Der Polarexpress
Animationsfilm, USA 2004, 100 Minuten, ab 6, Prädikat: besonders wertvoll.
Originaltitel: The Polar Express; Deutschlandstart: 25.11.2004 (Warner Bros.); Regie: Robert Zemeckis; Produktion: Robert Zemeckis, Tom Hanks u.a.; Drehbuch: Robert Zemeckis, William Broyles Jr. nach der Vorlage von Chris Van Allsburg; Musik: Glen Ballard, Alan Silvestri; Kamera: Don Burgess, Robert Presley; Schnitt: R. Orlando Duenas, Jeremiah O'Driscoll

mit Tom Hanks (Der kleine Held, Vater des Jungen, Schaffner, Landstreicher, Weihnachtsmann), Michael Jeter (Smokey, Steamer), Peter Scolari (Der Einsame), Nona Gaye (Das Mädchen), Eddie Deezen (Der Besserwisser), Charles Fleischer (General der Elfen)

Filmplakat
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Jetzt... und jetzt ist gut, Sarah. Du hattest dein Wasser! Ab nach oben mit dir, und dann geht's marsch ins Bett! - A...aber ... Wenn er in einer Nacht zu allen Kindern kommt, müsste der Weihnachtsmann schneller fliegen als das Licht, hat er gesagt. - Und? - Und wenn er für jeden die Geschenke mitbringt, müsste sein Schlitten größer sein als ein Kreuzfahrtschiff! - Ja? Da hat dich dein Bruder bloß auf den Arm genommen. Er weiß, dass es den Weihnachtsmann gibt! - Er sagt, er weiß es nicht genau. Vielleicht gibt's den Weihnachtsmann gar nicht in Echt! - Klar gibt's den! Den gibt's genauso wie's Weihnachten auch gibt! - Er kommt aber nicht, solange du nicht tief und fest schläfst, mein junges Fräulein! - Der Weihnachtsmann kommt schneller als du denkst! Und jetzt schlaf' schön!. - Klein Sarah diskutiert mit ihren Eltern über den Weihnachtsmann.

Plot: Ein kleiner Junge, der nicht mehr recht an die Existenz des Weihnachtsmannes glauben kann, wird an Heiligabend um fünf Minuten vor Mitternacht vom Geräusch der Dampflokomotive eines monumentalen Zuges geweckt, der direkt vor der Haustür seines Elternhauses gehalten hat. Ungläubig hört er vom Zugführer, dass dies der Polarexpress sei, der nun direkt zum Nordpol fahre - wo bekanntlich der Weihnachtsmann wohnt und mit seinen Helfern alle Weihnachtsgeschenke vorbereitet, um sie in eben dieser Nacht mit seinem Rentier-Schlitten an alle Kinder der Welt zu verteilen. Widerwillig steigt er in den Zug, in dem schon allerhand andere Kinder sitzen. Schon beginnt die ereignisreiche Zugfahrt. Werden die Kinder am Nordpol wohl wirklich den Weihnachtsmann sehen?

Kritik: Allen nun zu erwartenden Merchandising-Produkten wie Spielfiguren, Cola-Trinkbechern und nicht zuletzt dem Roman zum Film zum Trotz: Der Polarexpress ist im Original ein großformatiges Vorlese-Bilderbuch von Chris van Allsburg, das im Jahre 1985 in den USA bei Houghton Mifflin erschien und seit 2001 in deutscher Sprache beim Carlsen erhältlich ist. Es enthält lediglich fünfzehn Illustrationen, und der gesamte Text ist zusammen genommen sicher kürzer als diese Filmkritik. Somit bestand die begründete Sorge, dass die Verfilmung in Form eines vollständig computeranimierten, 100 Minuten langen Spielfilms viel zu viel hinzu erfinden würde und die eigentliche Botschaft auf der Strecke bleiben könnte.
Das ist jedoch nicht geschehen: Autor van Allsburg stand den Produzenten Steve Starkey und Robert Zemeckis zusammen mit Tom Hanks als Executive Producer zur Seite. So ist es geschehen, dass die inhaltliche Vision lediglich ausgebaut, nicht jedoch verbaut worden ist. Produzent Starkey hatte seit geraumer Zeit nach einer Möglichkeit gesucht, den Stoff des Buches filmisch umzusetzen, jedoch hielt er weder eine Zeichentrick-Adaption noch eine Realverfilmung für angemessen, die farbenfrohen und realistisch dargestellten Bilder der Bilderbuchvorlage adäquat umzusetzen. So fiel seine Wahl letztlich auf die Computeranimation.
Hinzu kam die Technologie des Motion Capturing, womit auch schon in Große Haie, kleine Fische die digitalen Figuren neben den Bewegungen auch die Gesichter samt vollständiger Mimik der Realdarsteller erhielten. Tom Hanks übernahm dabei nicht weniger als sechs mehr oder minder kleine Rollen, allen voran natürlich die des Zugführers und die der Hauptfigur des kleinen Jungen.

An dieser Stelle aber Entwarnung für diejenigen, die Tom Hanks gar nicht mögen: Er ist nicht permanent im Bild. Stattdessen sind anderen Rollen unter anderem Nona Gaye (bekannt als "Zee" aus Matrix Reloaded/Revolutions) und Leslie Zemeckis (die Ehefrau des Regisseurs und Produzenten) zu sehen. In einem ganz kleinen Gastauftritt ist auch Steven Tyler, der Leadsänger der Rockband "Aerosmith" zu erkennen: Er spielt einen Elf bzw. Wichtel, wie die Helfer des Weihnachtsmanns in der deutschen Fassung heißen. Den Rest des Soundtracks beschreitet, wie in Zemeckis-Filmen kaum anders zu erwarten, zum größten Teil Alan Silvestri.
Die digitale Umsetzung von van Allsburgs Bildern ist auf den Punkt getroffen: Das Bilderbuch wurde originalgetreu bis in die Details umgesetzt, alle Illustrationen kommen exakt im Film vor - nur noch schöner. Und wann immer man im Anschluss an einen CG-Film wie Shrek 2 oder Große Haie, kleine Fische dachte, hinsichtlich des Realismus gäbe es keine Steigerungsmöglichkeit mehr: Die Darstellung der Hauptdarsteller, auch in extremer Nahaufnahme, schlägt alles bisher Dagewesene. Ein großes Lob an dieser Stelle ebenfalls an die deutsche Dialogregie: Der Großteil des deutschen Buchtextes kommt wortwörtlich im Film vor. Auch hier fehlte also nicht nötige die Liebe zum Detail. Die vielen achterbahngleichen digitalen Kamerafahrten zollen ihrerseits dem Umstand Tribut, dass der Film demnächst als erster Film in voller Spielfilmlänge als IMAX-Feature erscheinen wird. Dies dürfte Kindern wie Erwachsenen noch eine Zusatzportion Gänsehaut verschaffen.
Der Polarexpress ist ein moderneres Weihnachtsmärchen als Charles Dickens' Eine Weihnachtsgeschichte. Sie handelt ebenfalls vom Geist der Weihnacht, von Freundschaft, davon dass Geschenke nicht das Wichtigste sind und auch mal kleiner ausfallen dürfen, und vom Glauben an andere und sich selbst. All dies wird zur Abwechslung nicht aus der Sicht eines Erwachsenen wie Mr. Ebenizer Scrooge erzählt (der im Film sogar kurz zitiert wird), sondern wirklich aus der Sicht von Kindern, mit denen man sich als kindlicher Zuschauer leicht identifizieren kann. Und auch wenn dies stellenweise ein bisschen zu moralapostolisch wirkt: In diesem Film gibt es ausnahmsweise nicht den Anflug von Gewalt. So lapidar dies klingen mag, so vernachlässigt wird diese begründete Forderung von heutigen Pixar- oder Dreamworks-"Kinderfilmen". Selbst die alten Disney-Märchenfilme nach den Erzählungen der Gebrüder Grimm haben genug Potenzial, Kinder zu verschrecken.
Ich sehe in Der Polarexpress eine optisch überragend realisierte, kindgemäß und pädagogisch korrekt verpackte Weihnachtsgeschichte, die zwar mitunter etwas rührselig daher kommt, aber zu keinem Zeitpunkt des Films langweilig oder langatmig wirkt. Die Filmadaption erzählt all das, was in der Kürze des Bilderbuchs zu lang oder unangemessen gewesen wäre - und mehr, was den Film von Anfang bis Ende zu einem Vergnügen für Groß und Klein macht. Ich gehe sogar so weit: Meinen Kindern (yet to be announced - aber wenn es halt eines Tages so weit ist) werde ich im passenden Alter das Bilderbuch vorlesen, und später dann mit ihnen zusammen an Heiligabend den Film anschauen.

Fazit: Eine wundervolle, manchmal etwas rührselige und mitunter atemberaubend turbulente Adaption eines großartigen Weihnachts-Kinderbuchs in zeitgemäß perfekter digitaler Animation. Für 2004 mein absoluter Weihnachts-Filmtipp für Familien mit kleinen Kindern. 8 1/2 von 10 Bungee-Wichteln.

Gero Zahn
22.11.2004

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565 Stimmen
Schnitt: 4.9
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Motzki (14.12.04): @Gerda: Das sehe ich genauso. Letztlich kann eh nur jeder seine eigene Meinung schreiben. Oder soll man sich in jemand anderen hineinversetzen, vermuten, was er empfinden würde, und dann eine Kritik schreiben? Das wäre ganz schöner Unsinn.
Man muss eben jemanden finden, der einen ähnlichen Geschmack wie man selbst hat, und dessen Meinung kann man dann bei der Auswahl berücksichtigen. Das ist aber nicht nur bei Kinderfilmen so, sondern bei jedem anderen auch.

Gerda (13.12.04): Jeder der den Film gesehen hat, hat das Recht ihn auch zu bewerten! Was soll das mit dieser ganzen Kinderdiskussion?
nochmal alexa (08.12.04): den Film sollten Kinder bewerten und nicht erwachsene, schließlich ist er für Kinder gemacht, es gibt genug Filme für Erwachsene da muß der Rest nicht auch noch madig gemacht werden. Achja ich bin selber Mutter von 4 Kindern
alexa (08.12.04): ich fand den Film absolut schön und alle anderen (erik, ganz unten(vermutlich bist du kein Kind mehr und hörst vermutlich das Glöckchen auch nicht mehr)
Barbara (06.12.04): Der Film ist ein wunderbarer Kindertraum, zugeben ein sehr amerikanischer, aber doch sehr an der Wirklichkeit orientierter. Da ich täglich mit diesen kleinen Wesen (keine Windeln, kein Füttern, keine belanglosen Liedchen) zu tun habe, weiß ich wie groß der Achterbahn- und Kakaotraum ist. Einen Geist dabei zu haben, der einen rettet, Freunde zu finden, denen egal ist, ob man zu Hause den neuesten Bionicle oder die tolle Rapunzel-Barbie hat. Halt einfach, was die Erwachsenen den Geist der Weihnacht nennen, zu erfahren. Und letztlich das Größte: dem Weihnachtsmann zu begegnen. Von mir bekommt er auch neun von zehn heißen Kakao-Tasen.
Olaf (05.12.04): @Holger: Vorsicht! Die Psychoanalytiker unter uns horchen schon auf, wenn sie jetzt lesen, dass du mit deiner Kindheit nur Windeln, blöde Liedchen und Zwangsernährung verbindest. - Das ist bei mir zum Glück noch etwas mehr. - Obwohl ich mich den nostalgischen Gefühlen von Sandra auch nicht unbedingt anschließen möchte... :-)
Holger (04.12.04): Na ihr scheint es ja gar nicht abwarten zu können ins Greisenalter zu kommen, dann habt ihr praktisch eure Kindheit zurück: wieder gewindelt werden, gefüttert werden und belanglose Liedchen vorgeträllert bekommen. Liebe Sandra, dein Mitleid kannst du dir sparen, Mitleid ist eines der schlimmsten Dinge die es gibt. Kein Mensch braucht einen anderen, der mit ihm leidet. Dummerweise meinen die meisten Leute gerade in dieser Zeit mal kurz mit Hungernden leiden zu müssen. Für einen Weihnachtsklassiker (was auch immer das sein soll) fehlt diesem Computerprodukt so ziemlich alles. Bunte Bilder mit nichts dahinter reichen da nicht aus. Eine Botschaft hat die literarische Vorlage vielleicht, der Film vermag sie nicht zu vermitteln. Zumal sieht er recht bescheiden aus. Äußerlich na ja - innerlich arm, ganz arm.
Jörg (04.12.04): @Sandra: was du beschreibst ist was der Film eigentlich sein sollte: warmherzig, freundlich, packend und für Kinder/ "Kind in uns" Nur leider hat der Film nicht das was er zur Vermittlung bräuchte - und das ist Seele. Fehlt die, sind auch noch so viele Millionen Dollar vergebens.
Sandra (03.12.04): Wow, was ist denn hier los? Hallo Leute: "Polarexpress" ist ein Weihnachtsmärchen für Kinder, klar soweit? Dazu ist es natürlich notwendig, dass man die Fähigkeit besitzt sich in ein kleines Kind hineinzudenken und wer DAS nicht vermag, der tut mir wirklich sehr leid. Ich jedenfalls fand den Film als das was er ist toll. Der Film ist wie Gero bereits schrieb "optisch überragend realisiert" eine bessere Wortwahl läßt sich kaum finden. Die Geschichte ist für Menschen jeden Alters geeignet und wer meint er müßte wieder mal über Tom Hanks herziehen: Geht doch woanders rein! Jeder weiß doch das der Schaffner wie er aussieht! Der Film erzählt rührend vom Geist der Weihnacht und dem Glauben in (fast) jedem von uns. Die Kernbotschaft ist einfach: Freundschaft, Nächstenliebe und vom Glauben an das Gute in den Menschen. Und ganz sicher ist die Umsetzung dieser Botschaft nicht steril, kalt und schon gar nicht langweilig. Der Film ist liebevoll inszeniert, mit viel Wärme und einem kindgerechten Spannungsbogen. "Der Polarexpress" ist absolut gewaltfrei und eignet sich auch für ganz kleine Zuschauer, alleine schon der bunten Bilder wegen auch wenn die Kurzen die Botschaft wohl noch nicht so verstehen werden. "Der Polarexpress" kann ein großer Weihnachtsklassiker für die ganze Familie werden. Fazit: Perfekt animiertes Weihnachtsmärchen für die ganz Kleinen und die, die in ihrem Herzen das Kind in sich bewahrt haben. Imagine all the people living life in peace ... 9 von 10 klingenden Weihnachtsglöckchen
Wulfen (02.12.04): Videospieloptik hin oder her, ein gelungener Film für alle die sich ihre Kindheit bewahrt haben. Den anderen sei gesagt " ausprobieren" dann macht auch die Animation nichts aus.
Insgesamt 14 Kommentare. Alle anzeigen
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