus erschießt. Doch selbst das lässt Hank zunächst beinahe kalt, da er beinahe froh ist, den widerspenstigen Sohn los zu sein. Dann kommt aber alles anders, als er es sich jemals hätte denken können: Eines nachts leistet er Hilfe und bringt einen durch einen Autounfall verletzten farbigen Jungen (Coronji Calhoun) und dessen Mutter Leticia Musgrove (Halle Password: Swordfish Berry), die auch Bedienung in seinem Stammlokal ist, ins Krankenhaus. Als der Junge stirbt, tut er widerwillig das Nötige, um der unter Schock stehenden und um ihre Existenz kämpfenden Frau erst einmal beizustehen. Durch seine guten Taten ihr gegenüber fühlt Leticia sich nach und nach zu ihm hingezogen, während bei Hank allmählich die rassistische Grundeinstellung zu bröckeln anfängt. Doch was sie nicht weiß: Hank ist der Henker ihres Mannes...

Kritik: Monster's Ball (so wie die Feier in der Nacht vor einer Hinrichtung genannt wird) ist die Konfrontation zweier Welten. Auf der einen Seite steht Hank, der für seinen Job und seinen Rassismus lebt und sein Leben im Griff hat. Auf der anderen Seite Leticia, die erst ihren Mann (Cameoauftritt von Sean "Puff Daddy" Combs), dann ihren Sohn und schließlich ihr Haus verliert und zumindest um letztere mit aller Kraft kämpft. Es kommt zu einer Bindung zwischen den beiden grundverschiedenen Menschen, die auf einerseits durch Schuldgefühle und den ersten Schritt in Richtung neuen Denkens und andererseits durch Aufgabe gegenüber dem Schicksal und dem Bedürfnis nach Zuwendung und Liebe entsteht. Billy Bob Thornton und Halle Berry lassen dabei schauspielerisch die Funken sprühen und ergänzen sich als ungleiches Paar, dass langsam zueinander findet.

Der Film fokussiert dabei fast gänzlich das Zusammenspiel der beiden grandiosen Hauptdarsteller, während ihre unterschiedlichen Welten, Lebenssituationen und -einstellungen portraithaft gezeigt werden. Besonders stechen dabei die vielen ruhigen Szenen heraus, in denen kaum gesprochen wird, man aber förmlich die Gedanken der beiden lesen kann, die viel mehr aussagen als alle Dialoge.
Marc Forster zeigt ohne jegliches Klischee oder Übertreibung die anhaltende rassistische Einstellung vieler Amerikaner und die Tatsache, dass wir nur logistisch gesehen alle in "einer Welt" leben, in der die "Afro-Amerikaner" (und nicht nur die) nach wie vor um eine gleichberechtigte Stellung in der von Weißen dominierten Gesellschaft kämpfen.
Passenderweise lässt sich dies sogar an der Oskarverleihung 2002 belegen: Kurz vor derselben ging der Skandal um die Welt, dass seit über 40 Jahren nach Sidney Poitier kein farbiger Darsteller und noch nie eine farbige Darstellerin den Oscar als beste(r) Darsteller(in) erhalten hatte. Es lässt sich schon sehr direkt vermuten, dass die Traumfabrik hier um ihre "weiße" Weste besorgt war, da prompt Halle Berry und Denzel Washington (für Training Day) die begehrten Goldjungen einheimsen konnten. Darüber hinaus bekam Poitier auch noch den Ehrenoscar für sein Lebenswerk, während die Show von keiner anderen moderiert wurde als von Whoopi Goldberg (die selbst mehrmal schamlos übergangen wurde). Der hier zu vermutende politische Hintergrund wird dann auch noch von der Tatsache untermauert, dass Berry später trotz des Oscars und ihrer Wahl zur "schönsten Frau der Welt" durch das angesehene Peoples Magazine Schwierigkeiten mit weiteren Rollen bekam, die sich lediglich auf das Misstrauen von Produzenten auf die Akzeptanz einer farbigen Hauptdarstellerin durch das Mainstreampublikum stützen... Um das zu glauben, wenn man es nicht schon instinktiv weiß, muss man sich lediglich einmal Michael Moores Meisterwerk Bowling for Columbine anschauen!

Fazit: Ein eindringlicher Film, der unspektakulär die offensichtlich existente aber dementierte Kluft und Nichtakzeptanz zwischen Weiß und Schwarz in den USA aufgreift und dabei ganz auf die Kraft seiner Hauptfiguren setzt. 8 von 10 Zeichnungen in der Todeszelle

Nikolas Mimkes
21.07.2003

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Schnitt: 5
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Leser-Kommentare:
Nikolas (28.07.03): @ Dominik: wusste ich gar nicht, dass Whoopie Goldberg einen oscar hat... dennoch lässt sich der politische aspekt dieser verleihung nicht abstreiten! -> du hast recht, mit dem aussehen kann einem im "heiligen wald" eigentlich alles passieren... *grins*
Dominik (28.07.03): Whoopie Goldberg hat einen Oscar bekommen für "Ghost" (Scheiß -Film, meiner Meinung nach). Halle Berry fand ich klasse, auch wenn es im Hinblick auf den Oscar auch nie schaden kann, wenn diverse Angehörige sterben und diverse Nervenzusammenbrüche zu bewältigen sind. Von daher war es sicher egal, daß sie nun "schwarz" ist (wenn man so aussieht wie Halle berry kann man in Hollywood sogar grün sein).
Eric Draven (27.07.03): den Oscar hat sie wohl nicht verdient.....
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