Dumplings - Delikate Versuchung
Drama/Horror, Hongkong 2004, 91 Minuten, ab 18
Originaltitel: Gaudzi; Deutschlandstart: 04.08.2005 (3L Filmverleih); Regie: Fruit Chan; Produktion: Peter Ho-Sun Chan; Drehbuch: Lilian Lee; Musik: Chan Kwong-Wing; Kamera: Christopher Doyle; Schnitt: Chan Ki-Hop

mit Bai Ling (Mei, die Köchin), Miriam Yeung (Frau Li), Tony Ka-Fei Leung (Herr Li), Pauline Lau (Masseurin), Miki Yeung (Kate), Wong Sa-Fun (Mates Mutter), Peter Wong  (Arzt), Wong Sum-Yeung (Alter Friseur), Wu Wai-Man (Krankenschwester) u.a.

Filmplakat
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Offizielle Website (3L Filmverleih )
Trailer (AVI-Download [2,9MB] von 3L )
Szenenbild 1 Szenenbild 2 Szenenbild 3 Szenenbild 4

Die Zeit heilt alle Wunden. Aber was ist, wenn die Zeit selbst die Krankheit ist? - Sprichwort unbekannten Ursprungs.

Plot: „Tante Mei“ (Bai Ling) ist Spezialistin für Verjüngungskuren in Hongkong, für die sie spezielle, „Dumplings“ genannte Speisen zubereitet. Ihre neueste Kundin Ching (Miriam Yeung Chin Wah) ist die Frau eines reichen Geschäftsmannes, für den sie ihr jugendliches Aussehen wiedergewinnen will.
Doch die Verjüngungskost hat ein grausiges Geheimnis: Tante Mei, einst hochbegabte Ärztin, verwendet als Geheimzutat Teile menschlicher Körper. Für ihr stärkstes Mittel verwendet sie Teile eines fünf Monate alten Fötusses, den sie selbst abtrieb. Als Ching per Zufall hinter dieses Geheimnis kommt, verlässt sie zunächst fassungslos und angewidert die Praxis. Als sie jedoch erkennt, dass es sich bei den Dumplings um die einzige Möglichkeit handelt, ihre Schönheit, ihren Status und die Liebe ihres Mannes wiederzugewinnen, kehrt sie entschlossen zurück.

Kritik: Fruit Chan zeigt eine Welt des psychischen Abgrunds, in der die portraitierten Personen in ihrem Schönheitswahn bereit sind, alle noch verbleibenden menschlichen Grenzen zu überschreiten. Dumplings ist Teil der asiatischen Horror-Trilogie Three Extremes (Drei Extremata) und sprichwörtlich ein Film, der an die Nieren geht.
Durch den thematisierten Kannibalismus bewegt sich der Film hart an der Ekelgrenze und verlangt seinen Zuschauern starke Nerven ab. Doch trotz des filmischen Grenzganges schaffen es Regisseur Fruit Chan und sein Kameramann Christopher Doyle, der schon Hero und 2046 ins rechte Bild rückte, (fast) alles zu zeigen, ohne es wirklich zu zeigen.

Weit entfernt von jeder oberflächlichen Effekthascherei wird hier meist nur angedeutet oder im Unschärfebereich gezeigt, man sieht zwar Blut, aber keinen Splatter; das Grauen wird so gut wie nie explizit dargestellt und entfaltet erst durch die Vorstellungskraft des Zuschauers seine volle Wirkung. Ähnlich wie bei Sieben, Ring oder Saw spielt sich der Horror hauptsächlich auf psychischer Ebene ab, zu der auch der Score, die Soundeffekte, sowie auch die sehr abgründig und surrealistisch wirkende Bildgestaltung ihren Teil beitragen.
In dieser Hinsicht kann es als Warnung oder Gütesiegel betrachtet werden, dass während der Vorstellung auf der Berlinale Zuschauer ohnmächtig wurden.
Shooting Star Bai Lin (Sky Captain and the world of tomorrow, 2046) spielt die Tante Mei mit einer Mischung aus Leidenschaft, professioneller Abgebrühtheit und Skrupellosigkeit. Durch ihren selbstverständlichen Umgang mit den Dumplings gewinnt der Abgrund erst an Tiefe. Zu ihrem Gegensatz überzeugt Miriam Yeung Chin Wah als in ihrem Wunsch nach neuer Schönheit verzweifelte Ching, die zunächst mit Schrecken auf die sich ihr eröffnende Welt reagiert, ihr dann aber letztlich dadurch Schrecken verleiht, dass sie sich ihr mit voller Überzeugung hingibt. In Kombination mit Chans eher langsamer Erzählweise tut sich somit vor dem Zuschauer langsam ein tiefer Abgrund auf, der mehr zu bieten hat als jeder oberflächliche Schockeffekt.

Fazit: NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN! Ein Film über den Horror skrupellosen Schönheitswahns, der statt mit Splattereffekten mit der Psyche des Zuschauers spielt und dabei auf seine Weise so herausragend wie schockierend ist. Aber dafür muss man schon Starke Nerven mitbringen! 8 von 10 unerwartet lebendigen Küken.

Nikolas Mimkes
24.05.2005

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