Lord of War - Händler des Todes
Drama/Thriller, USA 2005, 120 Minuten, ab 16
Originaltitel: Lord of War; Deutschlandstart: 16.02.2006 (20th Century Fox); Regie: Andrew Niccol; Produktion: Nicolas Cage, Gary Hamilton u.a.; Drehbuch: Andrew Niccol; Musik: Antonio Pinto; Kamera: Amir M. Mokri; Schnitt: Zach Staenberg

mit Nicolas Cage (Yuri Orlov), Bridget Moynahan (Ava Fontaine Orlov), Jared Leto (Vitaly Orlov), Shake Tukhmanyan (Irina Orlov), Jean-Pierre Nshanian (Anatoly Orlov), Jasper Lenz (Gregor), Kobus Marx (Boris), Stephan De Abreu (Liev), Ian Holm (Simeon Weisz), Tanya Finch (Ingrid) u.a.

Filmplakat
Internet Movie Database ()
Offizielle Website (20th Century Fox )
Trailer (20th Century Fox )
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Mitte der 80er Jahre waren meine Waffen in acht der zehn wichtigsten Kriegsgebiete der Welt vertreten. - Yuri berichtet über seine Erfolge.

Plot: Yuri Orlov (Nicolas Cage), Sohn ukrainischer Einwanderer in den Staaten, macht in seinem tristen, aussichtslosen Leben im Einwandererviertel Little Odessa zwei wichtige Entdeckungen: Gegessen und getötet wird immer. Nur lässt sich als Restaurant-Besitzer kein großes Geld verdienen. Somit beginnt Yuris Karriere als Waffenhändler. Den ersten Deal vergleicht er noch mit dem berühmtesten ersten Mal: Man hat eigentlich keine Ahnung von dem, was man tut, tut es aber trotzdem irgendwie und versucht dabei so gut wie möglich anzukommen. Als er langsam aufsteigt, versucht er mit Simeon Weisz (Ian Holm), dem mächtigsten Waffenhändler der Welt, zusammenzuarbeiten. Der weist ihn jedoch nur herablassend ab.
Doch gelingt Yuri ein Jahr später ein großer Wurf mit billig erstandenen Waffen, die die Amis mal wieder in irgendeinem Kriegsgebiet zurückgelassen haben, da es billiger ist, einfach neue zu bestellen, als die alten zurück zu transportieren. Mit seinem Bruder Vitaly (Jared Leto) an seiner Seite steigt er schon bald zum größten Waffenhändler der Welt auf, der jede Armee der Welt beliefert, abgesehen von der Heilsarmee, gleichgültig Nationalität oder Gesinnung. Auch privat findet er sein Glück in dem Top-Model Ava (Bridged Moynahan), die mit ihm in seinem Reichtum glücklich ist und keine Fragen stellt.
Doch während Yuri kein Gewissen kennt und rücksichtslos nur hinter dem Geld her ist, kommt Vitaly zunehmend mit dem Geschäft nicht klar und flüchtet sich in Drogen und billige Mädchen. Außerdem ist da noch der junge Interpol-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke), der beständig hinter Yuri her ist und die Schlinge langsam aber sicher immer enger um ihn zuzieht. Doch als der eiserne Vorhang fällt, eröffnen sich ganz neue Märkte, nicht nur im Osten, sondern auch in den Krisen geschüttelten Gebieten Afrikas, deren Kriegstreiber bald schon zu Yuris besten Kunden zählen. Aber der Erfolg hat auch eine Kehrseite und so geht es in seinem gesamten Privatleben schon bald bergab. Doch stellt sich für Yuri nur eine Frage:
Wenn statistisch gesehen jeder zwölfte Mensch auf der Welt eine Waffe besitzt, wie erreicht man die restlichen elf?

Kritik: Andrew Niccol hat nach seinen provokant-brisanten Filmen Die Truman Show und Gattaca ein neues Meisterwerk geschaffen! Ein Stoff, der so brisant ist, dass kein Hollywood-Studio ihn finanzieren wollte. Glücklicherweise wurde Niccol jedoch in Europa fündig und konnte so diesen erschreckenden und abgründigen Film realisieren.
Schon der Aufmacher ist ein echter „Knaller“: In einer sehr langen Kameraeinstellung sehen wir den vollständigen Weg einer x-beliebigen Kugel aus der Massenproduktion, von ihrer Herstellung in der Fabrik über ihren Export in irgendein Kriegsgebiet, wo sie schließlich im Kopf eines kleines Jungen landet. Die Aussage des Films wird bereits hier unbarmherzig deutlich und legt nahe, wie unschön und realitätsnah die nächsten zwei Stunden sein werden.
Nicolas Cage (Das Vermächtnis der Tempelritter) spielt den eiskalten Waffenhändler, der für das große Geld sprichwörtlich über Leichen geht, mit einer Intensität, die gleichzeitig kaum eine Gefühlregung kennt.

Ganz zu Anfang erleben wir eine eindringliche Szene, in der Yuri soeben einen Deal abgeschlossen hat und ihm kurz danach plötzlich die Kugeln um die Ohren fliegen. Doch während nur wenige Meter von ihm unschuldige Zivilisten hingerichtet werden, ist er lediglich damit beschäftigt, das vor Schreck fallen gelassene Geld wieder aufzusammeln. „Lass uns gehen, das ist nicht unser Krieg!“ meint er daraufhin zu seinem kleinen Bruder. Wie unwichtig ihm letztlich die Anwendung seiner Ware ist, erwähnt Yuri ganz nebenbei: Der einzige, den er niemals beliefert habe, sei Osama Bin Laden. Aber auch nur, weil der immer seine Schecks platzen ließ… Emotionen werden bei ihm erst gegen Ende des Films sichtbar, als seine Arbeit diverse private Schicksalsschläge nach sich zieht. Jared Leto (Alexander) verleiht seinem Vitaly den Schrecken, den wir als Zuschauer empfinden: Noch bevor er in das Geschäft mit seinem Bruder einsteigt, hegt er große Zweifel, die sich dann für ihn bestätigen. Als er dann trotz allem weitermacht, zerbricht er langsam aber sicher, wird zu einem emotionalen Wrack, das durch Drogenexzesse dem Wahnsinn vergeblich zu entkommen versucht.
Aber auch die weiteren Nebenrollen sind brillant besetzt: Da ist zu einem Bridged Moynahan (I, Robot) als Ava, die zunächst glücklich ist mit Yuri und Geld und Luxus genießt. Doch nach und nach kommen auch ihr Zweifel auf und entfernt sie sich immer weiter von ihrem Mann, bis sie sich von ihm und seiner Welt nur noch abgestoßen fühlt. Ethan Hawke (Training Day) mimt den jungen Polizisten Jack Valentine, der Yuri unerbittlich auf den Fersen ist, jedoch dauerhaft nichts gegen ihn ausrichten kann. Denn auch wenn Yuri ein „ein-Mann-Genozid“ ist, ist er nur ein notwendiges Übel. Denn letztlich sind nicht die Waffenhändler, sondern die Kriegstreiber die wahren Waffenhändler und Übeltäter. Und da die Waffenhändler im Interesse der Regierungen handeln, werden sie auch von denen gedeckt. Sehr schön gelungen ist in diesem Zusammenhang der finale Dialog zwischen Yuri und Jack, in dem dessen inoffizielle Immunität deutlich wird. Die Waffen sind ihm am Ende zum Verhängnis geworden und sind gleichzeitig seine Rettung. „Ich würde Ihnen gerne sagen, dass Sie zur Hölle fahren sollen. Aber ich glaube, dass Sie dort bereits sind!“ ist alles, was Jack ihm am Ende entgegnen kann. Und trotz allem, wie der Film nahe legt, ist nicht Yuri, sondern der US-Präsident der wahre Übeltäter der Films und gleichzeitig der Grund dafür, warum das Projekt nur mit europäischer Finanzierung durchführbar war.
Die neben Yuri erschreckenste Nebenrolle hat jedoch Ian Holm (Bilbo in Der Herr der Ringe) als Senior-Waffenhändler: Er steht am Ende nur für einen Generationswechsel, für einen andauernden Fortlauf des Business, dass die Gewalt schürt und von ihr erhalten wird. Denn letzten Endes, und das ist vielleicht die nüchternste Message des Films, werden am Ende die Waffenhändler die Welt beherrschen, denn alle anderen sind zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig umzubringen…

Fazit: Was Bowling for Columbine als Dokumentation war, ist Lord of War als Spielfilm. Eindringlich, intensiv und doch nüchtern, und dadurch gerade erschreckend! Eine großartige Regie, hervorragende Technik und die erstklassigen Darsteller machen diesen Film zu einem Meisterwerk, das man nicht verpassen darf. Das die Academy hier keine Oscars in Erwägung gezogen hat, ist nahe liegend und spricht für sich! 9 von 10 Flugzeugen in der Bronx.

Nikolas Mimkes
02.03.2006

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760 Stimmen
Schnitt: 4.9
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Leser-Kommentare:
Just (12.11.13): Für mich einer der besten Filme, sowohl was das Thema anbelangt, an welches sich gewiss nicht jeder heran traut, als auch an die Umsetzung der Charaktere, die sowohl nachvolltiehbar als auch anschaulich ihre jeweiligen Rollen vertreten. In jedem Fall sehenswert und für mich eine glatte 10!
Sebastian (19.03.06): Ich kann nur sagen: Sensationell!!!
Definitiv einer der besten Filme, den ich bisher in diesem Jahr gesehen habe!
Um wirklich das volle Vergnügen aus dem Film herausziehen zu können, sollte man allerdings schon ein Freund von bitter-bösem, zynischen Humor sein! Da das aber genau mein Fall ist, bin ich einfach nur begeistert!
In der ersten Hälfte des Films habe ich mich köstlich amüsiert und herzhaft gelacht. In der zweiten Hälfte wendet sich der Film allerdings und das Lachen bleibt einem doch das ein oder andere Mal im Hals stecken. Nicolas Cage ist perfekt besetzt, denn er ist der Sympathieträger des Films, obwohl er vom Charakter her eigentlich das Arschloch ist. Das kann Cage mit seiner tollen charmanten Art sehr gut rüber bringen. Verkehrte Welt, die aber genau zur satirischen Art des Films passt und den Zuschauer auf diese Art unglaublich gut gefühlsmäßig manipuliert.
Das Wichtigste ist aber, dass der Film nicht mit der moralischen Keule und erhobenem Zeigefinger daherkommt, sodern genau gegenteilig. Dadurch, dass der Regisseur dem Zuschauer den charakterlich verwerflichen Protagonisten als Sympathieträger verkauft, wirkt die eindringliche Botschaft um so mehr.
Wenn man bedenkt, dass viel, wenn nicht sogar alles auf wahren Begebenheiten beruht... Man, man, man!!!
Genial ist auch das Ende! Mutig und sehr gut, dass solche anti-amerikanischen politischen Aussagen in einem amerikanischen Film mit Top-Darstellern (wenn auch mit europäischer Finanzierung!) zu hören sind!
Fazit: Lord of War - Händler des Todes ist einfach genial gemacht mit bitterbösem, zynischem Humor vom Feinsten! Unbedingt ansehen!!!!!!!!!!!!!!!! 9,5 von 10 rivalisierenden Waffenhändlern!

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