Berlinale
2004

Im
54. Jahr fand vom 05.-15. Februar 2004 mit der Berlinale das zweitwichtigste
europäische Filmfestival statt. In diesem Jahr waren 26 lange Wettbewerbsfilme,
50 Filme im Panorama, über 80 im Forum, darüber hinaus zahlreiche
Kurzfilme, Retrospektive und Filme in anderen Sparten dabei.
Sehr
viele und ganz große Stars wurden in Berlin dieses Jahr nicht
gesehen. Einzig zu den im Wettbewerb (teilweise außer Konkurrenz)
platzierten Filmen fand sich der ein oder andere Hauptdarsteller (z.B.
Jack Nicholson, Cate Blanchett oder Robin Williams) mit prominentem
Namen ein. Durch Unterwegs
nach Cold Mountain wurde das Festival unter Chef Dieter Kosslick
von Kulturstaatssekräterin Chistina Weiss und Bürgermeister
Klaus Wowereit eröffnet.
Die Jury war in diesem Jahr nicht nur schön international sondern
auch international schön: Jury-Präsidentin Frances McDormand
(Schauspielerin, USA; Fargo, Laurel
Canyon), Maji-da Abdi (Regisseurin, Äthiopien; The
River that Divides), Valeria Bruni Tedeschi (Schauspielerin, Italien),
Samira Makhmalbaf (Regisseurin, Iran; Schwarze Tafeln), Peter
Rommel (Produzent, Deutschland; Halbe Treppe), Gabriele Salvatores
(Regisseur, Italien; Ich
habe keine Angst), Dan Talbot (Filmverleiher, USA).
Das Zentrum der Berlinale waren wieder einmal die Kinos am Potsdamer
Platz, wo auch die gesamte Presse und die angeschlossene Filmmesse untergebracht
war. Die Kartenschlangen waren in diesem Jahr überschaubar, vor
allem auch deswegen, weil mittlerweile kontingentierte Buchungen über
das Internet möglich sind, die langes Warten auf einen ausverkauften
Film überflüssig machen.
Aus deutscher Sicht hätte die Auswahl der Jury-Mitglieder auf jeden
Fall kaum besser sein können, denn der Wettbewerbsbeitrag von Fatih
Akin (Solino, Im Juli) Gegen die Wand konnte den begehrten
Goldenen Bären nach 18 Jahren wieder einmal nach Deutschland holen.
Die
wichtigsten Preisträger im Überblick:
- Gegen
die Wand (Goldener Bär)
- El
Abrazo Partido (Großer Preis der Jury, Silberner Bär)
- Kim
Ki-Duk für Samaria
(Silberner Bär für die beste Regie)
Catalina Sandino Moreno für Maria voll der Gnade (Silberner
Bär für die beste Darstellerin)
- Charlize
Theron für Monster
(Silberner Bär für die beste Darstellerin)
Daniel Hendler für El Abrazo Partido (Silberner Bär
für den besten Darsteller)
Ensemble von Morgengrauen (Silberner Bär für eine
hervorragende künstlerische Leistung)
Banda Osiris für Primo
Amore (Silberner Bär für die beste Filmmusik)
- Die
Spielwütigen (Panorama Publikumspreis)
Kleine
Pikanterie am Rande: Zwei Tage nach der Preisvergabe deckte die Bildzeitung
die Porno-Vergangenheit der Hauptdarstellerin von Gegen die Wand
Sibel Kekilli auf. Den Verleih dieses Films und auch die Pornofirma
Magma wird es freuen.
Berlinale-Bericht
Olaf
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Es
mag an der Vorauswahl der Filme gelegen haben - wollen wir das mal
hoffen, aber das Niveau der Filme, die ich in diesem Jahr auf der
Berlinale gesehen habe, fand ich nicht befriedigend. Vor allem der
Anteil von Filmen, die ihre Zuschauer mit irgendwelchen filmisch
formalen Dingen gelangweilt haben (z.B. Die Nacht singt ihre
Lieder) war erschreckend hoch. Dazu kamen Filme, vor allem
die dokumentarischen sind hier gemeint, die einfach von der großen
Leinwand nicht profitieren können und deswegen meiner Ansicht
nach im Fernsehen viel besser aufgehoben sind.
Darüber hinaus war es aber ein Erlebnis, über den roten
Teppich in den Berlinale-Palast zu schreiten, Regisseuren nach der
Vorstellung im Panorama Fragen stellen zu dürfen oder einfach
nur den Flair eines großen Festes für Cineasten einatmen
zu dürfen.
Natürlich sind auch einige Kuriositäten passiert: Zuschauer,
denen nicht klar war, dass die meisten Filme nur englisch untertitelt
und nicht synchronisiert sind. Pressevertreter, die in der Vorstellung
einschlafen. Filme, bei denen gelacht und nicht wie beabsichtigt
vielleicht geweint wird. Und eine vertauschte Filmrolle beim vorletzten
Wettbewerbsfilm unter Anwesenheit der Jury.
Zumindest hat das alles Lust aufs nächste Jahr gemacht... |
Filmkritiken
(in den nächsten Tagen online):
Berlinale-Bericht
Nick
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Als
Dauerkartenbesitzer macht man's in etwa wie die Polizei bei einer
Razzia: Man nimmt so viel wie nur eben möglich mit und hofft,
dass ein paar "große Fische" (bzw. Bären) im
Netz hängen bleiben.
Rückblickend bin ich aber der Meinung, dass die diesjährige
Berlinale im Schnitt nicht die Qualität des Vorjahres erreichen
konnte. Von 44 Filmen konnten mich diesmal nur wenige Filme beeindrucken
und noch weniger wirklich "vom Hocker reißen". Das
lag zumeist daran, dass die meisten Filme ihr Potenzial einfach
nicht ausschöpften und somit nur im Bereich des Interessanten
oder sogar nur Mäßigen blieben. Ein paar Mal blieb nach
dem Abspann allerdings nur noch die Frage zurück, wie um alles
in der Welt dieser Film nur ausgewählt werden konnte...
Gefreut hat mich, dass sich endlich auch mal ein paar Kategorie-A-Stars
nicht nur in den Berlinale Palast trauten, sondern auch in den Zoo-Palast,
so z.B. Nicoletta Braschi und Christian Bale.
Und auch wenn es einige Dinge hinsichtlich der Organisation gab,
die richtig ärgerlich waren, so hat die Berlinale dennoch wieder
die Vorfreude auf's nächste Jahr geweckt! |
16.02.2004
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