Constantine
Fantasy/Action, USA 2005, 121 Minuten, ab 16
Originaltitel: Constantine; Deutschlandstart: 17.02.2005 (Warner Bros.); Regie: Francis Lawrence; Produktion: Lorenzo DiBonaventura, Akiva Goldsman u.a.; Drehbuch: Kevin Brodbin, Frank A. Cappello nach dem Comic "Hellblazer" von Jamie Delano und Garth Ennis; Musik: Klaus Badelt, Brian Tyler; Kamera: Philippe Rousselot; Schnitt: Wayne Wahrman

mit Keanu Reeves (John Constantine), Rachel Weisz (Angela Dodson / Isabel Dodson), Shia LaBeouf (Chas Chandler), Djimon Hounsou (Midnite), Max Baker (Beeman), Pruitt Taylor Vince(Pater Hennessy), Gavin McGregor Rossdale (Balthazar), Tilda Swinton (Gabriel), Peter Stormare (Satan), Jesse Ramirez (Scavenger), José Zúñiga (Detective Weiss)

Filmplakat
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Also, worum geht's denn gerade? - Ich habe einen Kriegerdämon aus einer jungen Frau geholt. Sah aus, als hätte er vorgehabt, durchzubrechen. Ja, ich weiß, wie sich das anhört. - Nein, wir sind bestenfalls Fingerpuppen für sie, John, keine Pforten! Sie können uns manipulieren, aber nicht in unsere Dimension vordringen. - Vielleicht findest du in irgendeiner Schrift einen Präzedenzfall ... ? - OK, geht klar, John. - John Constantine sucht Rat.

Plot: Gott und Satan haben einen Waffenstillstand ausgehandelt und stattdessen eine Art Dauerwette um die Seelen der Menschen abgeschlossen. Die einzige Bedingung: Kein direkter Kontakt, keine direkte Einmischung. Auch Dämonen verlassen nicht die Hölle, ebensowenig Engel den Himmel: Stattdessen wandeln auf der Welt menschengleiche "Halbblüter", die entweder Dämonen oder Engel in sich tragen. Nur diese Wesen sind dazu in der Lage, auf die Menschen einzuwirken, ihnen ins Ohr zu flüstern, um ihren Lebensweg zu beeinflussen. Weitergehende Aktivität ist auch ihnen nicht gestattet. John Constantine (Keanu Reeves), eine Art Wanderer zwischen Hölle und Erde, hat sich zur Aufgabe gemacht, dem Gleichgewicht zu dienen: Neben üblichem Exorzismus, lies: der Austreibung von in Menschen gefahrenen Dämonen, kümmert er sich auch um andere Regelverstöße der Halbblüter. Bevorzugt schickt er die Lakaien der Hölle in eben diese zurück. - Warum Constantine bereits mit mehr als nur einem Bein in der Hölle steht, und warum er dieser ungewöhnlichen Tätigkeit nachgeht, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.
Bis plötzlich gehäuft Dämonen außerhalb von Halbblütern in unserer Dimension auftauchen, in der sie nichts zu suchen haben - und mittendrin die Polizistin Angela Dodson (Rachel Weisz) und der Selbstmord ihrer geistig verwirrten Zwillingsschwester Isabel. Constantine wird alsbald klar, dass großes Unheil bevorsteht, und dass es um der Seelen der Menschen unbedingt verhindert werden muss.

Kritik: Mit Constantine (gesprochen: "konstentien") liegt wiederum eine Comicverfilmung vor. Ausnahmsweise keine Umsetzung eines Marvel-Stoffs wie X-Men, Spider-Man oder Daredevil, sondern die der "Hellblazer"-Reihe der Konkurrenz DC Comics/Vertigo. Der Protagonist John Constantine erblickte bereits 1985 als wiederkehrende Nebenrolle der Comicreihe "Saga of the Swamp Thing" das Licht der Comicseiten, bevor 1988 der erste dedizierte "Hellblazer"-Comic nur über John Constantine und dessen Taten erschien.
Der Comic-Constantine ist ein rücksichtsloser, abgewrackter, blondschopfiger Kettenraucher im verknautschten Trenchcoat. - Laut dem ursprünglichen Zeichner Alan Moore stand für die Optik Sting Pate, der damalige Lead-Sänger der Band "The Police". Insofern ist die Besetzung der Hauptrolle mit Keanu Reeves ein vollkommener Fehlgriff.
Dieser wird der Figur des John Constantine zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise gerecht und wirkt durchgängig wenig glaubwürdig.

Hinzu kommt, dass Keanu Reeves bekanntlich nur dreieinhalb verschiedene Gesichtsausdrücke in seinem Repertoire hat: Den ausdruckslosen, den angespannten (i.w. der ausdruckslose mit gefurchter Stirn), den bösen und den blöde grinsenden - mehr bekommt man auch in diesem Film nicht zu sehen, primär wie üblich das ausdruckslose Gesicht. Das mag für Neo in Matrix genügen, aber selbst der gezeichnete ursrüngliche Comiccharakter John Constantine verfügt über ein breiteres Mimik-Spektrum - und eigentlich bedarf es eines Schauspielers, der das auch umzusetzen vermag.
Die Handlung ist ein wenig krude und vermengt mythische Elemente des Katholizismus mit ebensolchen des Satanismus / Dämonismus zu einem Plot, dessen Kernpunkte sich durchaus in drei bis vier Sätzen zusammenfassen ließen. Drumherum werden alle Charaktere, also Constantine selbst, seine Freunde Chaz, Beeman und Pater Hennessy, die Polizistin Angela Dodson, der böse Balthazar, der mysteriöse Midnite, Erzengel Gabriel und Satan "Lu"(cifer), nur angerissen. Lediglich Gabriel (Tilda Swinton) und ein Stück weit auch Lu (Peter Stormare) können überzeugen, allen anderen fehlt es eindeutig an Tiefgang. Für einen Comicband ist dies absolut akzeptabel, sofern die Hauptrollen bereits aus vorherigen Bänden bekannt sind und die Nebenrollen sowieso nur ein einziges Mal vorkommen. Für einen Kinofilm jedoch ist dies arg unbefriedigend. Nebenbei bemerkt: Der Comic zum Film, der also den Film nahezu bild- und dialoggetreu umsetzt, funktioniert trotz des mit Keanu Reeves' Gesicht ausgestatteten John Constantine weitaus besser als der Film selbst.
Wir müssen uns nicht über die schön anzuschauenden farbenprächtigen, animierten digitalen Mattes streiten (Hintergrundbilder mit einkopierten Darstellern). Ebensowenig über die wie immer beeindruckenden Ultra-Slowmotions und Bullettime-Szenen (eine Szene wird zum Standbild eingefroren, während die Kamera und ein Teil der Akteure weiterhin darin interagieren). Und natürlich sind auch die volldigitalen Charaktere (allen voran die Kriegerdämonen) wirklich sehenswert, vor allem im Wechselspiel mit real gefilmten Schauspielern. Abseits davon ist der Film allerdings weder brauchbar spannend noch richtig gruselig und auch nur hinlänglich unterhaltsam - trotz einiger eingestreuter Lacher. In Schulnoten: Das Constantine-Kinoerlebnis ist zwar mit etwas gutem Willen noch ausreichend, aber keinesfalls befriedigend. Schade um den guten Ausgangsstoff, der vor allem unter dem fehlbesetzten Hauptdarsteller leidet.

Fazit: The Exorcist Reloaded. Nichts für zarte Gemüter, aber für Fans des Grusel-Genres nicht spannend genug. Schöne Bilder, aber wenig dahinter. Wirrer Mix aus katholizistischer und satanistischer Mythologie, letztlich mit geringem Tiefgang und leidlich schwach angelegten Charakteren. Leider nur 5 von 10 goldenen Schlagringen mit Kruzifix-Gravur.

Gero Zahn
17.02.2005

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855 Stimmen
Schnitt: 4.9
cgi-vote script (c) corona, graphics and add. scripts (c) olasch

Leser-Kommentare:
Olaf (28.02.05): Also ich muss auch sagen, dass ich im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Film bin. Irgendwie klassische Geschichte, ganz nett verpackt mit leidlich viel Spannung und einigen Schreckeffekten. Dass Keanu Reeves so ein schlechter Schauspieler ist, ist zwar schade, da die Figur des Constantine mehr hergeben könnte, ist aber nicht wirklich schlimm, da er vom Typ passt. Gute 6 von 10 vergessene Schutzamulette.
Eric Draven (26.02.05): Ich bin nicht so der Typ, der auf diese "Kirchen-Glaubens-Dogma-filme" abfährt, aber für einen Film dieses Genres fand ich Constantine ziemlich gelungen.
Er wird nicht langweilig, erzählt die alte Geschichte vom Konflikt zwischen Himmel und Erde mal was anders und die Effekte fan dich auch durchaus gelungen.
Also, für Fans des Genres auf jeden Fall sehenswert (besser als "Der Exorzist-Der Anfang oder Stigmata) und die die's sonst interessiert empfiehlt sich eher das Kino als auf die DVD zu warten.
Ich gebe 7 von 10 Kriegerdämonen, die versuchen in unsere Welt zu gelangen

Boris (25.02.05): Und ich gehöre zu den - Hetero, aber trotzdem auch nicht steinigen - Männern, die Mr. Reeves NICHT ausdrucksarm finden. Er sieht halt so aus, wie er aussieht - und nicht jeder Mann schätzt es, wenn seine Mimik immer eine 100%-Spiegelung seines Seelenlebens darstellt. Klingt komisch, ist aber so. Zum Film: ja, die Story ist nicht sonderlich originell -allerdings ist es in jedem erfolgreichen Genre (und "Glaubensfilme" sind im Moment angesagt)- zunehmend schwierig, das Rad neu zu erfinden. Den Höllensohn Mammon(!) an dem Übertritt zur Erde zu hindern ist aber mindestens genau so nett wie die Idee einer teuflischen Bibel ... Also: nichts grundlegend Neues, aber ganz nette Ideen gut umgesetzt. Ja, die Nebenfiguren kommen ein wenig zu kurz. Aber hey, der Film hat halt keine 3 Stunden. Das man allerdings den Nebenfiguren mehr Raum wünscht, heißt ja auch, daß sie ihren Job gut gemacht haben. Der Film ist gut gecastet worden, Hut ab! Schließlich zu dem was bleibt: gute Unterhaltung; Bilder, mit denen das Gedächtnis noch einige Tage herumspielen kann - und eine gute Prise Humor. Dieser blieb den Paderkino-Leuten nicht verborgen, der SPIEGEL-Mensch hat ihn nicht verstanden ... Ähm ... 8 glimmende Kaugummis in Jonnys Hand...
Stingray (24.02.05): Also ich war vom Film auch überaus angetan. Zwar hätte auch ich mir (ohne die Comics zu kennen) als Hauptdarsteller ein größeres Schwergewicht als Reeves gewünscht, an den restlichen Darstellern gibt es aber wirklich nichts auszusetzen. Vor allem Rachel Weisz überzeugt auf ganzer Linie. (Sie hat schon alleine mit ihren Augen ein größeres Repertoire an schauspielerischen Möglichkeiten, als Reeves mit seinem kompletten Körper.) Die Effekte sind gut bis sehr gut (Hölle!!!), die Story fürs Genre richtig interessant. Außerdem war der schwarze Humor überraschend effektiv und machte einem die Charaktere (vor allem Angela) richtig symphatisch. Habe mir an Hand der Vorabkritiken bei weitem schlimmeres vorgestellt. Ich war stattdessen sogar richtig begeistert! 8 von 10 verwirrten Katzen in Neos Angesicht
Sebastian (23.02.05): Ich fand Constantine richtig gut! Ich bin ziemlich begeistert!
Vielleicht liegt das auch daran, dass ich den Comic nicht kenne! Ich fand die Figur "Constantine" so gut, wie sie war. Ebenso fand ich Keanu Reeves in der Rolle gut. Er mag vielleicht nicht zu den besten Schauspielern gehören, aber gerade seine reduzierte Mimik passte doch wunderbar zu Constantine, der abgeklärt und zynisch ist und der allen größeren Emotionen entsagt hat. Also ist Reeves sehr gut besetzt worden. Dass er nicht so aussieht, wie der Constantine in den Comics, ist hier nur nebensächlich, da es zum Filmgeschäft gehört, dass nicht immer alles genau vom Original übernommen wird.
Der Film hatte klasse Computer-Effekte, eine recht gute Story und ich fand, er war auch spannend genug gemacht!
Aber das aller, aller Beste am Film war der super beißende, zynische Humor! Ich musste häufig laut loslachen! Da gehörte ich zwar zur Minderheit im Saal, aber diese Art von Humor ist auch nicht jedermanns Sache!Ich habe mich bei den Kommentaren und Gesten aber auch wirklich köstlich amüsiert!
Gut, die Handlung und Aufmachung des Films kommt einem aus verschiedenen Filmen bekannt vor, aber besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht! Ich musste z.B. häufig an den Film Dogma denken!
Ein negativer Punkt im Film war allerdings auch, dass viele der Figuren zu wenig beleuchtet wurden. Aber dafür wären ja ggf. diverse Fortsetzungen, über die ich mich sehr freuen würde, bestens geeignet!
Fazit: 8,5 von 10 Spinnen in Constantines Welt!

Sandra (23.02.05): Also ganz so schlecht fand ich den Film nicht. Was daran liegen mag, dass ich bei Comic-Verfilmungen meine Erwartungen auf das allerniedrigste herunterschraube. So auch bei "Constantine". Die Story haben wir schon des öfteren gesehen und/oder gelesen ("Im Auftrag des Teufels", "Dogma", "Faust") und irgendwie ist es eine Mischung aus allem. Ich fand ihn durchaus spannend obwohl das Ende schon zu Anfang klar ist. Die Special-Effects waren gut, die Höllendimension eindrucksvoll abstoßend. Nun zum Hauptdarsteller: Ich gehöre zu den Frauen - bitte nicht steinigen! - die Keanu Reeves absolut ausstrahlungsarm finden. Der Mann hat einfach keinen Charakter und ja, er hat nur diesen einen steinernden Gesichtsausdruck wie in "Matrix". Ich kenne die Comic-Vorlag nicht, hätte mir aber durchaus mehr Einsatz gewünscht. Dafür war sein Humor genau meine Richtung. Triefender Zynismus pur - habe des öfteren herzlich gelacht. Vielleicht sagt Keanus Agent ihm ja irgendwann mal, dass nur gut auszusehen einfach nicht ausreicht. Da ich "Blade Trinity" um einiges schlechter fand als "Constantine" gebe ich 6 von 10 teerverpesteten Lungenflügeln
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